Verachtung ist der wahre Tod von Joachim H. Peters

Verachtung ist der wahre TodPolizeioberkommissar Jürgen Kleekamp wird mit einem Kollegen zu einem Bauernhof gerufen, um Mitarbeiter des Veterinäramtes zu unterstützen. Der Bauer ist ihm noch von einem früheren Einsatz in unangenehmer Erinnerung, weil er Tiere gequält hat. Dieses Mal soll es um Hunde gehen. Als der Bauer zum Angriff übergeht, kann Kleekamp ihn schnell dingfest machen. Neben den mittlerweile verendeten Hunden finden sie auf dem Hof zu ihrer Überraschung auch noch eine Frauenleiche.

So sehr Thomas Golzig, Leiter der Dienstgruppe der Paderborner Polizei, Jürgen Kleekamp für ein charakterliches „Arschloch“ hält, so weiß er andererseits auch seine Qualitäten zu schätzen und tut sich schwer mit dessen neuer Beurteilung. Kleekamp wiederum ist Polizeioberrat verhasst und ist froh, als der zum LKA wechselt. Doch seine Freude darüber ist nur von kurzer Dauer, denn die neue Direktionsleiterin ist ausgerechnet Katharina Vogt, die Frau, mit der er eine Nacht verbrachte, die mit einem Filmriss endete. Auslöser dieser unglückseligen Nacht war seine Eifersucht auf seine junge Streifenkollegin Natalie Börns, die mit dem gemeinsamen Kollegen Sebastian Brinkmann vom Opferschutz verabredet war. Kleekamp verstand nicht, was Natalie zu diesem arroganten Typ zog und hat sich wieder einmal hoffnungslos in seiner Stammkneipe volllaufen lassen. Dort begegnete er der attraktiven Katharina Vogt, die sich ausgerechnet als seine neue Chefin herausstellt.

Der auf dem Hof aufgefundenen Frauenleiche wurde nicht nur die Kehle durchgeschnitten, sondern auch beide Augäpfel. Die der Ermittlungskommission zugeteilten Beamten arbeiten mit Hochdruck an der Aufklärung des Mordes, als eine weitere Frau als vermisst gemeldet wird. Kleekamp geht einem Tipp nach, den er „unter der Hand“ bekommen hat und ermittelt auf seine Art in einem Bordell. Ein neuer Leichenfund jagt dem hart gesottenen Kleekamp Angst ein, ein Wesenszug, der Natalie an ihrem Kollegen fremd ist. Nur widerstrebend erzählt er ihr von seinem Verdacht und zieht sie ins Vertrauen, womit er allerdings auch ihr Leben in Gefahr bringt.

Das Ermittlerduo Jürgen Kleekamp und Natalie Börns stellen in dem Kriminalroman „Verachtung ist der wahre Tod“ bereits in einem dritten Fall unter Beweis, dass sie ein unschlagbares Team sind. Kleekamp, der sich mit seiner ungehobelten und eigenwilligen Art bei seinen Kollegen nicht immer beliebt gemacht hat, akzeptiert seine um viele Jahre jüngere Partnerin sogar als Fahrerin. Mittlerweile erntet er von ihr nur noch einen Seitenblick, wenn er sie Bunny nennt, was ihrer Vorliebe für Rohkost geschuldet ist. Mit der Figur von Kleekamp, der Mitte fünfzig ist, zwei Herzinfarkte überlebt hat, stark übergewichtig ist und darüber hinaus an der Theke seine Grenze nicht kennt, hat der Autor einen Protagonisten erschaffen, der seinesgleichen sucht: Ein komischer Kauz mit gewöhnungsbedürftigen Eigenarten, und wenn er auf eigene Faust ermittelt, bewegt er sich nicht nur am Rande der Legalität. Sein Rechtsempfinden lässt ihn die Gesetze regelmäßig überschreiten, was ihn in den Augen des Lesers irgendwie sympathisch macht.

Als Paderborn-Krimi bietet der Plot selbstverständlich auch eine wohldosierte Menge an Lokalkolorit. Darüber hinaus zeichnen ihn die Polizeiinterna aus, denn hier, so könnte man sagen, spricht der Fachmann! Joachim H. Peters hat selbst zwanzig Jahre bei der Schutzpolizei gearbeitet, einem Bereich der polizeilichen Arbeit. So gibt er wissenswerte Details in Verbindung mit den Magnetblaulichtern preis und schreibt offen, dass sich die seinerzeit für die Polizei angeschafften BMW-Streifenwagen als Fehlkauf erwiesen. Das von einer forensischen Psychiaterin geschriebene und im Roman erwähnte Buch „Jeder kann zum Mörder werden“, hat ihn vermutlich selber tief bewegt.

Gleich auf den ersten Seiten sorgt der Kriminalroman „Verachtung ist der wahre Tod“ mit einer ersten Wendung für eine Überraschung. Bei seiner schriftstellerischen Arbeit profitiert Joachim H. Peters sicherlich auch von seinen Erfahrungen als Kabarettist, denn der Leser kann zumindest bis zu dem Punkt, an dem es zunehmend spannend wird, ein gelegentliches herzhaftes Lachen kaum unterdrücken. Mit seinem unnachahmlichen Schreibstil bringt der Autor ihn immer wieder erneut zum Schmunzeln und glücklicherweise darf er auf eine baldige Fortsetzung hoffen, die der Epilog in Aussicht stellt.

Verachtung ist der wahre Tod von Joachim H. Peters

Verachtung ist der wahre Tod
Prolibris Verlag 2019
Broschur
282 Seiten
ISBN 978-3-95475-186-0

Bildquelle: Amazon
PGltZyBsb2FkaW5nPSJlYWdlciIgc3JjPSJodHRwczovL3ZnMDUubWV0LnZnd29ydC5kZS9uYS82MjA1NTQ2ZGQ4OTQ0YTQ2YmU2NjQxNDhiMDlkMTM3OCIgd2lkdGg9IjEiIGhlaWdodD0iMSIgYWx0PSIiPg==

Teile diesen Beitrag