Wir sind (die) Weltklasse von Tanya Lieske und Sybille Hein

Wir sind (die) WeltklasseWeil Adams Mutter Aneta aus dem polnischen Milicz keine Arbeit mehr am Theater als Kostümschneiderin finden konnte, ist die Familie mit Großvater Marek und Vater Kasimir, der nun Pakete austrägt, nach Deutschland gezogen. Als Adam in die erste Igelklasse zur Lehrerin Frau Meister kam, konnte er noch kein Deutsch, was er jetzt in der Igelzwei mit insgesamt neunzehn Schülern aus den unterschiedlichsten Ländern schon gut beherrscht. Für das Thema Sachkunde haben die Dinos den Zuschlag erhalten, weshalb die Klasse einen Ausflug ins Museum nach Frankfurt machen wird, in dem echte Dinoskelette ausgestellt sind.

Während der Busfahrt gewinnt Adam mit Mariam eine neue Freundin. Im Museum angekommen, sollen alle ihre Rucksäcke abgeben. Schleunigst muss Adam seine erst kürzlich gefundene weiße Maus, der er den Namen Karol nach dem Papst Karol Wojtyla gegeben hat, in die Tasche seines Shirts stecken, damit seine Lehrerin sie nicht sieht. Plötzlich ertönt ein Alarm und Mariam ist verschwunden. Glücklicherweise findet Karol das Mädchen und ist von nun an die Rettermaus, die zukünftig sogar von Frau Meister in der Schule geduldet wird. Auf einer Fensterbank findet der von den Kindern zusammengesetzte Stegosaurus einen Platz, und alle freuen sich über einen aus Pappmaschee hergestellten riesengroßen Stego, dem sie den Namen Matilda geben.

Als bekannt wird, dass die Großmutter von Dilan und Mariam in der Fundgrube viele Dinge zerstört hat, deren finanzieller Schaden von der Familie nicht aufgebracht werden kann, fassen die Schüler den Entschluss, Geld zu sammeln, indem sie für die Besichtigung des Stegos Eintritt verlangen. Für einen Lesewettbewerb erhalten die drei Sieger je einen Büchergutschein, und bei der Zeugnisvergabe gibt es nur glückliche Schüler, da alle in die Igeldrei versetzt werden. Während der Sommerferien helfen viele Adams Großvater Marek bei der Inventur, der ein Geschäft für Polnische Spezialitäten führt. Als etwas Besonderes veranstalten sie eine gruselige Pyjamaparty, und zum Schrecken von Aneta präsentiert ihnen der zuvor verschwundene Karol noch neun Mäusekinder.

Tanya Lieske hat für ihr Kinderbuch Wir sind (die) Weltklasse!* schon bei der Namensgebung für den Hausmeister Herr Schrecklich, der in Wirklichkeit freundlich ist, die Lacher auf ihrer Seite. Neben der Lehrerin Frau Meister, die sich stets auf die Seite ihrer Schüler schlägt, muss es natürlich auch jemand geben, der quasi „das Böse“ repräsentiert, wofür die Rektorin Frau Grützkow als Meckertante steht. Die Schüler setzen sich mit Namen wie Zaharia, Yanis, Pawel, Milosz oder Irina aus einer bunten Mischung der Kulturen zusammen. So musste ein Kind mit seiner Familie vor dem Krieg flüchten, das Haus von Artem lag unter Beschuss und viele Erwachsene suchen in Deutschland eine Arbeit.

Junge Leser ab einem Alter von acht Jahren erfahren, dass muslimische Frauen ein Kopftuch tragen, Angst ganz verschiedene Ursachen haben kann und dass selbst Erwachsene nicht immer gleicher Meinung sind. Denn während Adams Großvater meint, dass ein polnischer Junge nicht weinen darf, weist seine Mutter diesen mit den Worten „Lass doch den Mist, Tata!“ zurück. Dass auch der Matheunterricht in der Schule für etwas nützlich ist, beweist der Augenblick, in dem das für einen guten Zweck gesammelte Geld gezählt werden muss. Dass den Kaffee, den Aneta für Dziadek, den Großvater von Adam zubereitet, tatsächlich nur echte Polen vertragen, weil der Rest der Welt von diesem polnisch zubereiteten Kaffee einen Herzschlag bekommt und tot umfällt, ist eher einem kleinen Scherz der Autorin geschuldet.

Die von Tanya Lieske lustig verfasste Geschichte, in der die Kinder der Igelklasse allerhand Spaß erleben und auch mit Hüpftieren eine Straße runterhüpfen, macht vordergründig mit einigen polnischen Ausdrücken bekannt, da in Deutschland nicht wenige Polen leben und arbeiten, wie sie ihre Leser im Anschluss aufklärt. Dort findet sich auch ein Rezept für das in Polen geschätzte Bigos. Damit aber nicht genug: Die Autorin erinnert durch Adams Großvater an Pierogi; Yussuf kommt aus der Türkei, woher der Döner stammt; die aus Palermo stammende Ayse liebt Pizza; Baba Ganosh ist ein veganer Auberginen-Dip aus dem Libanon, woher Mariam und Dilan stammen. Ergänzt wird das multikulturelle Kinderbuch durch farbenprächtige und lustig anzusehende Illustrationen von Sybille Hein, ohne die sich niemand Monsterketten vorstellen könnte.

Wir sind (die) Weltklasse von Tanya Lieske und Sybille Hein

Wir sind (die) Weltklasse
Carl Hanser Verlag 2024
Hardcover
176 Seiten
ISBN 978-3-446-27924-7

Bildquelle: Carl Hanser Verlag

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