Die Ökonomiestudentin Frieda Flieker muss wie ihre Kommilitonen Miro und Kenny ein Semester in Amerika absolvieren. Nur dumm, dass sie dem Kleingedruckten in der Studienordnung keine Bedeutung beigemessen hat. Denn es geht für die drei aus Berlin stammenden jungen Leute nicht, wie erhofft, über den großen Teich, sondern nur in ein kleines Nest namens Amerika in Mittelsachsen! Bereits bei der Ankunft packt alle das Entsetzen, als sie Herr Zankzahn eine steile Wendeltreppe in ihr Zimmer auf den Dachboden führt, wo mangels bequemer Betten lediglich auf dem Boden ausgebreitete Matratzen auf sie warten. Das kann ja heiter werden!
Franka Frei lässt in ihrem Roman „Krötensex“ ihre Protagonistin in der Ich-Form berichten. Die Ereignisse überschlagen sich von Beginn an: Miro landet zu allem Unglück, an dem Frieda nicht unschuldig ist, mit gebrochenem Bein im Krankenhaus. Unerwartet trifft sie in dem mittelsächsischen Kaff den ebenfalls aus Berlin stammenden Jens, den sie einerseits am liebsten schnell wieder loswerden möchte, andererseits aber nicht auf den Retter aus unzähligen Notsituationen verzichten kann. Auf einer Ost-West-Party des Studentenklubs lernt sie Degenhard aus Wien kennen, und dann sind da noch ihr ehemaliger Tinderdatekandidat Jesus und WG-Mitbewohner Jerome sowie Igel, zu dem sich Franka auch irgendwie hingezogen fühlt. Weiterhin spielen in ihrem Leben ihre Zwillingsschwester Freia eine Rolle, die als Umweltaktivistin auch schon mal ihre Prinzipien über Bord wirft, und ihre überraschend auftauchende, aus Spanien stammende Freundin Culita. Bis Frieda ihr Ziel, Reporterin zu werden erreicht, ist es noch ein langer Weg.
Den geistreichen Plot zeichnet ein flüssiger Schreibstil mit sächsischem und berlinerischem Dialekt sowie englischsprachigen Elementen aus, wobei die Umgangssprache mit interessanten Wortschöpfungen dominiert. Die Autorin lässt Frieda die von Lebenserfahrung zeugenden Sprüche ihrer Großmutter wiedergeben, die den Leser köstlich amüsieren. Immer wieder finden sich bekannte Sprüche aus der Werbung sowie Anspielungen auf Musiktitel oder Filme. Zudem weist Franka Frei in ihrem kritischen Roman „Krötensex“ auf die Bedeutung von Umweltsünden, den Klimawandel, Ausbeutung von Arbeitnehmern oder der Tötung männlicher Küken hin, um nur einige Beispiele zu nennen.
In der Quintessenz beschreibt die auf hohem Niveau anspruchsvolle, mitunter zynisch und gleichwohl chaotische Geschichte, wie sich die junge Influencerin Frieda mit den an sie von der Gesellschaft gerichteten Erwartungen auseinandersetzt. Zum einen ist sie dem Schlankheitswahn verfallen und hungert sich Pfunde herunter. Dabei ignoriert sie völlig die Körpersignale, ihr Hormonhaushalt gerät durcheinander und ein unregelmäßiger Zyklus ist die Folge. Auf der anderen Seite geht sie mit Männern ohne Lust zu empfinden ins Bett und meint, nur dann begehrenswert zu sein, wenn sie ihnen stöhnend einen Orgasmus vortäuscht. Es braucht Zeit, bis Frieda zu der Erkenntnis gelangt, was für sie in ihrem Leben wirklich zählt. Ein Roman, der durch seine schonungslos offene und unverklemmte Art für die eine oder andere Frau das Bewusstsein hinsichtlich ihres Sexuallebens neu definieren kann und dem einen oder anderen Mann die weibliche Anatomie ungeschminkt verständlich macht.