Was ich getan habe von Anna George

Was ich getan habeRechtsanwalt David Forrester lebt in einem kleinen Vorort von Melbourne und ist in zweiter Ehe mit Elle Nolan verheiratet, die ebenfalls Anwältin ist, inzwischen jedoch Drehbücher schreibt. Nachdem sie sich von ihm getrennt hat, geraten die Eheleute bei einem Wiedersehen in eine Auseinandersetzung, in deren Verlauf David seine Frau tötet. Er spricht darauf seine Aussage auf ein Diktiergerät und fährt zu Reginald, einem Kronanwalt und engstem Freund seines Vaters. Ihm beichtet er, dass Elle vor zwei Monaten die Trennung wollte, er bei seinem Besuch die Selbstbeherrschung verlor und sie mit seinen Händen erwürgt hat. Doch dem Rat von Reginald will David nicht folgen und er irrt deshalb so lange umher, bis er sich entschließt, zur Wohnung von Elle zurückzukehren.

Wenn ein Roman die Bezeichnung Thriller nicht verdient, dann das Werk „Was ich getan habe“ von Anna George. Mit dem von David nüchtern auf ein Band gesprochenen Geständnis nimmt der Plot für einen Thriller einen harmlosen Anfang, auch wenn es dabei um den Mord an seiner Ehefrau geht. Es folgen nicht enden wollende Erinnerungen der beiden Protagonisten an ihre Kindheit, an seine erste Ehe oder ihren Treffen mit ihrer Schwägerin und besten Freundin Mira, der Vorstellung seines großzügigen Hauses mit Pool und direktem Zugang zum Meer, von seiner Anprobe diverser Hosen in einem Geschäft, an die erste Begegnung mit seinen Freunden, von seinen wiederholten Heiratsanträgen, an ihre Hochzeit, dem Dreh eines ihrer neuen Filme und einiger weiterer Begebenheiten während ihrer Beziehung, die schließlich in der Katastrophe endete.

Um dem Leser zumindest gelegentlich in Erinnerung zu rufen, dass Elle erwürgt wurde, hat die Autorin immer wieder nur ganz kurze Einschübe in die Geschichte geflochten. Dabei liegt die Ermordete in ihrer Waschküche und blickt gleichzeitig auf sich herab, was allerlei Deutungen zulässt. Ob es sich im Text um Rückblicke, oder den Fortgang der Erzählung handelt, ist lediglich durch den Gebrauch des Präsens beziehungsweise Präteritums gekennzeichnet. Auch sind die Erinnerungen nicht chronologisch aufgebaut. Über David wird nur nebenbei bekannt, dass er übermäßig dem Alkohol zuspricht und nur allmählich kommt seine Unberechenbarkeit zum Tragen, während Elle eine Vorliebe für alte Filme hat und „krankhaft verliebt“ ist.

Anna George hätte statt eines Thrillers besser daran getan, eine Persönlichkeits- oder Charakterstudie über eine zwischenmenschliche Beziehung mit dem Titel „Was ich getan habe“ zu schreiben, denn das beherrscht sie zweifellos. Mit einem solchen Roman hätte sie auch eine andere Zielgruppe angesprochen, die ihre Beobachtungen auf diesem Gebiet und ihr schriftstellerisches Talent zu würdigen wüssten. Doch eine Leserschaft, die bewusst einen Thriller auswählt, fühlt sich mehr als gelangweilt und empfindet ein völliges Desinteresse am Fortgang der Handlung, wenn erst im letzten Drittel etwas mehr Tempo gemacht wird, und selbst dies nicht für einen Thriller ausreicht.

Was ich getan habe von Anna George

Was ich getan habe
Übersetzung von Henriette Zeltner-Shane
btb Verlag 2017
Taschenbuch
320 Seiten
ISBN 978-3-442-71512-1

Bildquelle: btb Verlag
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