Weihnachtsgeschichten aus dem Ruhrgebiet von Margit Kruse

Weihnachtsgeschichten aus dem RuhrgebietIn der Vorweihnachtszeit machen es sich viele Menschen gerne zu Hause in der warmen Stube gemütlich und greifen zu einem Buch. Welche Lektüre könnte sich da besser anbieten als „Weihnachtsgeschichten aus dem Ruhrgebiet“? In dreizehn, in sich abgeschlossenen Geschichten rund um das Fest schreibt Margit Kruse, wie die Menschen im Ruhrgebiet diese festlichen Tage erlebt haben.

Dieter möchte seiner Taube Mövchen eine besondere Heilige Nacht bescheren und handelt sich damit bei seinen Eltern mächtigen Ärger ein. Eine fast Vierzehnjährige bessert sich mit dem Austragen der Kirchenzeitung in einem Altenheim das Taschengeld auf, doch die erhoffte Geldzuwendung aus Anlass des bevorstehenden Weihnachtsfestes bleibt aus. Nachdem Karl von seiner Frau verlassen wurde, verlor er seine Arbeit und sehnt sich als Obdachloser wenigstens zum Fest nach etwas Wärme. Ein Mädchen kann die Neugier auf ihr Weihnachtsgeschenk nicht bremsen und hält deshalb auf dem Dachboden Ausschau nach Paketen. Dem Schaukelpferd der heute vierzehnjährigen Birgit wurde übel mitgespielt und während sie am Heiligen Abend alten Erinnerungen darüber nachhängt, fällt plötzlich der Strom aus. Conni spielt bei Onkel Fritz am liebsten mit dem Huhn Charlotta, doch sie ahnt nicht, dass der das Huhn für den weihnachtlichen Kochtopf vorgesehen hat. Jürgen kann es immer noch nicht fassen, dass seine Frau Susi nach der Silberhochzeit verstorben ist und er fühlt sich an dem ersten Weihnachtsfest nach ihrem Tod elend. Eine Fünfzehnjährige möchte endlich auch einmal in den Winterurlaub, der dann aber im Sauerland ganz anders verläuft, als sie es sich in ihren Träumen ausgemalt hat. Der Steiger Anton hat seinem Sohn von dem kranken Grubenpferd Anni erzählt, was er zum Heiligen Abend bereut, da sein Sohn darauf besteht, beim Tier unter Tage nach dem Rechten zu sehen. Reginas Großeltern müssen ausgerechnet am ersten Weihnachtstag ihre Goldene Hochzeit feiern, einen Wechselschichtler packt nach fünfundvierzig Arbeitsjahren zu der letzten Schicht in der Silvesternacht die Wehmut, einer Familie wird der Silvesterkarpfen aus dem Keller gestohlen und letztlich ist für einen der Sternsinger die Versuchung groß, das gesammelte Geld für ein eigenes Fahrrad zu verwenden.

Die „Weihnachtsgeschichten aus dem Ruhrgebiet“ spielen in verschiedenen Stadtteilen in Gelsenkirchen, Dortmund und Duisburg in den 1960er und 70er Jahren, wobei Margit Kruse einigen Episoden Fotos aus der Zeit hinzugefügt hat. Lediglich zwei Geschichten sind aus den 50er Jahren, doch gab es die in der Erzählung vom Grubenpferd erwähnte Tupperbrotdose erst rund zehn Jahre später in Deutschland. Es ist kaum zu glauben, aber in den vergangenen Jahrzehnten herrschten auch im Ruhrgebiet richtig strenge Winter mit Minusgraden am Tag, jede Menge Schnee und zugefrorene Wasserflächen.

Die Autorin entführt den Leser in eine Welt vergangener Tage, als den Weihnachtsbaum noch selbst gebastelte Strohsterne schmückten. Sie erinnert an die Zechenschließungen, die Ende der 1960er Jahre in Mode gekommenen Lastexhosen, den auf alles einen Rat wissenden Dr. Sommer aus der Bravo und an Feiern, bei denen gerne Aufschnittplatten gereicht wurden und Pfirsichbowle einfach dazu gehörte. Margit Kruse beschreibt auf einer ihr eigenen Art die Begebenheiten so eindrucksvoll, dass sich der Leser gut in die Protagonisten der Geschichten hineinversetzen kann. Für die bevorstehende dunkle Jahreszeit und eine Einstimmung auf das nächste Fest sind die „Weihnachtsgeschichten aus dem Ruhrgebiet“ genau das Richtige!

Weihnachtsgeschichten aus dem Ruhrgebiet von Margit Kruse

Weihnachtsgeschichten aus dem Ruhrgebiet
Wartberg Verlag 2014
Hardcover
80 Seiten
ISBN 978-3-8313-2745-4

Bildquelle: Wartberg Verlag
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