Ein Nicht-Märchen!
Das Nicht-Märchen Kinderbuch „Josch der Froschkönig“ beginnt nicht mit „Es war einmal…“, sondern mit „Es ist…“, wobei Jessica die Tochter von Karl König ist. Anstelle eines Schlosses wohnt sie mit ihren Eltern und den Geschwistern Jana und Jonas in einer Zweizimmerwohnung, spielt natürlich nicht mit einer goldenen Kugel, sondern lieber mit dem Fußball, der Schlossplatz wird durch eine Wiese ersetzt und der Brunnen durch einen Teich. Nicht zu fassen: Aber Jana und Jonas glauben tatsächlich daran, dass sich ihr Plastikfrosch aus dem Kaugummiautomaten eines Tages „in den süßen Typen von der 3B verwandelt“!
Nachdem mit Jessica niemand Fußball spielen will, geht sie alleine in den Park. Sie traut sich nicht, die anderen Kinder zu fragen, ob sie mitspielen darf. Einsam sitzt sie so an dem Matschloch, einem früheren Teich, und wirft den Ball in die Höhe, fängt ihn wieder auf… bis ihr Ball in der Matsche landet. Als sie ihn vorsichtig holen will, landet ein Frosch darauf und Jessica rutscht erschrocken aus. Weinend, da niemand in ihr Freundschaftsbuch schreibt, wird sie zu ihrer Überraschung von dem Frosch Josch angesprochen. Mit ihm spielt sie Fußball, der dann aber selbst traurig wird, weil er schon lange nicht mehr auf einer Moor-Blubber-Party mit Fröschen, Kröten und Unken aus aller Welt war.
Jessica entschließt sich, Josch auf die Party zu begleiten, auf der Katja aka DJ Frog Queen auflegt. Aber unversehens wird sie selbst zu einem Frosch! Egal – ab geht es auf die angesagte und froschtastische Moor-Blubber-Party mit internationalen Berühmtheiten. Viele Gäste tragen sich zu Jessicas Freude in ihr Freundschaftsbuch ein. Doch dann macht sie sich darüber Gedanken, wie sie wieder zu einem Mädchen werden kann. Plötzlich landet ein Ball auf ihrem Kopf und sie steht wieder wie zuvor mit verschmutzten Schuhen im Matschloch. Da kommt Jimmy und entschuldigt sich bei ihr dafür, dass sie von dem Ball getroffen wurde, und endlich traut sich Jessica auch zu fragen, ob sie mitspielen darf. Einige Wochen später macht die Familie einen Ausflug zum Moor und wem begegnen sie? Josch aus der 3B!
Eine erste positive Überraschung erlebt man, wenn man das Buch aufschlägt, in Form einer herausnehmbaren Vorlage auf Hochglanzpapier für das mit Würfeln zu spielende Frosch-Hüpf-Spiel. Los geht es damit, dass sich Jessica in ihrem Freundschaftsbuch selbst vorstellt, wobei sich die jungen Leser, sobald sie schreiben können, ebenfalls eintragen können. Für alle, die das Originalmärchen nicht kennen, ist dieses zunächst in einer Kurzform wiedergegeben, die zumindest Erwachsene schmunzeln lässt, die als Kind noch voller Spannung dem echten Märchen zugetan waren. Der Text ist von Petra Piuk durchweg lustig verfasst und Gemma Palacio hat an den Plot angelehnte ebenso lustige Illustrationen hinzugefügt.
Am Ende der eigentlichen Geschichte gibt es für die jungen Leser Informationen zum Leben der Frösche: Vom Ablaichen über erste Schwimmversuche als Kaulquappe bis hin zum Frosch, dem langsam Beine und Schwanz wachsen. Es folgen Erklärungen, was im Zusammenhang mit Fröschen unterlassen werden sollte und wie man ihnen mit einfachen Mitteln helfen kann. Im Plot selbst sind schon die für Frösche gefahrvollen Straßenüberquerungen und unüberwindbare Kanalgitter genannt. Bevor sich die Autorin wie die Illustratorin selbst in Jessicas Freundschaftsbuch eintragen, gilt es für die jungen Leser noch zehn Fragen zu beantworten. Wer möchte, kann auch eine eigene Froschgeschichte hinzufügen. In dem aufwändig gestalteten und lehrreichen Kinderbuch „Josch der Froschkönig“ beklagt Petra Piuk auch die so wichtigen, aber kaum noch vorhandenen Moorgebiete, denen die Regierung nach eigenem Bekunden in nächster Zeit mehr Bedeutung einräumen will. Ein interessantes, wichtiges, dennoch aber auch unterhaltsames und fröhliches Kinderbuch!
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