Schmerz von Henriette Clara Herborn

SchmerzAuf dem Gelände der Alten Ziegelei in Mainz wird im Januar 2017 die Leiche einer gefolterten, nackten und in der Mitte zerteilten Frau aufgefunden. Ihr Mund ist bis zu den Wangenknochen aufgeschlitzt, was Hauptkommissar Ernst-August Malminger sofort mit dem Mord an Elizabeth Short in Verbindung bringt, die 1947 in Los Angeles auf dieselbe Art ermordet wurde. Denn er selbst ist Autor eines Buches über diesen Mordfall. Die junge Frau hat keine Papiere bei sich und schnell ist klar, dass der Fundort der Leiche nicht der Tatort sein kann und die sauber ausgeführten Verstümmelungen nur von einer Person mit medizinischem Fachwissen begangen wurden.

Die kokainsüchtige Trix hat seit Tagen nichts mehr von ihrer Freundin Mira gehört und sucht sie verzweifelt. Auch der Zuhälter Lou ist über ihr plötzliches Verschwinden sauer, denn Mira brachte ihm das meiste Geld ein, von dem er auch noch einen Teil an Castro abgeben muss. Trix muss nun notgedrungen alleine in dem ihr verhassten Folterkeller von Fat Freddy genug Geld für Drogen anschaffen.

Malminger ist davon überzeugt, dass der Täter ihn kennt und er weiß genau, dass die Handtasche der Toten, wie vor siebzig Jahren, auftauchen wird. Doch unter den Ermittlern tobt ein Machtkampf. Malminger will über den aktuellen Fall ein weiteres Buch veröffentlichen und zum Dezernatsleiter aufsteigen. Sein Teampartner Botho Lübke will den Fall selbst lösen und unterschlägt Beweismaterial, um endlich Hauptkommissar zu werden. Aber auch die Samurai Namiko Umura vom Sittendezernat, die ein Verhältnis mit Lübke hat, ermittelt auf eigene Faust. Zu allem Überfluss arbeitet der demente Gerichtsmediziner Dr. Herribert Wemmels nachlässig.

Als Vorlage für den Roman „Schmerz“ diente Henriette Clara Herborn der nicht aufgeklärte Mord an Elizabeth Short im Jahr 1947. Alles, aber auch wirklich alles, ist an diesem Roman ungewöhnlich: Die Handlung spielt in der Zukunft und die Charaktere der Kommissare entsprechen nicht den gängigen Vorstellungen, denn sie kiffen, sind dem Alkohol verfallen, intrigieren, sind dement, vögeln im Stehen in einer Besenkammer oder Toilette und träumen davon, mit blutjungen Mädchen zu schlafen. Dass die Ermittler in keinster Weise zusammenarbeiten, ist auch eher ungewöhnlich, und dass der Leser schon frühzeitig den Mörder kennt, macht das Werk nicht uninteressant, sondern steigert im Gegenteil seine Erwartung und macht den Reiz der Handlung aus.

Henriette Clara Herborn beschreibt in dem Kriminalroman „Schmerz“ sehr ausführlich den Lebensweg des Mörders und die Veränderungen, die zu seiner krankhaften, perversen Veranlagung geführt haben und auch die des ebenfalls sadistisch veranlagten Fat Freddy, wobei die Schilderungen der körperlichen Züchtigungen schon grenzwertig sind. Dafür verzichtet die Autorin auf die sonst üblichen Dienstbesprechungen so gut wie ganz. Sie passt ihren Erzählstil sehr glaubhaft der jeweils in dem Milieu vorherrschenden Sprache an, womit sie authentische Figuren geschaffen hat. Wenn der Roman auch in jeder Hinsicht von den Erwartungen an einen gewöhnlichen Krimi abweicht und er den Leser selbst mit dem Schluss „im Regen stehen“ lässt, so vermag er dennoch zu fesseln.

Schmerz von Henriette Clara Herborn

Schmerz
Leinpfad Verlag 2014
Klappenbroschur
356 Seiten
ISBN 978-3-942291-62-0

Bildquelle: Leinpfad Verlag
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