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Still ruft der See von Michael Wagner

Still ruft der SeeTheo Kettling ist erst sechsundvierzig Jahre alt, aber wegen einer Bandscheibenoperation bereits seit sechs Jahren Frührentner. Schon seit seiner Kindheit kennt er Sabine, die zu einer Rockband gehört. Als sie ihn fragt, ob er bei einem Konzert am Chiemsee mit beim Bühnenaufbau helfen will, nimmt er das Angebot an. Eines Tages kommen die beiden mit den Pensionsgästen Georg und Ute Reimer ins Gespräch. Da das Paar genau wie Theo und Sabine im Sauerland lebt, gibt es viel zu erzählen. Von Herrn Reimer erfahren sie, dass seine Ute unter Depressionen leidet, während sie Theo und Sabine anvertraut, dass böse Menschen hinter ihr her sind. In der darauffolgenden Nacht werden sie plötzlich durch Rufe von Herrn Reimer geweckt, seine suizidgefährdete Ehefrau sei verschwunden.

Auf dem Rückweg nach Lüdenscheid hören Theo und Sabine im Radio, dass in der Alz, einem Abfluss des Chiemsees, eine Leiche gefunden wurde. Wenig später lesen sie in den Lüdenscheider Nachrichten, dass die Obduktion einer Leiche den Tod durch Ertrinken ergab. Für Lieselotte Larisch, eine pensionierte Schulrektorin, die zusammen mit Theo und Sabine bereits Erfahrung als Hobbyermittler gesammelt hat, steht fest, dass sie zur Beerdigung von Frau Reimer gehen müssen. Dort erfährt Lieselotte von einer der Trauergäste, die Ute Reimer kannte, dass diese immer schon depressiv gewesen sei, es ihr jedoch unmittelbar nach einer alle Dorfbewohner betreffenden Umsiedlung nach Neu-Listernohl besser ergangen sei. Für die drei Hobbyermittler, die nicht an einen Suizid glauben, beginnt die Recherche nach dem Mädchennamen der Toten. Als sie den Redakteur der Westfalen Post nach einer Todesanzeige fragen, schmeißt er sie umgehend aus den Redaktionsräumen.

Die Handlung des Kriminalromans Still ruft der See* ist im Jahr 1975 angesiedelt. So erinnert Michael Wagner in dem Plot an einige der zur damaligen Zeit beliebten Fernsehunterhaltungsshows wie Dalli Dalli* mit Hans Rosenthal, Am laufenden Band* mit Rudi Carrell, „Der Große Preis“ mit Wim Thoelke oder auch an den Fernsehkommissar Erik Ode. Der Autor lässt durch die Nennung von Titeln alte Schlager wiederaufleben und erwähnt politisch relevante Themen des Jahres 1975. Zumindest die älteren Leser kennen noch die pyramidenförmigen Päckchen der Sunkist Limonade sowie die Telefonhäuschen, in die man sich quetschen musste, wenn man zu zweit telefonieren wollte, um nur einige Beispiele aufzuzählen. Zudem weist er auf die Schicksale der Menschen hin, die wie seine Protagonisten von einer Umsiedlung betroffen waren, deren komplette Dörfer für die Errichtung einer Talsperre geflutet wurden.

Michael Wagner ist ohne Zweifel ein flüssiger und angenehmer Schreibstil sowie exklusive Recherchen zu attestieren. Doch holt er bei seinen Ausführungen mitunter zu weit aus und verbleibt zu lange bei Nebensächlichkeiten. Über lange Strecken passiert nicht wirklich etwas. Es kommt keine rechte Spannung auf, so dass der Leser das Interesse am Fortgang der Handlung verliert. Zum Stand der polizeilichen Ermittlungen erfährt dieser nichts. Offenbar ist dem Trio auch weder an einer Zusammenarbeit mit der Polizei, noch daran gelegen, etwas über den Stand ihrer Ermittlungen in Erfahrung zu bringen. Obwohl Lieselotte Larisch und Sabine bereits in zwei Fällen zusammengearbeitet haben, siezen sie sich, was eigentlich realitätsfern ist. Überraschungen und spannende Szenen darf der Leser im Kriminalroman Still ruft der See* nicht erwarten, dafür aber eine Menge Lokalkolorit und einiges über die Speisen der Handlungspersonen, wie sie sich kleiden und welchen Farbcode beispielsweise eine Autofarbe hatte.

Still ruft der See von Michael Wagner

Still ruft der See
Landwirtschaftsverlag 2020
Klappenbroschur
240 Seiten
ISBN 978-3-7843-5651-8

Bildquelle: bücher.de
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