Ohne Plan durch Kirgisistan von Markus Huth

Auf der Suche nach dem wilden Ende der Welt!

Ohne Plan durch Kirgisistan„Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen“, lautet ein bekanntes Sprichwort, und tatsächlich kann der Journalist Markus Huth einiges über seine Reise erzählen, die ihn „Ohne Plan durch Kirgisistan“ führt. Alles beginnt mit einer Nachricht über Facebook seines österreichischen Freundes Franz, mit dem er eine Studentenwohnung in Moskau teilte. Als Deutschlehrer unterrichtet dieser in der Ukraine und schlägt dem Hamburger eine Tour in die kirgisische Republik nach Zentralasien vor. Markus muss nicht lange überlegen, denn Sprachprobleme sind nicht zu erwarten, er selbst ist gerade arbeitslos geworden und außerdem hat ihn seine Partnerin Rita verlassen.

Zwei Wochen später treffen sich die beiden in der Hauptstadt Bischkek und beziehen dort ein „schön geschmackloses“ Zimmer. Eine abenteuerliche Fahrt führt sie nach Dschalalabat, wo es ein Moslem mit dem von Allah auferlegten Bierverbot nicht so genau nimmt. Auf Markus und Franz warten dort allerlei Überraschungen, bevor es weiter nach Arslanbob geht. Nachdem sie einen Walnussbaumwald bewundert haben, führt sie ihre Reise in die dreißig Grad warme Stadt Osch. Zu Pferd geht es viele Stunden von Kotschkor hinauf zum Bergsee Songköl, wo sie zwei Nächte in einer Jurte übernachten. Per Anhalter gelangen sie zum noch größeren See Yssykköl, und in Karakol besuchen die Freunde einen Viehmarkt, bevor Franz zum Bergsee Alaköl nur „a bissl wandern“ will. Allerdings handelt es sich dabei nicht nur um eine kleine Wanderung, denn Markus hat neben der Anstrengung auch noch mit der immer dünner werdenden Luft zu kämpfen. Letztendlich entschädigt ihn aber der Blick auf den See und den über siebentausend Meter hohen Khan Tengri im Hintergrund. Bevor es für Markus wieder zurück von Bischkek nach Hamburg geht, besuchen die beiden noch ein Dorf, in dem seit Generationen Deutsche leben.

Es ist erstaunlich, wie es Markus Huth gelungen ist, einen Reisebericht dermaßen faszinierend und interessant zu verfassen, wobei er ohne Schnörkel alles sofort auf den Punkt bringt, wenn es beispielsweise an einer Stelle heißt: „Freundlich war ihr Lachen und füllig ihr Körper.“ Er weiß von einer besonderen Pferderasse zu berichten, dass es schon die Neandertaler nach Kirgisistan verschlagen hat und dort später Dschingis Khan sein Unwesen trieb. Ausführlich schreibt er von seinem Besuch bei den deutsch sprechenden Mennoniten und darüber, warum heute nur noch rund einhundert von ihnen dort leben. Neben geschichtlichen Hintergründen informiert er den Leser auch über Legenden und den zwar offiziell verbotenen, aber dennoch vielerorts legitimierten Brauch des Brautraubs, bei dem Frauen oftmals zur Heirat gezwungen werden.

Mit seinem ehemaligen Studienfreund Franz hat Markus Huth in vier Wochen rund zweitausend Kilometer zurückgelegt. Zum Teil führte ihr Weg über die legendäre Seidenstraße, die er sich allerdings ganz anders vorgestellt hat und auf dessen Pfaden nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion blutige Auseinandersetzungen an der Tagesordnung waren. Auch wenn der Autor seine Leser mit der kyrillischen Schreibweise dankenswerterweise verschont hat, so wird doch jeder froh sein, ein „sdrastwuitje“ für „Guten Tag“ oder den See „Yssykköl“ nicht laut aussprechen zu müssen. Mit satirischen Untertönen und in herrlich ironischem Sprachstil vermag Markus Huth zu begeistern und den Leser mit auf seine spannende Reise „Ohne Plan durch Kirgisistan“ zu nehmen, wobei er auch noch einige atemberaubende Fotos hinzugefügt hat.

Ohne Plan durch Kirgisistan von Markus Huth

Ohne Plan durch Kirgisistan
Penguin Verlag 2017
Broschur
224 Seiten
ISBN 978-3-328-10047-8

Bildquelle: Penguin Verlag
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