Lebensbilder von Will Eisner

Lebensbilder„Lebensbilder“ lautet der Titel von Will Eisners Werke-Zusammenführung. Diese umfasst drei verschiedene Bildbände aus Eisners sehr bekannter Bibliothek – und jeder Einzelne von ihnen behandelt einen speziellen Abschnitt im sehr bewegten Leben des Zeichners. Als wahrhaftige grafische Novelle wird der Band genannt. Und das ist er auch auf ganzer Linie. Denn wie immer erzählen Eisners Zeichnungen ohne große Worte ganze Geschichten.

Dieser Band umfasst die in den 90er in den Staaten erschienenen Bände „Zum Herzen des Sturms“, „Der Träumer“ und „Sunshine City“. Zum Teil erschienen diese in Bruchstücken bereits in erschienenen Bänden, allerdings sind auch Geschichten dabei, die bei diesen in der Vergangenheit aus Platzgründen herausgestrichen wurde. In „Lebensbilder“ finden sich insgesamt zwei Geschichten, die bisher noch nicht in Deutschland erschienen sind.

Dennoch sind es wieder einmal mehr als nur Bilder, die sich in Eisners „Lebensbilder“ finden. Es werden die Hintergründe zu allen Zeichnungen sehr genau und detailliert beschrieben und können daher sehr anschaulich nachvollzogen werden. Das macht sich wie immer am Lesegefühl bemerkbar. Eisners Graphic Novels sind weitaus mehr als nur ein schlichtes Comic und zeigen Facetten auf, wie sie heute in keinem namhaften Comic mehr fehlen dürfen. Dabei verarbeitet der Zeichner allerdings, wie man von ihm gewohnt ist, nur komplett autobiografische Ereignisse. Von Eisners schwerer jüdischen Vergangenheit bis hin zu seinem Leben als zufriedener Rentner in Florida. Wer futuristische Abenteuergeschichten erwartet, ist hier also falsch.

Grundlegend befassen sich Eisners „Lebensbilder“ in gewohnt klassischer und einzigartiger Eisner-Manier in drei Bänden mit diversesten sehr wichtigen und zentralen Punkten in seinem Leben. In der Geschichte „Sunshine City“ geht es um Eisners Rentnerdasein, in „Der Träumer“ um seine Berufsanfänge als Zeichner und in „So läuft das Spiel“ um die nicht immer einfache Zeit, die er und seine Frau am Anfang ihrer Beziehung bestreiten mussten. Denn diese stammte aus gänzlich anderen Kreisen, als es bei Eisner der Fall war. Demzufolge waren ihre Eltern gegenüber der Beziehung der beiden so verschiedenen Menschen nicht immer positiv eingestellt und das Thema Eheringe war stets heikel.

Das Fazit lautet eindeutig, dass es sich hier nicht nur aufgrund der erstmalig übersetzten Geschichten um ein Werk handelt, bei dem der Kauf sich lohnt. Auch die Zusammenstellung der Geschichten, die zwar nicht chronologisch aber dennoch subtil und feinfühlig aufeinander abgestimmt wurden, stellt ein besonderes Lesevergnügen dar. So wechselt man oftmals sehr überraschend und belebend von einer Szenerie in eine andere – und dennoch haben diese oft etwas gemeinsam. Einen Ort, einen Gedanken oder auch eine Person. „Lebensbilder“ stellt eine Reise in Eisners ganz eigene Welt dar. Eine Reise, die kein Kenner und Liebhaber verpassen sollte.

Lebensbilder von Will Eisner

Lebensbilder
Carlsen Verlag 2011
Hardcover
480 Seiten
ISBN 978-3-551-73438-9

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Bildquelle: Carlsen Verlag



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