Vogelfrei von Felicitas Gruber

VogelfreiKurz nachdem die Rechtsmedizinerin Sofie Rosenhuth von einer Spritztour an die Adria mit ihrem Exmann, dem Hauptkommissar Joe Lederer, zurückgekehrt ist, liegt bereits der erste Tote auf ihrem Sektionstisch. Die Leiche des siebenundvierzig Jahre alten Manfred Groedinger hat die typischen Spuren einer Strangulation durch Erhängen, und auf den ersten Blick scheint es sich um einen Suizid ohne Fremdeinwirkung zu handeln. Doch die Ehefrau des toten Bauunternehmers glaubt nicht an einen Selbstmord und irgendetwas macht auch Sofie stutzig. Ihre Zweifel sind nicht unberechtigt, denn wie sich anhand der Untersuchungen im Labor herausstellt, wurde Groedinger mit Fentanyl, einem starken Schmerzmittel betäubt, weshalb er sich unmöglich selbst erhängt haben kann.

Bereits am nächsten Tag wird Sofie zu einem weiteren Mordfall gerufen. Stella Böhm, die Inhaberin des Studios Smiley Nails, wurde mit einer Glasnagelfeile erstochen und von einer Kundin tot in ihrem völlig demolierten Geschäft aufgefunden. Als Hauptkommissar Lederer in den Unterlagen die Kontoauszüge der Toten überprüft, entdeckt er, dass der tote Groedinger gelegentlich der ermordeten Stella mit höheren Summen unter die Arme gegriffen hat. Die beiden Mordopfer haben sich demnach gekannt, was Lederer nicht für einen Zufall hält. Nur wenige Tage später wird der Stadtpfarrer Bernhard Gattinger von dem hundert Meter hohen Kirchturm in die Tiefe gestürzt und ist damit für Joe Lederer und Polizeimeister Mick Lorenz der dritte Tote in nur einer Woche.

Die beiden Autorinnen Brigitte Riebe und Gesine Hirsch, die sich hinter dem Pseudonym Felicitas Gruber verbergen, wecken in dem durchaus spannenden Prolog ihres Kriminalromans „Vogelfrei“ beim Leser Erwartungen, die der Roman im weiteren Verlauf nicht erfüllen kann. Obwohl die Schilderungen der Obduktionen im Institut für Rechtsmedizin in München detailliert und gut recherchiert sind, kann die eigentliche Handlung den Leser nicht vom Hocker reißen. Damit die Geschichte mehr Authentizität und etwas Lokalkolorit erhält, haben die Autorinnen einige Passagen im bayerischen Dialekt verfasst und Ereignisse an real existierenden Orten in München angesiedelt. Doch der einfach gestrickte Plot ist streckenweise langweilig und weckt trotz der drei Morde keinerlei Neugier auf den weiteren Verlauf der Handlung.

Anstatt eines spannenden Kriminalfalls erwartet den Leser eine Beziehungsgeschichte, wie sie banaler nicht sein könnte: Eine Frau kann sich nicht zwischen zwei Männern entscheiden. Im konkreten Fall handelt es sich um die Rechtsmedizinerin Dr. Sofie Rosenhuth, die noch immer Gefühle für ihren Exmann Joe Lederer hegt, aber auch den Avancen des Polizeireporters Charly Loessl nicht widerstehen kann. Wer Romanzen liebt, ist mit dem Roman „Vogelfrei“ von Felicitas Gruber sicherlich gut bedient, doch für Krimifans ist der Fall eine herbe Enttäuschung.

Vogelfrei von Felicitas Gruber

Vogelfrei
Diana Verlag 2014
Taschenbuch
304 Seiten
ISBN 978-3-453-35793-8

Bildquelle: Diana Verlag
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