Todesmal von Andreas Gruber

TodesmalDie Fallanalytikerin und forensische Kripopsychologin Sabine Nemez vom BKA in Wiesbaden wird von ihrem Chef Dirk van Nistelroog um die Vernehmung einer Nonne gebeten. Sie hat sich selbst gestellt und behauptet, an jedem der folgenden sieben Tage einen Mord zu begehen. Ausgerechnet Kriminalhauptkommissar Maarten S. Sneijder verlangt sie zu sprechen, der soeben gekündigt hat. Obwohl die Nonne, bei der Narben am Hals und Handrücken sowie Tattoos auffallen, nicht mehr auf freien Fuß gesetzt wird, gibt es ein erstes Opfer zu beklagen, dessen qualvollen Tod Sabine nicht verhindern konnte.

Sabine Nemez bittet Maarten S. Sneijder, ihren einstigen Ausbilder, noch einmal mit Dirk van Nistelroog zu sprechen. Angesichts der Morddrohungen gibt dieser den Forderungen von Maarten nach, auf bürokratische Hürden verzichten zu müssen und sich über Einschränkungen hinwegsetzen zu dürfen. Doch als Maarten die Nonne vernimmt, erfährt auch er weder ihren Grund für die angekündigten Verbrechen, noch nennt sie ihren Namen oder den Orden, dem sie angehört. Neben Sabine Nemez nimmt Maarten nur Wenige in sein Team und verlangt, dass sie ausnahmslos seine unkonventionellen Regeln akzeptieren. In der Hoffnung, von der Nonne mehr Informationen zu bekommen, gesteht er ihr keinerlei Rechte zu, führt sie nicht dem Haftrichter vor und lässt sie keinen Rechtsbeistand hinzuziehen. Immerhin soll er in den nächsten sechs Tagen je einen Mord verhindern, obwohl er weder Opfer, noch Tatort kennt.

Der Protagonist des Thrillers „Todesmal“ von Andreas Gruber widersetzt sich nicht nur allen dienstlichen Regeln und hat keine Skrupel, mit falschen Karten zu spielen, weshalb ihn seine Kollegin ein „hinterhältiges Schlitzohr“ nennt, sondern trägt für einen Kriminalbeamten ungewohnt maßgefertigte Anzüge, akupunktiert sich selbst und lässt Rauchmelder entfernen, um einen seiner selbst gedrehten Marihuana-Joints zu rauchen. Als Niederländer hat er seine eigenen Begriffe wie „Godverdomme“, wenn er flucht, stets ist er kurz angebunden, zu keinen Scherzen aufgelegt und selbst Kollegen gegenüber ruppig, die er wiederholt mit unerlaubten Anweisungen überrascht. Bei dem wenig auf Kollegialität aufgebauten Arbeitsverhältnis verwundert auch nicht, dass er mit niemandem per du ist, obwohl er durchaus die Qualitäten seiner ins Team aufgenommenen Kollegen zu schätzen weiß.

Der Thriller „Todesmal“ ist bereits der fünfte Fall, den Maarten S. Sneijder, der Wert auf das Somerset bedeutende S. in der Namensmitte legt, mit seiner Kollegin Sabine Nemez löst. Andreas Gruber lässt die BKA-Mitarbeiter an verschiedenen Orten in Deutschland, wie auch in der Schweiz und Österreich ermitteln, wobei er eine wohldosierte Menge Lokalkolorit beisteuert. Mit fortschreitendem Handlungsverlauf wird deutlich, warum die Nonne zu vielen Fragen schweigt. Nur in diesem perfiden Spiel sieht sie die Chance, lange zurückliegende Verbrechen, deren Täter mittlerweile in höchsten Regierungskreisen sitzen, aufzudecken. Erwartungsgemäß ist zwischen den Kandidaten der hypothetischen Todesliste, die nach und nach von den Kriminalisten enträtselt werden müssen, ein Zusammenhang erkennbar, und zu jedem Fall gibt es eine eigene Geschichte, wobei der Autor von seinem schier unerschöpflichen Einfallsreichtum profitieren kann. Immer wieder zaubert er geniale Überraschungen und Wendungen aus dem Hut, mit denen er seine Leser beeindrucken kann. Ein auf der ganzen Linie fesselnder und meisterhaft umgesetzter Plot, dessen Fortsetzung bereits in Aussicht gestellt wird.

Todesmal von Andreas Gruber

Todesmal
Goldmann Verlag 2019
Klappenbroschur
592 Seiten
ISBN 978-3-442-48656-4

Bildquelle: Goldmann Verlag
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