Pädagogisch ist es sinnvoll, wenn schon den Kleinsten Grenzen aufgezeigt werden, denn nur so kann ihnen bewusst werden, dass sie von ihren Eltern geliebt werden. Lässt man ihnen alles durchgehen, entwickelt sich das Gefühl, dem anderen egal, nicht wichtig genug zu sein. Grenzen müssen gesteckt werden, doch sie müssen genau definiert werden, dürfen nicht „schwammig“ sein. Das Kind muss wissen, was es darf und was nicht. Und genau dafür gibt es Regeln, die das Sachbilderbuch Wir sind füreinander da* von Louise Spilsbury zu Beginn erklärt. Am Beispiel eines neuen Spieles wird erläutert, wie wichtig Regeln sind, und auch zu Hause, in der Familie, in der Schule oder im Schwimmbad geht es nicht ohne Regeln, wobei nicht überall dieselben gelten.
Nachdem den Kindern die unterschiedlichsten Regeln vor Augen geführt wurden, werden sie im Weiteren mit den Konsequenzen vertraut gemacht, wenn Regeln gebrochen werden. Sie erfahren, dass Regeln nicht nur für Kinder, sondern ebenso für Erwachsene gelten, beispielsweise im Straßenverkehr, und dass auch ihnen bei Nichtbefolgung empfindliche Strafen drohen. Aber Regeln gibt es nicht nur innerhalb einer Familie oder im öffentlichen Leben des eigenen Landes, sondern darüber hinaus hat man Internationale Gesetze erlassen. Weitere Themen sind das Verhalten als verantwortungsvoller Mensch, der verantwortungsbewusst handelt, wenn er sich für die Verletzung eines anderen entschuldigt. Die Autorin hebt hervor, dass jeder Mensch einen Beitrag für ein gutes und glückliches Zusammenleben leisten kann und gibt dazu Anregungen.
Beim ersten Blick auf die Vorderseite des Covers fällt auf, dass sich die dargestellten Personen auf einer stark gekrümmten Straße befinden, was auf die symbolisierte Erdkugel hinweisen könnte. Die Abbildung auf der Rückseite des Covers verstärkt diesen Eindruck noch durch eine als Kugel dargestellte Wiese, womit der Betrachter unterschwellig eine Ahnung davon haben könnte, dass es sich in dem Buch um eine Geschichte handelt, die alle Menschen auf der Welt betrifft. Louise Spilsbury schreibt in ihrem Sachbilderbuch Wir sind füreinander da* lobenswerterweise nicht nur von Regeln für Kinder, sondern auch für jene, die für die Erwachsenen gelten, und zwar weltweit, über die Landesgrenzen hinaus. Ihre Einschränkung in der verkürzten Form, „fast alle Länder befolgen die internationalen Gesetze“, reicht für ein Kinderbuch völlig aus, denn alles weitere würde den Rahmen sprengen.
Die farbigen, aussagekräftigen und hoffentlich zu allerlei Diskussionen anregenden Illustrationen von Hanane Kai zeigen realistische Alltagssituationen, die zumindest in ähnlicher Form allen Kindern bekannt sein dürften und mit denen ihnen eine Identifikation leichtfallen dürfte. Das außerordentlich lehrreiche Kinderbuch kann Kindern ab fünf Jahren vorgelesen werden, denen noch einmal auf kindgerechte Weise deutlich gemacht wird, warum es Regeln und auch Konsequenzen bei Nichtbeachtung geben muss. Sie werden erfahren, dass sie eher an der Aufstellung neuer Regeln in der Familie oder Schule mitwirken dürfen, wenn sie bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Das Sachbilderbuch muss aber nicht mit dem Schuleintritt uninteressant werden, sondern kann quasi „mitwachsen“, da im Anhang zusätzliche Links zur weiteren Vertiefung dieses Themas aufgeführt werden. Zudem finden sich begriffliche Erklärungen, wie sie für ein Sachbuch üblich sind.
Wir sind füreinander da von Louise Spilsbury
Übersetzung von Kristina Petersen
Gabriel Verlag 2021
Hardcover
32 Seiten
ISBN 978-3-522-30588-4