Bretonisch mit Aussicht von Gabriela Kasperski

Bretonisch mit AussichtTereza Berger hat in Camaret-sur-Mer auf der bretonischen Halbinsel Crozon vor einem Jahr die Buchhandlung DEJALU in der Villa Wunderblau eröffnet. Anlässlich eines bevorstehenden Konzertes an der Hafenmole, bei dem der aus Nonnen bestehende Bergamotten-Chor sowie der Superstar Armelle auftreten werden, soll Tereza auf Bitten von Sœur Nominoës für das Fernsehteam kochen. Obwohl sie gerade genug Ärger mit einem übergelaufenen Abwassertank in ihrer Villa und beleidigenden Schmierereien an ihren Schaufenstern hat, nimmt sie die Herausforderung an. Als sie sich auf dem schmalen Küstenweg zum Kloster aufmacht, stößt Tereza auf eine Leiche. Ihr fällt sofort das Kruzifix mit Triskel bei dem Toten auf, weil auch die Nonne Sœur Nominoës ein solches trägt. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dem Toten um den Marineadmiral Bernard Sonnett, der in Kürze seinen 95. Geburtstag feiern wollte und der zum Granit-Ritter geschlagen werden sollte. Commissaire Gabriel Mahon geht von einem tragischen Unfall aus, den Bernards Sohn Alain Sonnett tief bestürzt zur Kenntnis nimmt.

Tereza backt für die Filmcrew Galettes und zeigt sich erleichtert über eine fertig angelieferte Fischsuppe. Doch am Tag darauf eröffnet ihr Commissaire Mahon, der die Fischsuppe ihren Kochkünsten zuordnet, dass sich alle Gäste unwohl fühlen und Verdacht auf Lebensmittelvergiftung besteht. Armelle wird sogar auf der Intensivstation des Krankenhauses versorgt. Aufgrund Terezas unbedachter Äußerung vom Vortag hat er sie in Verdacht, zumal sie keine Vergiftungssymptome zeigt. Während sich Tereza den Kopf darüber zerbricht, wer die Suppe gebracht hat, lenkt sie Mahons Verdacht unbeabsichtigt auf Sœur Nominoës. Nun muss sie Beweise für deren Unschuld finden, die zu allem Überfluss auch noch verschwunden ist. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Leichenfund, der kontaminierten Suppe und Luc, einem weiteren Verletzten? Wollte dieser sich selbst richten? Immerhin finden sich auf seiner Pistole Fingerabdrücke von Nicolette, die einen Film über ihre Großmutter drehen will. Oder steckt Alain Sonnett hinter allem?

„Bretonisch mit Aussicht“ ist bereits der zweite, in sich abgeschlossene Roman einer Krimireihe von Gabriela Kasperski. Mit der geschiedenen Tereza Berger hat sie eine leicht chaotische, aber dennoch liebenswürdige Protagonistin geschaffen, die ihrem detektivischen Spürsinn folgt und das Geschehen in der Ich-Form erzählt. Immer wieder tritt sie ins Fettnäpfchen, ist um keine Ausrede verlegen, bindet ihren Gesprächspartnern „Bären“ auf und verplappert sich im Eifer des Gefechts. Zwischen ihr und Commissaire Mahon, der eine altmodische Uhr trägt, auf einer Royal Enfield mit Helm unterwegs ist und keinesfalls unterschätzt werden sollte, entwickelt sich eine Hassliebe: Beide setzen kleine Sticheleien ab und jeder ist auf seinen Vorsprung in der Ermittlung bedacht, wobei Tereza ihm auch schon mal, sich ganz unschuldig gebend, Bedeutendes verschweigt.

Der vielschichtige und wendungsreiche Kriminalroman „Bretonisch mit Aussicht“ beginnt mit einem Prolog im Jahr 1940. In diese Zeit, die vom Krieg überschattet wird, führen auch zum Schluss die Ermittlungen, für die Tereza bis nach Paris reist. Neben Lokalkolorit und einer geschichtlichen Auffrischung hat Gabriela Kasperski umfangreiche Recherchearbeit, beispielsweise zum Kloster Kergonan oder der französischen Nuklearstreitmacht „Force de frappe“ betrieben. An die befremdlich wirkenden Ausdrücke müssen sich Leser, die der französischen Sprache nicht mächtig sind, erst gewöhnen, doch werden sie mit einem rasanten und köstlich amüsanten Plot belohnt, der mit einer gut durchdachten und raffinierten Auflösung besticht!

Bretonisch mit Aussicht von Gabriela Kasperski

Bretonisch mit Aussicht
Emons Verlag 2021
Broschur
288 Seiten
ISBN 978-3-7408-1158-7

Bildquelle: Emons Verlag
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