Ich schaff das!
Für Patti steht Sportunterricht auf dem Plan. Ihre Lehrerin Frau Schönbügel erlaubt den Kindern, eine Stange hinaufzuklettern. Peter und Maira sind bereits bei dem Versuch gescheitert. Als Patti auch beim dritten Versuch keinen Halt an der Stange findet, packt sie die Wut: „Warum geht das nicht?“ Sie stapft auf den Boden: „Ich hasse das! Ich will das jetzt können!“ Als sie wegen ihrer Wut von ihren Mitschülern ausgelacht wird, ist Patti enttäuscht und hockt sich weinend in eine Ecke. Sie ist böse auf die Stange und ihre Lehrerin, doch noch böser auf sich selbst, weil sie offensichtlich zu schwach ist. In diesem Moment hasst sie die Sportstunde und ebenso die ganze Welt, während die anderen unterdessen zumindest weiter probieren, die Stange hinaufzuklettern.
In der Pause möchte Patti nicht mit am Tisch sitzen und essen. Alleine zieht sie sich in die Turnhalle zurück und trifft dort auf Frau Schönbügel, die davon überzeugt ist, dass es Patti am Ende des Jahres bis ganz nach oben schafft. Erst, als das Mädchen abends im Bett liegt, gehen ihr die Worte der Lehrerin noch einmal durch den Kopf und sie fasst den Entschluss: „Ich schaff das!“ Am nächsten Tag steht an der Tafel „Übung macht Meister*innen!“ Frau Schönbügel verteilt Zettel mit einer Geschichte des weltbesten Kletterers Hartfried Grünheld, in der er von seinen in der Vergangenheit allmählich steigenden Erfolgen berichtet.
Für Patti ist diese Geschichte Ansporn und sie beginnt, wie Hartfried Grünheld das gemacht hat, mit der Stärkung ihrer Arme. In der letzten Sportstunde vor Weihnachten unternimmt sie einen erneuten Versuch an der Stange, wird jedoch wieder enttäuscht. Sie weint, weil offensichtlich alles umsonst war. Aber sie lässt sich nicht unterkriegen und kräftigt weiter ihre Arme, wobei sie vielen eine Hilfe ist. Zu ihrem Geburtstag wünscht sich Patti ein Baumhaus. Am Eingang hängt ein langes Seil mit in regelmäßigen Abständen versehenen Knoten. Sie wird immer besser, wenn sie sich daran hochzieht. Schließlich schafft sie es in der Sportstunde vor den großen Ferien bis zur Hälfte hinauf und ist dennoch glücklich, auch wenn sie es noch nicht bis zum Ende des letzten Jahres, wie es die Lehrerin prognostiziert hat, schaffen konnte.
Kaum ein Kind dürfte sich beim Aufschlagen der ersten Seite, auf der eine wütende Patti zu sehen ist, die an einer langen Stange vom Boden bis zur Decke gescheitert ist, nicht an die eigene Nase fassen. Denn so ziemlich jedes Kind dürfte eine ähnliche Situation aus eigener Erfahrung kennen: Wenn man total wütend ist, weil einem etwas nicht auf Anhieb gelingen wollte. Umso wichtiger ist es schon für die Kleinen zu verstehen, dass man, wenn auch nicht alles, aber doch vieles im Leben mit Übung schaffen kann. Dazu braucht es Zeit und Geduld, so, wie es die Protagonistin in dem Kinderbuch Patti packts an* von Edith Schachinger vorgemacht hat. Selbst nach einer weiteren niederschmetternden Erfahrung gibt sie nicht auf, trainiert weiter, ohne ihr Ziel, die Stange eines Tages hinaufklettern zu können, aus den Augen zu verlieren.
Über das Alter von Patti ist nichts bekannt, doch da sie bereits eine Schule besucht, muss sie mindestens sechs Jahre alt sein. Die lehrreiche Geschichte richtet sich aber schon an Mädchen und Jungen ab einem Alter von vier Jahren. Während ein Erwachsener die verhältnismäßig langen Textzeilen vorliest, können sich die Kleinen an den aussagekräftigen Illustrationen von Dani Remen erfreuen, die durchaus auch zur Schadenfreude Anlass geben. Vielleicht kann das Buch sogar zur Freude seiner der Eltern dazu verhelfen, dass ein enttäuschtes Kind weiter mit einem Musikinstrument probt, ein kompliziertes Teil zusammensetzt, weiter ohne Stützräder zu fahren oder das Binden von Schnürsenkeln übt.