Karpfen, Kerzen, Kohleofen von Margit Kruse

Margit Kruse stellt in ihrem Buch „Karpfen, Kerzen, Kohleofen“ 24 Weihnachtskrimis aus dem Ruhrpott vor, wobei die Handlungsorte Bad Sassendorf und Meschede schon außerhalb des Ruhrgebietes liegen. Ansonsten sind die Kurzkrimis über den gesamten Ruhrpott, wie die Region von den Einheimischen genannt wird, angesiedelt. Und zwar nicht nur in den großen Metropolen Gelsenkirchen, Dortmund, Bochum oder Essen, sondern auch in Buer, Westerholt, Erle, Scholven und Horst, wobei Margit Kruse natürlich auch vom Leben in den alten Bergbausiedlungen zu berichten weiß. Wer ihre Romane kennt, freut sich in einigen der Geschichten auf ein Wiedersehen mit der privaten Ermittlerin Margareta und ihrem Freund Kriminalhauptkommisar Thomas Scheffel in Buer, der zu Margaretas Seelenfrieden in einer getrennten Wohnung lebt.

In den mit reichlich recherchiertem Lokalkolorit versehenen Weihnachtskrimis rieselt, wie zu erwarten, nicht nur leise der Schnee, sondern es wird fremdgegangen, was das Zeug hält. Um einen Seitensprung oder ein länger bestehendes Techtelmechtel zu vertuschen, wird auch schon mal ein Mord in Kauf genommen. Gemordet wird aus Eifersucht, aus Geldgier oder wegen falscher Verdächtigung und in einem Fall führen unglückliche Umstände sogar dazu, dass sich jemand unbeabsichtigt selbst ein Messer in die Brust rammt. Wo bei den Stummfilmstars Dick und Doof lediglich Torten in die Gesichter der Gegenspieler geklatscht wurden, landet bei Margit Kruse eine Pranke voll ins Gesicht und ein dicker Ast auf der Fönfrisur eines Kontrahenten.

Ob es um das Anbaggern, die nachlassende Liebe langjähriger Ehepaare geht oder eine Geliebte, die erst bei näherem Kennenlernen richtig eingeschätzt werden kann, stets schreibt die Autorin, die selbst ein echtes Kind des Ruhrgebiets ist, in einer höchst amüsanten Umgangssprache, wo ihre Protagonisten, die ein Schmierlapp, Stinkstiefel oder Drecksack sein können und auch schon mal einen Pisspottpony haben, „voll wie die Haubitzen“ sind, die nicht reden, sondern labern und wo ihnen „eins übergebraten“ wird. Aus den Weihnachtskrimis erfährt der Leser, wozu ein Nussknacker oder auch ein Fleischwolf gut sein kann oder wie Schrottwichteln ganz unerwartet zur Gefahr wird.

In ihren für die kommende dunkle Jahreszeit bestens geeigneten Weihnachtskrimis „Karpfen, Kerzen, Kohleofen“ schafft Margit Kruse glaubwürdige und realitätsgetreue Rahmenbedingungen und haucht ihren Handlungspersonen mit entsprechenden Ausschmückungen und unverwechselbaren Charakteren Leben ein. Der Leser ist bei jedem weihnachtlichen Kurzkrimi von Anfang an neugierig auf den Fortgang der Handlung, die nicht selten eine unerwartete Wendung nimmt und es ihm mit einem Ereignis wie die Mitteilung eines Kommissars über den Tod des Ehegatten, die dessen Ehefrau zu der Antwort „ich hab gar nix anzuziehen“ verleitet, schlichtweg die Sprache verschlägt. Das Morden und Sterben verliert in den Weihnachtskrimis das Grauen, denn „platsch und weg war er“, so einfach und schön kann das Morden bei Margit Kruse sein!