Vermisst von Michael Katz Krefeld

VermisstThomas Ravnsholdt, den seine Freunde nur Ravn nennen, hat sich zum Verkauf seiner Wohnung in Christianshavn entschlossen, in der seine Freundin Eva vor zwei Jahren ermordet wurde. Er nennt nunmehr einen alten Kahn sein Zuhause. Eines Tages sucht Louise Slothsholm Nielsen den ehemaligen Polizisten auf und bittet ihn, ihr bei der Suche nach ihrem Bruder Mogen zu helfen, der seit sechs Monaten „Vermisst“ wird. Laut Angaben der Polizei, die nach ihm fahndet, soll er den Safe seines Arbeitgebers Axel Pondus Lauritzen, der in illegale Transaktionen verwickelt war, ausgeraubt haben und mit dem Geld geflüchtet sein. Nachdem Ravn sich mit seinem ehemaligen Kollegen Mikkel vom Polizeirevier Stockholm ausgetauscht hat und Louise fest entschlossen ist, der Spur ihres Bruders nach Berlin zu folgen, will er ihr bei der Suche helfen. Denn nachdem er erfahren hat, dass ihn Eva vor ihrem Tod mit einem anderen betrogen hat, will er auf andere Gedanken kommen.

In Berlin gestaltet sich die Suche nach dem verschwundenen Bruder schwierig, denn Ravn und Louise haben als einzigen Anhaltspunkt, auf den sie bei der Durchsuchung des Mailverkehrs von Mogen gestoßen sind, den Namen einer Person, die seinen Aufenthaltsort kennen könnte. Noch ahnen die beiden nicht, dass sie ihre Suche bis nach Ostberlin in das Jahr 1989 führt, wo der skrupellose Oberst Hausser von der Abteilung Z, der Geheimabteilung des Geheimdienstes der Staatssicherheit, von Fluchthelfern Geständnisse unter Folter erpresst und der wie ein Besessener die Familie von Christoph Schumann, der eine führende Position bei der Staatsbank inne hat, ausspioniert.

Michael Katz Krefeld beginnt seinen Thriller „Vermisst“ mit einem Kapitel zu einer Zeit, als sich in der ehemaligen DDR immer mehr Menschen der Demokratiebewegung angeschlossen haben und nicht nur das „einfache Volk“ die Flucht ergreifen wollte, sondern zunehmend auch die „Oberen“, die nach einem gefürchteten Zusammenbruch um ihre Sicherheit bangten. Der Leser erfährt in wechselnden Handlungssträngen von den Verfolgungen des Oberst Hausser, von dem Saferaub und folgenden Flucht von Mogan sowie den Ermittlungen von Ravn, der in Erinnerung an Eva immer mehr dem Alkohol zuspricht.

Schon auf den ersten Seiten kann der Autor den Leser mit dem vom DDR-Regime zutiefst überzeugten Oberst Hausser, der die Inhaftierten bis zum Tod quält, an den Thriller fesseln. Einige Handlungsabläufe sind wohl vorhersehbar, doch andere wiederum gar nicht und sorgen so nicht nur bei den Protagonisten für Überraschungen. Damit sind aber nicht die Behauptungen gemeint, dass ein Mann in der Regel nur sechs Unterhosen und eben so viele Paar Socken besitzt. Oder sollte das bei den Dänen tatsächlich so üblich sein? Auf jeden Fall scheinen die Nordländer ganz generell ein Talent für das Verfassen spannender Kriminalromane zu haben. Michael Katz Krefeld versteht es ausgezeichnet, einen interessanten Plot der heutigen Zeit mit der des noch bis zur Grenzöffnung Ende 1989 geteilten Deutschlands zu verbinden. Sein Thriller „Vermisst“ ist flüssig geschrieben, verfügt über einen guten Spannungsaufbau und ist einfach beste Unterhaltung für Jung und Alt.

Vermisst von Michael Katz Krefeld

Vermisst
Übersetzung von Knut Krüger
Goldmann Verlag 2016
Taschenbuch
478 Seiten
ISBN 978-3-442-48220-7

Bildquelle: Goldmann Verlag
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