Zierfische in Händen von Idioten von Manuel Butt

Zierfische in Händen von IdiotenDie Eltern von Tobias brechen im Sommer 1996 zu einem zweiwöchigen Türkeiurlaub auf. Während für seinen Vater die Versorgung der Zierfische oberste Priorität hat, zählt für den Siebzehnjährigen nur, endlich Sex mit seiner Freundin Lisa zu haben. Da passt es gut, dass Georg eine Party gibt und Lisa vorgeben kann, dort zu übernachten. Tatsächlich aber will sie die Nacht bei Tobias verbringen. Nun kann er unmöglich in der einzigen Apotheke des Ortes, die ausgerechnet Lisas Vater Herr Lambrecht gehört, nach Kondomen fragen. Denn der würde doch sofort eine Verbindung zwischen dem Kauf und dem nächtlichen Wegbleiben seiner Tochter sehen. Tobias Kumpel Scholzen soll den Kauf übernehmen, doch zu allem Unglück ist es Samstag und die Apotheken haben schon geschlossen. Ivo vom Schnellrestaurant weiß zwar einen Rat, aber dafür muss Tobias zustimmen, dass auch Scholzen bei ihm übernachten darf!

Von Anfang an steht die Party unter einem schlechten Stern: Herr Pohlmann, Georgs Vater und Fahrlehrer, sieht die Party als Werbung für sein neues Fahrschulauto, einen Golf Bon Jovi. Offiziell soll jedoch die angeblich bestandene Führerscheinprüfung seines Sohnes, der heimlich in Lisa verliebt ist, gefeiert werden. Doch nichts läuft so, wie es sich Herr Pohlmann vorgestellt hat. Und auch für Tobias nimmt die Nacht einen unerwarteten Verlauf, denn es kommt zu einer Reihe von Missverständnissen, die jeder auf seine Weise interpretiert und entsprechend anders deutet. Dann will Lisa nichts mehr von Tobias wissen, der zudem noch von seinem Fahrlehrer zur Führerscheinprüfung genötigt wird.

Als Georg erfährt, dass seine tot geglaubte Mutter in einem Londoner Krankenhaus liegt und bald sterben wird, will er unbedingt zu ihr. Während einer Fahrstunde von Tobias mit Georg und Lisa kommt es wenig später zu einer Auseinandersetzung zwischen Lisas Vater, dem gewalttätigen Apotheker Lambrecht und Georgs Vater, dem Fahrlehrer Pohlmann. Lisa gibt das Kommando und Tobias gibt zum Entsetzen der Väter Gas! Nur dumm, dass Georg kein Cortisonspray, auf das er angewiesen ist, dabei hat. Scholzen muss die Situation retten, doch kommt der nicht nur mit dem Spray, sondern auch noch mit einem Aquarium voller Seepferdchen, den Zierfischen von Tobias Vater! Als begeisterter Fußballfan will der zum einen mit nach London, wo am Sonntag das EM-Finale ausgetragen wird, und zum anderen, weil Lisas Bruder Niels hinter ihm her ist. Der Beginn einer abenteuerlichen Fahrt, ohne Führerschein und ohne Geld.

Üblicherweise ist der Leser am Fortgang einer Handlung interessiert, um den Ausgang der Geschichte zu erfahren. Im Fall des Romans „Zierfische in Händen von Idioten“ von Manuel Butt ist eher der Weg das Ziel, denn es stellt sich kaum die Frage, welche Richtung die Ereignisse nehmen, weil die sich überschlagen und keine Zeit zum Nachdenken über den weiteren Verlauf lassen. Von Anfang an folgt ein Gag in unnachahmlich cooler Weise dem nächsten, wobei Tobias für Lisa alles aufs Spiel setzt und so von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt, Lisa ihm die kalte Schulter zeigt und Scholzen jede Situation zu retten weiß. Die vier Ausreißer sind mit allen Wassern gewaschen, überfallen in ihrer Not eine Tankstelle, handeln sich Ärger mit Dealern ein und „leihen“ sich kurzerhand ein fremdes Auto, was nicht ohne Folgen bleibt.

Manuel Butt überzeugt in seinem Roman „Zierfische in Händen von Idioten“ mit herrlich amüsanten Umschreibungen, ohne dabei auf „billige“ Gags zurückgreifen zu müssen. Bei ihm bekommt die Aussage, die Augen offen zu halten, dank seiner Wortspielereien eine ganz neue Bedeutung. Dass die Handyakkus der Protagonisten eine Woche ohne die Möglichkeit einer Aufladung durchgehalten haben sollen… egal, dieses Problem hat der um keine Ausrede verlegene Scholzen sicher auch irgendwie auf seine Weise im Dunkeln gelöst. Ein beste Laune erzeugender Roman, bei dem einfach alles passt!

Zierfische in Händen von Idioten von Manuel Butt

Zierfische in Händen von Idioten
Kein & Aber Verlag 2023
Hardcover
384 Seiten
ISBN 978-3-0369-5003-7

Bildquelle: Kein & Aber Verlag


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