Lonesome zweisam von Christian Hanewinkel

Lonesome zweisamViola und Thomas haben beide in Münster ein Germanistikstudium aufgenommen. Sie hat vor zwei Jahren ihren Vater durch einen Autounfall verloren, wird von ihrer Mutter immer noch nur Violinchen genannt und teilt sich im Kreuzviertel mit der lesbischen Karin eine Wohnung. Wie Thomas hat sie bisher keine Erfahrungen in Punkto Liebe gesammelt. Für Mädchen hatte er bisher nichts übrig, für ihn zählte nur der Fußballverein Schalke 04. Seine Eltern verlor er bereits im Alter von acht Jahren und ist bei seinem Großvater in Gelsenkirchen-Buer aufgewachsen. In Münster wohnt er zusammen mit Marco, Grit und Nikola in einer Wohngemeinschaft.

Beim Proseminar treffen Viola und Thomas zum ersten Mal aufeinander. Um ihre Schüchternheit vor dem anderen zu verbergen, versucht sich jeder möglichst cool zu geben. Sie führen ein erstes philosophisches Gespräch über das Leben und Gefühle. Von ihren Minderwertigkeitsgefühlen getrieben, gesteht Viola in einer für Thomas missverständlichen Art und Weise, dass sie einen kleinen Busen hat. Thomas nimmt an, sie leide an einer tödlichen Krankheit und so reiht sich ein Missverständnis an das nächste. In ihrer Verlegenheit wissen sich beide nicht so recht auszudrücken und ihre Beziehung, die noch ganz am Anfang steht, ist ein Auf und Ab.

Christian Hanewinkel hat für seinen Roman „Lonesome zweisam“ Münster als Handlungsort gewählt, wo er selbst auch ein Studium absolviert hat. So schlendern seine Protagonisten über den Prinzipalmarkt und Domplatz, kommen am Friedenssaal und der Überwasserkirche vorbei und genießen die Idylle an der Aa. Doch der Autor setzt sich durch seinen Protagonisten Thomas, dessen Großvater Bergmann war, auch kritisch mit dem Strukturwandel im Ruhrgebiet auseinander. Thomas bedauert an einer Stelle, dass mittlerweile nicht nur sein Großvater, sondern auch Kuzorra und die Zechen gestorben sind. Wo über einhundert Jahre der Steinkohlebergbau für Wohlstand gesorgt und Tausende ins Ruhrgebiet gelockt hat, verfallen heute die Häuser. Die Region wird einfach vergessen und der Abbau von Kohle ist dem Abbau von Arbeitsplätzen gewichen.

Der Autor schreibt sowohl anrührend, als auch amüsant und bringt den Leser zum Schmunzeln, wenn Thomas in Unkenntnis der Körbchengrößen von BHs die Bezeichnung 75A googelt, um so auf ein vermeintliches Krankheitsbild zu stoßen. Christian Hanewinkel, selbst Germanist, gibt sich gerne auch Wortspielereien hin und lässt Viola auf den Rat ihrer Mutter, sich kein Kind andrehen zu lassen, wütend mit einer Frage antworten, ob sie ihr denn auch angedreht wurde. Die Kernaussage des Büchleins ist, dass die Menschen häufig nur aneinander vorbei gehen, einsam sind und sich im Alltag zu schnell auseinanderleben. Ehen, die wie in früherer Zeit lange hielten und die Menschen gemeinsam alt werden ließ, gibt es heute kaum noch. „Lonesome zweisam“ ist zwar nur ein kurzer Roman, der aber dennoch dem Leser viel mitzuteilen hat und vielleicht an dem einen oder anderen Abend dafür sorgt, dass der Fernseher aus bleibt.

Lonesome zweisam von Christian Hanewinkel

Lonesome zweisam
Stories & Friends Verlag 2014
Hardcover
144 Seiten
ISBN 978-3-942181-53-2

Bildquelle: Stories & Friends Verlag
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