Panzerschloss von Lisa Aigelsperger

PanzerschlossDie aus der Feder von Carl Sandburg berühmt gewordene Zeile „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“ dürfte so ziemlich jedem bekannt sein. Was wäre, wenn aus einem Panzer plötzlich ein Schloss würde? Diese Idee hat Lisa Aigelsperger in ihrem Kinderbuch „Panzerschloss“ umgesetzt, in dem zwei Kindern eine Geschichte vorgelesen wird, in der sie selbst zu Handlungspersonen werden: Eine Prinzessin und ein Räuber spielen immer nur so lange miteinander, bis es Streit gibt. Sobald nämlich der Räuber die Prinzessin herumkommandieren will, weil sie nach einer Entführung durch ihn gefälligst weinen soll, wird sie wütend.

Plötzlich kommt ein Kind auf die beiden zugelaufen, gefolgt von einem riesigen „Trumm“, einem mit uniformierten Soldaten besetzten Panzer. Der Aufforderung, den Wald zu verlassen, folgen die drei mutigen Kinder nicht, obwohl ihnen prophezeit wird, dass es „BUMM BUMM“ machen wird und alle umfallen. Neugierig geworden, beobachten die Kinder aus der Ferne das weitere Geschehen. Sie vergleichen das riesige „Trumm“ mit einem Nashorn aus Metall sowie einer großen Sonnenuhr. In ihrer kindlichen Fantasie könnte es aber auch ein Schloss sein!

Als die sich zwischenzeitlich zurückgezogenen Soldaten wiederkommen, suchen sie vergeblich ihren Panzer, denn den haben die Kinder längst in ein Schloss verwandelt. Dass sie freundlich von einer Prinzessin empfangen werden, irritiert die Männer in ihren grünen Uniformen. Zu ihnen stoßen Soldaten in blauen Uniformen, die offensichtlich Gegner sein müssen. So wütend, wie zu Beginn der Geschichte die Prinzessin auf den Räuber war, stehen sich nun die Männer in den grünen und blauen Uniformen gegenüber. Vom Räuber werden sie sogar lachend als „Angsthasen“ bezeichnet. Die Männer, die inzwischen keine Soldaten mehr sind, sehen schließlich ein, dass Schlagen weh tut und es viel schöner ist, wenn man gemeinsam singt und sich verträgt.

Das Kinderbuch „Panzerschloss“ ist ein Plädoyer für Versöhnung und bereits der dritte Band der Reihe „Was wir mit dem Herzen sehen“. Obwohl Lisa Aigelsperger beim Schreiben noch nicht ahnen konnte, dass quasi mit dem Erscheinungstermin ihres Werkes zwischen Russland und der Ukraine ein Krieg ausgebrochen sein wird, gibt sie ratlosen Eltern mit dieser Geschichte ein Buch in die Hand, das ihnen bei der Beantwortung kindlicher Fragen eine hilfreiche Unterstützung sein kann. Immerhin waren die Soldaten ohne das beherzte Eingreifen der Kinder nicht in der Lage, den Konflikt selbst beizulegen. Tatsächlich schaffen es Kinder im Alltag immer wieder, sich auf erstaunliche Weise zu vertragen, obwohl sie noch vor kurzer Zeit davon überzeugt waren, bis in alle Ewigkeit zerstritten zu sein. Leider ist diese Fähigkeit den Erwachsenen verloren gegangen.

Sobald Kinder Fragen nach dem aktuell wütenden Krieg in Europa stellen oder in etwa mit sechs Jahren die nötige Reife für das Verständnis eines so ernsten Themas besitzen, kann ihnen das Buch entweder vorgelesen werden, oder eine erwachsene Person begleitet das Kind bei der Lektüre, damit es Fragen stellen kann und nicht verwirrt oder verängstigt alleine zurückbleibt. Lisa Aigelsperger hat in den Plot Reime einfließen lassen, wenn sie die Soldaten, „das hier macht BUMM BUMM, und dann fallen alle UM“ oder die Kinder „Wir machen jetzt alle KLING KLING, und du, SING“, sagen lässt. Die in kurzen Sätzen gehaltenen Texte sind von Beatrice Cozzolino mit farbigen Illustrationen ergänzt, die vermutlich für weiteren Diskussionsstoff sorgen.

Panzerschloss von Lisa Aigelsperger

Panzerschloss
Leykam Verlag 2022
Hardcover
32 Seiten
ISBN 978-3-7011-8192-6

Bildquelle: Leykam Verlag
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