Schatten, Streit und Versöhnung: Wie ein Kinderbuch klug Konflikte löst

Buchcover des Kinderbuchs Schnuffel und Hops

Ein ungewöhnlich stiller Heimweg

Im Kinderbuch Schnuffel und Hops* von Žiga X. Gombač begleitet Dominik seinen Vater auf dem Nachhauseweg vom Kindergarten. Anders als an den anderen Tagen, an denen sie gemeinsam Dinospuren suchten, fröhlich reimten, Wolken zählten oder mit den Vögeln trillerten, laufen sie heute stumm nebeneinander her. Dominik schaut finster drein – ein Ausdruck, den Tanja Komadina in ihrer Illustration durch den gebückten Kopf des Kindes eindrucksvoll visualisiert. Auf sämtliche besorgten Fragen des Vaters reagiert Dominik lediglich mit einem Kopfschütteln oder einem Schulterzucken.

Besuch im Kinderzimmer – mit Schatten und Gefühl

Zu Hause kündigt der Vater seinem Sohn an, dass in seinem Zimmer Besuch auf ihn warte. Er macht das Licht an und lässt die Rollos herunter. Geschickt hält er seine Hände vor den Lichtstrahl, sodass Schatten auf die Wand fallen: der Nachbarshund Schnuffel und das Häschen Hops von Omas Bauernhof erscheinen. Als Dominik erfährt, dass die beiden – obwohl Freunde – gelegentlich auch streiten, vertraut er den Schattenfiguren an, dass er sich heute im Kindergarten mit Andreas gestritten habe. Andreas habe ihm nicht geglaubt, dass er eine Sandburg ganz allein gebaut habe – das habe ihn stinksauer gemacht. Diese Szene hat die Illustratorin raffiniert gelöst, indem sie das Geschehen in einer bräunlich-rosa Farbfläche darstellt, die an eine Sprechblase erinnert.

Schattenfiguren als Vermittler

Die vom Vater zum Leben erweckten Schattentiere nicken verständnisvoll, als Dominik fragt, ob er sich wohl bald wieder mit Andreas versöhnen werde. Nach kurzem Grübeln hat Dominik eine Idee: Er beginnt, einen Plan für eine neue Sandburg zu zeichnen – diesmal gemeinsam mit Andreas. Sein Vater hilft ihm dabei gerne.

Illustrationen voller Leben und Details

Schon die erste doppelseitige, farbig gestaltete Illustration zeigt das Gespür von Tanja Komadina für Details. Sie stellt realitätsnah dar, wie ein Vater sein weinendes Kind im Kinderwagen schiebt, während die Mutter mit einem älteren Kind an der Hand hinterherhetzt. Ein Schild mit einer Schere verweist auf einen Friseur, und zahlreiche alltägliche Dinge laden Kinder auf den folgenden Seiten zum Entdecken ein. Besonders hervorzuheben ist die Darstellung des abwechslungsreichen Nachhausewegs durch ein Dorf und über eine Brücke, unter der sich ein Fluss schlängelt. Komadina zeigt diesen Weg zu verschiedenen Jahreszeiten: einmal mit Schlitten im Winter, ein anderes Mal bei Regen und auch im Sommer – erkennbar an den kurzen Hosen von Vater und Sohn.

Streit unter Freunden – und wie man ihn löst

Das aus dem Slowenischen von Alexandra Natalie Zaleznik übersetzte Kinderbuch Schnuffel und Hops* vermittelt bereits Kindern ab drei Jahren, dass Streit selbst unter besten Freunden vorkommen kann. Trübsal blasen oder brummig sein hilft da wenig. Die Geschichte sendet auch ein wichtiges Signal an Erwachsene: Kinder sollten nicht sofort mit Worten bedrängt werden – schon gar nicht so lange, bis sie sich verschließen. Der Vater in der Geschichte beweist mit seinen Schattentieren Einfühlungsvermögen und Kreativität – Fähigkeiten, die nicht jeder spontan beherrscht, aber mit gutem Willen durchaus entwickeln kann.

Ein Buch, das Kinder stärkt

Am Ende werden sich viele Kinder mit Dominik identifizieren können – denn wer hat sich nicht schon einmal wegen einer Kleinigkeit gestritten? Die Geschichte bleibt im Gedächtnis und kann bei zukünftigen Konflikten als innerer Kompass dienen. Wenn Kinder den von Dominik ersinnten Versöhnungsplan verinnerlichen, werden sie vielleicht ganz von selbst nach einer Lösung suchen – genau wie er.

Schnuffel und Hops von Žiga X. Gombač und Tanja Komadina

Buchcover des Kinderbuchs Schnuffel und Hops
Übersetzung von Natalie Alexandra Zaleznik
Achse Verlag 2025
Hardcover
24 Seiten
ISBN 978-3-903408-41-8

Bildquelle: Achse Verlag

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