Tulpe – Gewissen auf vier Pfoten von Thomas Letocha

Tulpe - Gewissen auf vier PfotenNachdem die Ehefrau von Karlheinz Kallemann vor einem Jahr bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, ist der Neunundsechzigjährige ein regelrechter “Kotzbrocken” geworden. Er wohnt seitdem nur noch in seinem kleinen Häuschen im Schrebergarten und ist bei allen Nachbarn als Nörgler, Miesepeter und unberechenbarer Griesgram verschrien. Als eines Tages ein Hund seinen Weg kreuzt, gerät er beim Versuch, ihn zu verscheuchen, ins Straucheln und stürzt zu Boden. Beim Abendrundgang entdeckt Kallemann in seinem geliebten Tulpenbeet große Löcher. Sogar Blumenzwiebeln wurden herausgerissen, was nur der Hund gemacht haben kann! Tatsächlich entdeckt ihn Kallemann hinter dem Geräteschuppen und macht Jagd auf seinen Feind. Doch immer wieder landet er auf dem Boden, bis er sich endlich mit Schmerzen ins Bett legt.

In der Nacht wird Kallemann aus seinem Traum gerissen, als der Hund ihm mit seiner nassen Zunge übers Gesicht leckt. Die erneute Jagd endet dieses Mal mit einem Bewusstseinsverlust und einer Ohnmacht. Am darauffolgenden Tag sitzt das “vierbeinige Zottelmonster” auf Kallemanns Schaukelstuhl und macht es sich später auch noch auf seinem Bett bequem. Nun reicht es Kallemann und er greift zu einem Kescher. Es gelingt ihm, das Tier einzufangen, sperrt es in eine Holzkiste und lädt diese auf eine Schubkarre. Auf dem Weg zu seinem Auto kommt er am Spielplatz vorbei, wo er direkt mit der erst vor wenigen Tagen hinzugezogenen Meike und ihrer elfjährigen Tochter Lina aneinandergerät. Kallemann setzt seinen Weg fort, verfrachtet die Kiste in seinen Kofferraum und fährt bis zu einem See, wo er schließlich die Kiste samt Inhalt über eine Mauer wirft.

Auf dem Heimweg kann Kallemann allerdings den Blick des Hundes nicht verdrängen und kehrt reumütig um. Doch von der Kiste ist nichts mehr zu sehen. Umso erstaunter ist er, den Hund im Garten wiederzufinden. Wie kann der nur hierhergekommen sein? Kallemann akzeptiert, dass er ihn nicht mehr loswird und gibt ihm den Namen Tulpe. Immerhin scheint Tulpe über die Gabe zu verfügen, mit Kallemann reden zu können, was ihm ermöglicht, direkt an Kallemanns Gewissen zu appellieren. Den Anfang einer Besserung soll er schon mal machen, indem er zu Frau Neumair geht, der er verboten hat, mit dem Rollator über den Kiesweg zu fahren. Kallemann wehrt sich, doch Tulpe ist hartnäckig und will unbedingt einen besseren Menschen aus Kallemann machen. Als Angela, die Schwester von Meike und Inhaberin eines Cafés, eines Tages ins Krankenhaus eingeliefert wird, droht die Schließung des Cafés. Meike würde gerne einspringen, doch muss sie sich in den Ferien um Lina kümmern. Die Kleine merkt, dass ihre Mutter in der Zwickmühle ist und sucht nach einer Lösung, bis sie eine Idee hat.

Thomas Letocha erzählt in seinem Roman “Tulpe – Gewissen auf vier Pfoten” auf äußerst heitere und amüsante Weise, wie ein Hund das Leben des mit allem und sich selbst unzufriedenen Karlheinz Kallemann auf den Kopf zu stellen vermag. Das geschieht in köstlichen Dialogen zwischen Mensch und Tier, die Anlass zum Schmunzeln geben. Wenn der Hund auch Wurst mag, so gilt seine Vorliebe allem Süßem, insbesondere hat er eine Schwäche für Nussecken, weshalb er an keiner Bäckerei vorbeigehen kann. Lina wird vom Autor als aufgewecktes und voller Ideen steckendes Mädchen beschrieben, die nur zu gerne in Tagträumereien verfällt. Der wendungsreiche Plot mit einer lebensbejahenden Geschichte macht Mut zu Veränderungen im Leben und hält vielleicht manchem Leser einen Spiegel mit der Erkenntnis vors Gesicht, mit seinem Verhalten bei seinen Mitmenschen auch nicht immer gut anzukommen.

Tulpe – Gewissen auf vier Pfoten von Thomas Letocha

Tulpe - Gewissen auf vier Pfoten
HarperCollins 2023
Hardcover
224 Seiten
ISBN 978-3-365-00522-4

Bildquelle: bücher.de
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