Putin – Ein Verhängnis von Robert Misik

Putin - Ein VerhängnisWladimir Putin dürfte zumindest seit dem 24. Februar 2022, dem Tag, ab dem sein Land einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, jedem bekannt sein. Nur, wer ist dieser Mann, der so unnahbar scheint und der selten eine Gemütsregung zeigt oder kaum ein Lächeln auf seine Lippen zaubert? Die Welt zittert vor einer atomaren Bedrohung und viele fragen sich, wie es so weit kommen konnte, dass der für alle Ewigkeit angenommene Frieden in Europa plötzlich nicht mehr existiert. Wie konnten wir alle die erkennbaren Anzeichen ignorieren und so blind sein? Der Journalist Robert Misik kennt die Antwort: Es war für uns eine „attraktive Alternative“, den ‘Kopf in den Sand zu stecken und zu hoffen, dass es schon nicht so schlimm kommt‘.

In seinem Sachbuch „Putin – ein Verhängnis“ fragt der Autor nach den Zielen, die Putin für sein zunehmend isoliertes Land verfolgt. Es wäre wichtig zu verstehen, wie der Despot sowie die zu seinem „Machtzirkel“ gehörenden wichtigsten Männer denken. Als Grund für den Krieg gegen die Ukraine hat Putin angeführt, das Land sei von Nazis unterwandert. Von der Bedeutung des Wortes hat er jedoch eine ganz eigene Interpretation. Anhand weiterführender Literatur hat Robert Misik recherchiert, dass es Hinweise auf ein Dahindämmern Putins in eine Parallelwelt geben soll. Der Präsident selbst lässt die Welt glauben, dass er als Jugendlicher ein Hooligan war und heute ein viel belesener Mann, was er, wie der Autor betont, mit seinen schulmeisterlichen Propagandareden, die suggerieren sollen, dass er „Bescheid weiß“, unter Beweis stellen will. Das schließt allerdings nicht die Einbeziehung einer Gossensprache in seine Rhetorik aus.

Robert Misik weiß von Verstrickungen in eine Affäre zu berichten, als Putin noch Bürgermeister von Sankt Petersburg war. Überraschend verstorben seien die Personen, die davon Kenntnis besaßen. Nur mit Hilfe alter KGB-Seilschaften konnte Putin zum Präsidenten aufsteigen. Der Autor schreibt weiter von einer „fatalen Fehleinschätzung“ seitens des Ende 1999 zurückgetretenen Boris Jelzin als Wegbereiter für Putin sowie vom Konfliktpotential der NATO-Erweiterung und der damit einhergehenden zunehmenden Demokratiebewegung. Nach den manipulierten Wahlen im Jahr 2011 gingen zwar in Moskau Hunderttausende auf die Straße, doch ist auch bekannt, dass in Russland Aussteiger, denen das Leben lieb ist, besser den Mund halten, denn Oppositionelle wie Alexei Nawalny werden gerne vergiftet oder anderweitig ausgeschaltet. Seit Kriegsausbruch sollen eine Viertelmillion Menschen Russland verlassen haben.

Ein politisches Thema ist immer langweilig? Weit gefehlt! Robert Misik zeigt auf interessante Weise in seinem Sachbuch „Putin – ein Verhängnis“, dass es auch anders geht. Obwohl seine Aussagen fundiert und mit zahlreichen Anmerkungen untermauert sind, ist es ihm gelungen, komplizierte Sachverhalte einfach und in einer Sprache zu verfassen, die wirklich jeder versteht. Nicht selten wechselt er in einen lockeren Plauderton und wünscht Putin beispielsweise ironisch „viel Spaß damit“, wenn er sich „in die Arme Chinas werfen will“. Interessant ist sein Exkurs zum Ursprung der Namensgebung der Ukraine und aufschlussreich auch die Erläuterungen über die sich eine längere Zeit aufbauenden Strukturen, die überhaupt erst die schwerreichen Oligarchen ins Leben gerufen haben, die aktuell eine enorme politische Macht ausüben. Es hätte nie einen Grund dafür geben dürfen, dass so ein Buch geschrieben werden muss, doch gerade deshalb, weil es erforderlich war, ist es so bedeutungsvoll!

Putin – Ein Verhängnis von Robert Misik

Putin - Ein Verhängnis
Picus Verlag 2022
Hardcover
176 Seiten
ISBN 978-3-7117-2131-0

Bildquelle: Picus Verlag
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