Proseccolügen von Gudrun Grägel

ProseccolügenDoro Ritter ist die Tochter des berühmten Sterne- und Fernsehkochs Sascha Ritter. Um als ausgebildete Köchin auch die italienische Küche zu lernen, reist sie mit ihrem Freund Vincent nach Montebelluna. Maria, die Hotelchefin vom La Quercia, benötigt für ein Galadiner am nächsten Tag auch sofort ihre Hilfe, da es zwölf Personen zu beköstigen gilt. Schon bei Tisch belauscht Doro die Gäste: Emilio und seine Ehefrau Eve, die mit Hannah und ihrer Tochter Margaret extra aus Australien angereist sind. Ferner Emilios Bruder Salvatore und seine Ehefrau Antonietta sowie deren Enkelin Rebecca mit ihrem Verlobten Tommaso. Außerdem sitzen noch Tommasos Bruder Mario und Maria Favelli mit ihrem Sohn Andrea neben der Hotelchefin Maria mit am Tisch.

Für Doro kristallisiert sich schnell heraus, dass zwischen den Brüdern Salvatore und Emilio ein gespanntes Verhältnis besteht, da Emilio als junger Mann in Antonietta verliebt war. Doch Salvatore hatte seinen Bruder beim Vater schlecht gemacht und so erreicht, dass dieser enterbt wurde. Zu allem Unglück hat Salvatore auch noch Antonietta geheiratet, was wohl der Grund für Emilios Auswanderung nach Australien gewesen sein dürfte, kombiniert Doro haarscharf. Nur, warum ist Emilio überhaupt nach Italien zurückgekommen?

Unterdessen passieren merkwürdige Dinge, die Doro nicht für Zufall hält. Rebecca verliert nach einem Sturz ihr Baby. Nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus fährt Doro mit ihr zum Familienweingut, wo sie Salvatore tot im Weinberg auffinden. Antoniella wird bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert und die Ärzte diagnostizieren eine Vergiftung durch Tabletten. Für Doro steht fest, dass Antoniella die Herztabletten nicht selber geschluckt hat und sie jemand vergiften wollte. Doch kann sie Vincent von ihren Mordtheorien nicht überzeugen.

Gudrun Grägel hat in ihrem Roman „Proseccolügen“ die Protagonistin in der Ich-Form erzählen lassen, was ihr die Möglichkeit gab, in einem lockeren Sprachstil zu schreiben. Wenn Doro nicht gerade ein Menü zusammenstellt, für das sie natürlich auch die Zutaten selbst einkauft, besucht sie mit ihrem Freund die Sehenswürdigkeiten von Venedig und Verona. Sie lässt sich gerne die Sonne auf den „Pelz“ brennen und denkt gar nicht daran, sich darüber zu beklagen, dass Vincent seine Finger nicht von ihr lassen kann und lediglich brav um ihre Schultern legt, „haha“. Wenn Vincenz auch schon mit einer anderen in Verona war, „pah!“ und womöglich seine Liebesbotschaft mit Kaugummi an die Wand geheftet hat, „igitt!“. Bei allem hält sie nichts davon ab, eigene Theorien im Hinblick der sich häufenden mysteriösen Unfälle aufzustellen, zumal ihr Rebecca verrät, dass die Brüder Tommaso und Mario Wein panschen.

Obwohl der Roman „Proseccolügen“ von Gudrun Grägel eine überschaubare Anzahl an Handlungspersonen aufweist, muss sich der Leser bei den Konstellationen, wie diese zueinanderstehen, konzentrieren. Zum einen hat es zwischen Emilio und der mit seinem Bruder Salvatore verheirateten Antonietta in jungen Jahren gefunkt, zum anderen ist Rebecca zwar mit Tommaso verlobt, ist sich aber ihrer Gefühle für Lorenzo nicht sicher, ihren früheren Geliebten und Sohn des Verwalters Andrea Favelli. Als dann am Ende auch noch überraschende Verwicklungen zu Tage treten, wird es bei dem herrlich turbulenten und rasanten Plot fast schon kompliziert. Mit einer liebenswürdig-chaotischen Protagonistin und den Weinverkostungen – einem Gläschen oder gleich einem ganzen Fläschchen Prosecco hier und einem da – vermittelt der Roman ein italienisches Lebensgefühl, und last but not least gibt es auch noch die Rezepte des von der Protagonistin kreierten „Menue fantastico“.

Proseccolügen von Gudrun Grägel

Proseccolügen
Gmeiner Verlag 2019
Taschenbuch
314 Seiten
ISBN 978-3-839-22378-9

Bildquelle: Gmeiner Verlag
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