Nie mehr Oma-Lina-Tag? von Hermien Stellmacher

Nie mehr Oma-Lina-TagWie kann einem Kind eine Ewigkeit erklärt werden, wenn es sich schon nichts unter einer Stunde, einem Tag oder gar einem Monat vorstellen kann? Genau darum geht es aber, wenn jemand verstorben ist, denn dieser Abschied ist endgültig, für immer. Welche Worte können einem Kind begreiflich machen, dass es einen geliebten Menschen nie mehr sehen kann? Hermien Stellmacher nimmt Eltern und Erziehern mit ihrer Bilderbuchgeschichte „Nie mehr Oma-Lina-Tag?“ diese Last von den Schultern, indem sie schon für die Kleinsten eine tröstende Geschichte geschrieben hat:

Jeden Mittwoch wird Jasper von seiner Nachbarin, die für ihn Oma Lina ist, von der Schule abgeholt und gemeinsam backen sie Pfannkuchen. Deshalb ist der Mittwoch auch Jaspers Lieblingstag. Doch eines Tages holt ihn seine Mutter von der Schule ab, weil Oma Lina am Nachmittag ins Krankenhaus muss. Gerade noch rechtzeitig kommen sie nach Hause, so dass der Junge noch zu Oma Lina kann. Sie überreicht Jasper ihr Pfannkuchenheft, in dem sie die alten Rezepte verwahrt. Er soll für die Dauer ihres Krankenhausaufenthaltes weiter üben.

Am Abend erklären die Eltern Jasper, dass das Herz von Oma Lina krank ist, worauf der Junge ängstlich fragt, ob das schlimm ist oder sogar zum Tod führen kann. Schon am Freitag erhält die Familie einen Anruf mit der Mitteilung, dass Oma Lina verstorben ist, was Jasper einfach nicht glauben kann. Sie ging doch ins Krankenhaus um gesund zu werden! Schließlich nimmt Jasper mit seinen Eltern im Krankenhaus Abschied von Oma Lina, die im Bett liegt, als würde sie schlafen. Im Anschluss fährt die Familie zum Beerdigungsinstitut, wo allerhand Formalitäten erledigt werden müssen. Abends kommt noch der Pfarrer zu ihnen, um den Ablauf der Trauerfeier zu besprechen. Die Geschichte endet mit der Beerdigung auf dem Friedhof und der anschließenden Kaffeetafel der Trauergäste bei Jasper zu Hause.

Der Verlag empfiehlt das großformatige Kinderbuch „Nie mehr Oma-Lina-Tag?“ von Hermien Stellmacher für Kinder ab fünf Jahre, wobei nichts dagegen spricht, wenn es auch schon einem entsprechend verständigen Kind mit drei Jahren vorgelesen wird, denn letzten Endes müssen auch schon so kleine Kinder immer wieder den Tod eines geliebten Menschen verschmerzen. Zumindest dann, wenn sie Fragen stellen, kommen Eltern und Erzieher häufig in Erklärungsnot. Da kann die Bilderbuchgeschichte, die mit schönen und farbigen Illustrationen von Barbara Korthues ergänzt wurde, eine enorme Hilfe sein.

Die Autorin hat einen für kleine Kinder gut verständlichen Vergleich gezogen, indem sie von einem kleinen Abschied schreibt, wenn jemand für einen überschaubaren Zeitraum das Haus verlässt und einem großen Abschied, wenn jemand stirbt und das für immer ist. Lobenswert ist an der Geschichte auch, dass der noch junge Protagonist Jasper eigene Ideen einbringen durfte: So hat er sich daran erinnert, dass Oma Lina den Frühling geliebt und ihm ein Gedicht über diese Jahreszeit beigebracht hat, was der Pfarrer zur Beerdigung vorlesen will. Weiterhin hatte Jasper die Idee, dass es zum Kaffee keinen Kuchen, sondern selbst gebackene Pfannkuchen aus dem Pfannkuchenheft geben soll. Das sensibel umgesetzte Thema lässt spätestens an der Stelle, an der von uns lieb gewordenen Menschen die Rede ist, die auch noch nach dem Tod in unseren Gedanken bei uns sind, nicht nur eine dicke Träne über die Wange von Jasper laufen, sondern durchaus auch die Augen Erwachsener füllen.

Nie mehr Oma-Lina-Tag? von Hermien Stellmacher

Nie mehr Oma-Lina-Tag
Gabriel Verlag 2021
Hardcover
32 Seiten
ISBN 978-3-522-30586-0

Bildquelle: Gabriel Verlag
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