Eingebettet in den Nationalpark Hohe Tauern liegt Osttirol, ein aus ökologischer Sicht wertvoller Landstrich, da hier seltene Vogelarten und eine Vielzahl von Schmetterlingen beheimatet sind. Der aus der Landeshauptstadt Lienz stammende Walter Mair bietet in seinem neuesten Buch „Das Osttiroler vier Jahreszeiten Wanderbuch“ vierundsechzig Tourenvorschläge, die von leichten und beschaulichen Wanderungen mit kaum nennenswert zu überwindenden Höhenmetern bis zu Klettersteigen mit seilgesicherten Stellen führen, für die absolute Trittsicherheit erforderlich ist. Da es sich bei diesem Buch nicht um einen klassischen Wanderführer handelt, verzichtet der Autor auf die in Wanderführern übliche farbliche Kennzeichnung einer Tour nach Schwierigkeitsgraden.
Als Insider der Region Osttirol berichtet Walter Mair von alten Gewohnheiten der Dorfbewohner, von Handelsbeziehungen vergangener Jahrhunderte, von Tragödien und Unglücksfällen sowie überlieferten Sagen. Der Autor erinnert in Geschichten an den früher betriebenen Bergbau in den Kupfer-, Erz- und Schwefelminen und an die beiden Weltkriege, wobei die schmelzenden Gletscher erst in jüngster Zeit ein abgestürztes Flugzeug der deutschen Wehrmacht teilweise freigegeben haben. In teils spannenden, teils amüsanten Episoden aus seiner Schul- und Jugendzeit schreibt er von eigenen Erlebnissen. So verlor er beim Bau eines Biwaks ein Ankereisen, das auch erst nach 38 Jahren durch den Rückgang eines Gletschers zum Vorschein kam. Um dem Leser die Naturschönheiten dieses einzigartigen Fleckchens auf Erden anschaulich zu vermitteln, hat er für die zahlreichen farbigen und oft ganzseitigen Aufnahmen, die fast alle von ihm stammen, auch schon mal einen gefährlichen, nächtlichen Aufstieg in Kauf genommen.
Die Wanderziele hat Walter Mair in seinem Buch „Das Osttiroler vier Jahreszeiten Wanderbuch“ nach Jahreszeiten sortiert, so dass im Winter Schneeschuhgeher, Langläufer oder auch Abfahrtsläufer mit Skiern auf ihre Kosten kommen. Wie von einem „echten“ Wanderführer gewohnt, spricht er in der Wir-Form und präsentiert einen entsprechenden Kartenausschnitt mit Himmelsausrichtung und Maßstab. Zu jeder Tour hat der Autor eine mögliche Anfahrt vermerkt und benennt Einkehrmöglichkeiten.
In der Praxis ist die zeitliche Unterteilung einer Wanderung in einzelne Etappen hilfreich, die er jedem Vorschlag voranstellt. Allerdings sind die diesbezüglichen Angaben bei dem „Dreiseenweg am Alpenhauptkamm“ und beim „Wanderweg Celar im Kristeiner Tal“ fehlerhaft, und die Bilder zum Rückgang des Peischlach-Kesselkees sind vertauscht worden. Von diesen Unstimmigkeiten abgesehen, hält ein Liebhaber und Kenner der Osttiroler Bergwelt mit diesem Buch ein Juwel in Händen, das ihn sicher sehnsuchtsvoll an frühere Urlaube in dieser hochalpinen Region erinnert.
Das Osttiroler vier Jahreszeiten Wanderbuch von Walter Mair
Tyrolia Verlag 2015
Klappenbroschur
256 Seiten
ISBN 978-3-7022-3444-7