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Mach dir die Welt von Raffaela Schöbitz

Mach dir die WeltBei dem Sachbuch „Mach dir die Welt“ müsste der Leser eigentlich mit dem zum Ende angefügten Glossar beginnen, um das in den Texten abgedruckte Akronym LGBTQIA+* zu verstehen, wobei L für lesbisch, G für gay wie schwul, B für bisexuell, T für transgender oder transident, Q für queer, I für intergeschlechtlich (Variationen von Geschlechtsmerkmalen) und A für asexuell steht. Da mit dieser Kombination von Buchstaben nicht alle Identitäten des queeren Spektrums abgebildet werden können, so das Glossar, steht am Ende ein Pluszeichen. Schließlich soll das Gendersternchen zeigen, dass an das Wort verschiedene Endungen angehängt werden können.

Raffaela Schöbitz schreibt von dreißig Lebenswegen queerer Persönlichkeiten, jeweils in der Form, als würden sie selbst berichten. Dass sie von ihrer mehr oder weniger glücklichen Kindheit und ihrem Elternhaus nicht selbst erzählen, wird spätestens bei der vor über dreitausend Jahren lebenden Hatschepsut deutlich. Und auch, wenn sich in jüngster Zeit zumindest in unserem Kulturkreis immer mehr Menschen outen, so sind ihre wie immer gearteten Neigungen nicht neu. So hat schon die Mitte des 19. Jahrhunderts geborene Anne Lister ihre lesbischen Neigungen ausgelebt und diese in Tagebüchern festgehalten, die inzwischen zum Unesco-Weltdokumentenerbe zählen.

Der Amerikaner Bayard Rustin, der später an der Seite von Martin Luther King die Rassendiskriminierung bekämpfte, wurde zu Beginn der 1950er Jahre als Sexualstraftäter verhaftet, weil er sich zur Liebe zu einem Mann bekannt hat. Oscar Wilde wurde wegen einer Liebesaffäre gar zu zwei Jahren Zuchthaus mit schwerer Zwangsarbeit verurteilt, was drei Jahre später im Jahr 1900 seinen Tod zur Folge hatte. Als eine der ersten Personen hat sich Lili Elbe, die für viele trans*Menschen ein Vorbild ist, im Jahr 1930 für eine geschlechtsangleichende Operation entschieden. Während Simon Nkoli einen Beitrag dazu leistete, dass Südafrika im Jahr 1993 als erstes Land der Welt den Schutz und die Rechte der LGBTQIA+*Vereinigung in die Verfassung aufgenommen hat, war es Kalki Subramaniam, der dafür Sorge trug, dass der Oberste Gerichtshof Indiens die Bürgerrechte der Vereinigung anerkannte.

Die noch lebende Yasmin Benoit verstand erst nach ausgiebiger Internetrecherche ihre asexuelle und aromantische Veranlagung. Als der Politiker Harvey Milk, der eine große Parade plante, eine Regenbogenflagge als Symbol für die LGBTQIA+*Gemeinschaft in Auftrag gab, war es Gilbert Baker, der sie schließlich entwarf. Phyllis Lyon gab mit ihrer Partnerin Del Martin eine lesbische Zeitschrift heraus. Als erstes queere Paar konnten sie in den Vereinigten Staaten eine Ehe eingehen. Im Gegensatz von Laurence Michael Dillon, der mittels Testosteron und Brustamputation zum Mann wurde, schaffte es Laverne Cox als erste Trans*Frau in die Barbie Ehren-Kollektion. Interessant ist, dass Homosexualität in Japan schon seit Ewigkeiten legalisiert ist.

Jeder der dreißig vorgestellten queeren Persönlichkeiten ist eine Doppelseite angehängt, die „zum Denken, Spielen, Erfinden“ anregen soll. Darin geht es unter anderem darum, sich Situationen vorzustellen, bei denen Zivilcourage gefordert ist. Junge Menschen können einen Geheimcode anlegen, sollten Vorurteile überdenken, sich Gedanken für ein soziales oder ehrenamtliches Engagement machen, eine Playlist nach Gefühlslagen oder eine Tasche aus alten Jeans erstellen. Sie könnten der Umwelt zuliebe Kleidung in Secondhandläden oder auf Flohmärkten kaufen oder eine Kleidertauschparty selbst veranstalten. Zudem gibt es eine Anleitung zur Meditation oder für die Erstellung eines Schildes beziehungsweise Plakates für eine Demonstration.

Das sehr informative und mit vielen Illustrationen gestaltete Sachbuch „Mach dir die Welt“ wird vom Verlag für Kinder ab acht Jahren empfohlen, was diese jedoch überfordern dürfte. Zum einen sind die jungen Leser in dem Alter meistens noch nicht in der Lage, die immerhin recht langen Texte selbstständig zu lesen. Und zum anderen können sie sich mit den Ausführungen noch gar nicht identifizieren, es übersteigt einfach ihren Horizont. Mit zehn, oder besser noch zwölf Jahren sieht das schon anders aus. Dann sollte auch ihr Interesse an den vorgestellten Porträts geweckt sein, was nicht heißen soll, dass sie nicht schon mit acht Jahren für die genannten Probleme sensibilisiert sind. Für sie gibt es entsprechende Bücher auf dem Markt, die das Thema in kindgerechter Form aufarbeiten. Ansonsten gibt es für das Buch eine uneingeschränkte Empfehlung!

Mach dir die Welt von Raffaela Schöbitz

Mach dir die Welt
Leykam Verlag 2024
Hardcover
192 Seiten
ISBN 978-3-7011-8341-8

Bildquelle: Leykam Verlag


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