Das Inselexperiment von Aleksander Melli

Das InselexperimentDer 12-jährige Max Berg ist ein Nerd, der seine Zeit damit verbringt Nachrichten in norwegischen und englischsprachigen Zeitungen und im Internet zu lesen und interessante Artikel an einer Pinnwand in seinem Zimmer zu sammeln. Eines Tages erhält er eine seltsame, hellgrüne Karte. „Die wahre Wirklichkeit kommt bald. Die Kinderregierung.“ ist darauf zu lesen. Auch sein bester Freund Egil und andere Kinder in der Schule erhalten verschiedene dieser seltsamen Karten, die bei den Kindern zum Sammelobjekt werden.

Doch dann wird das Geheimnis endlich gelüftet. Der Fernsehsender TV 7 sucht für eine Realityshow zwanzig Kinder zwischen acht und dreizehn Jahren, die den Sommer auf einer Insel im Oslofjord verbringen dürfen. Sie sollen Parteien gründen und ein eigenes Wahlprogramm entwickeln, um eine Kinderregierung zu bilden. Dabei werden sie von Kameras auf der gesamten Insel beobachtet. Ein ausgewähltes Volk von tausend Kindern kann die Ereignisse über einen Touchscreen verfolgen und interaktiv beeinflussen. Auch Max und sein Freund Egil möchten an diesem Abenteuer teilnehmen und werden tatsächlich unter zweitausend Kindern ausgesucht.

Zu Beginn der Sommerferien werden die Kinder mit einem Schiff auf die Insel Fernholmen gebracht und mit den Regeln, dem Grüngesetz, vertraut gemacht. Sie erhalten eine Uhr, über die sie Mitteilungen der Grenzhüterin bekommen und jederzeit geortet werden können. Jedes Kind erhält zehn Punkte. Verstöße gegen das Grüngesetz werden durch die Grenzhüterin mit Punkteabzug bestraft. Wer null Punkte hat, muss die Insel verlassen. Nach einigen Tagen werden kleine Parteien gegründet, die an ihren Wahlprogrammen arbeiten. Dabei entstehen politische Diskussionen über Nachhaltigkeit bei der Nahrungsmittelproduktion und Entwicklungshilfe, den Klimawandel und den Treibhauseffekt. Max ist eine Verringerung der CO²-Emissionen besonders wichtig. Boris, ein medienfixierter, zynischer Provokateur, schlägt vor, die Probleme durch ein System der freiwilligen Sterbehilfe oder auch Völkermord zu lösen. Am Wahltag kommt es dann zu einer Überraschung, denn das Volk wählt Boris zum Ministerpräsidenten. Der schafft das Grüngesetz ab, macht sich selbst zum Grenzhüter und regiert wie ein durchgeknallter Tyrann über die Insel…

„Das Inselexperiment“ von Aleksander Melli ist ein fesselnder, gesellschaftskritischer Roman, der aktuelle politische Themen behandelt, mit denen sich der Leser auseinandersetzen muss. Der Autor tritt dabei als Erzähler auf, der über die Erlebnisse von Max berichtet und gelegentlich den Leser mit kleinen Hinweisen auf zukünftige Ereignisse zum Weiterlesen animiert. Leider wird man am Ende der Geschichte, die wirklich gut beginnt, durch eine reichlich abgefahrene Auflösung enttäuscht. „Das Inselexperiment“ ist trotzdem ein lesenswertes Buch, da es aktuelle politische Themen auf eine spannende und unterhaltsame Weise vermittelt und zum Nachdenken anregt.

Das Inselexperiment von Aleksander Melli

Das Inselexperiment
Übersetzung von Gabriele Haefs
Rowohlt Verlag 2010
Hardcover
704 Seiten
ISBN 978-3-499-21509-4

Bildquelle: Rowohlt Verlag
PGltZyBsb2FkaW5nPSJlYWdlciIgc3JjPSJodHRwczovL3NzbC12ZzAzLm1ldC52Z3dvcnQuZGUvbmEvODkwM2EwNDhkY2NiNDFkNjhlYTQ1NmYxM2E1MmIxMDciIHdpZHRoPSIxIiBoZWlnaHQ9IjEiIGFsdD0iIj4=

Teile diesen Beitrag