Zu Hause wartet das Glück von Agnès Ledig

Zu Hause wartet das GlückValentine Bergeret lebt in einem kleinen Dorf auf einem abgelegenen Hof in den Vogesen. Während eines Gewitters klopft es eines Abends an ihrer Haustür: Ein Mann erbittet für seine fiebernde Tochter Hilfe. Valentine nimmt die beiden in ihrem Haus auf und ruft umgehend einen Arzt für die siebenjährige Anna-Nina. Deren Vater stellt sich Valentine als Éric Duval vor. Er wäre mit einem Pferdewohnwagen auf der Durchreise, doch hätte der Sturm das Dach zerstört, das er dringend reparieren muss. Valentine bleibt nichts anderes übrig, als Éric und Anna-Nina so lange Unterschlupf zu gewähren, bis die Kleine wieder gesund ist und der Wohnwagen wiederhergestellt. Um die Pferde kümmert sich ihr liebenswerter Nachbar Gustave. Am nächsten Morgen muss Valentin, die als Lehrerin an einer Grundschule arbeitet, das Haus verlassen. Ihrem Kollegen Gaël erzählt sie von dem nächtlichen Besuch. Er ist skeptisch, dass sie die Fremden allein in ihrem Haus gelassen hat.

Der Roman „Zu Hause wartet das Glück“ von Agnés Ledig hat zwei Handlungsstränge: Da ist die im Jahr 2010 angesiedelte Geschichte von Valentine, die einen Fremden mit seiner Tochter aufnimmt, ohne etwas über ihre Vergangenheit oder Absichten zu wissen, mit der die Autorin den Leser von den ersten Sätzen an neugierig auf die weitere Entwicklung macht. Interessant ist der perspektivische Wechsel, bei dem einmal Valentine, und dann Éric aus seiner Sicht in der Ich-Form erzählt. Hinzu kommt, dass er an eine Hélène Briefe schreibt, was anfangs zu Spekulationen Anlass gibt.

In einem zweiten Handlungsstrang wird das Schicksal einer jungen Frau erzählt. Im Jahr 1944 wird Suzanne, hochschwanger, von Deutschen gefoltert, indem man ihren Kopf immer wieder in einen Eimer Wasser eintaucht, bis sie ohnmächtig wird. Ihre Peiniger wollen von ihr den Aufenthaltsort ihres Ehemannes León erpressen, der sich den Partisanen angeschlossen hat. Diese Geschichte unterbricht die Rahmenhandlung, was sehr zur Spannung beiträgt und Fragen über Fragen aufkommen lässt. Die Autorin verrät lange nicht, in welcher Beziehung die beiden Handlungsstränge zueinander stehen, denn die Auflösung sorgt für eine Überraschung. Lediglich die zahlreichen Gespräche zwischen Valentine und ihrem Kollegen Gaël, der für sie ein Vertrauter ist und der seine Probleme nicht lösen kann, hätten zumindest nicht in der Ausführlichkeit behandelt werden müssen.

Agnés Ledig stellt in ihrem Roman „Zu Hause wartet das Glück“ revolutionäre Theorien zum Lernen auf und beklagt die Anonymität in den Städten. Sie schreibt emotional geladen und in jeder Hinsicht sehr gefühlsbetont, was vermutlich auf ihren Beruf als Hebamme zurückzuführen ist. Sie zeigt auf, welche Auswirkungen tief verwurzelte und im Unterbewussten verborgene Erlebnisse eines Ungeborenen auf sein späteres Leben haben können. Damit bleibt sie ihrem Anspruch treu und präsentiert ein weiteres Werk, das sich in erster Linie an Frauen richtet, die von einem Buch sowohl Spannung, als auch viel Gefühl erwarten.

Zu Hause wartet das Glück von Agnès Ledig

Zu Hause wartet das Glück
Übersetzung von Lisa-Maria Rust
dtv 2018
Broschur
336 Seiten
ISBN 978-3-423-26168-5

Bildquelle: dtv
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