Leon Bernberg ist von Deutschland nach Louisson gekommen, um seine Zwillingsschwester Lune offiziell für tot erklären zu lassen. Im September vor elf Jahren ist sie nach Südfrankreich gefahren, um an der Universität La Valuse zu studieren. Sie hat sich in der Stadt angemeldet und an der Universität eingeschrieben, doch seit Juni des darauffolgenden Jahres ist sie spurlos verschwunden. Leon bittet Inspektor Christian Mirambeau von der Polizei in Louisson um Hilfe. Doch da Lune dort überhaupt nicht als vermisst gemeldet wurde, wird der Inspektor argwöhnisch und möchte zunächst noch einige Nachforschungen anstellen. Nach seiner Ansicht hat es jeder Mensch verdient, dass man zumindest einmal gründlich nach ihm sucht. So ist Leon gezwungen für einige Tage in der Stadt zu bleiben, die unter einer Hitzewelle mit Temperaturen von über vierzig Grad leidet. Er besucht die Orte, die ihm seine Schwester in ihren Briefen geschildert hat, und er stellt sich die Frage, ob sie vielleicht noch lebt.
Nachdem Inspektor Mirambeau mit seinen Nachforschungen begonnen hat, wird Professor Paul Spiegelberg, der vor zehn Jahren Lune Bernberg verfallen war, im Hurenviertel von Louisson ermordet. Bereits kurze Zeit später wird auch sein damaliger Freund Maxime Legrand, der gemeinsam mit Lune die geheimen Clubs in den verwinkelten Gassen von Louisson besucht hat, tot aufgefunden. Im Verlauf seiner Ermittlungen kann sich Inspektor Mirambeau der Faszination, die von der vermissten Lune Bernberg ausgeht, nicht mehr entziehen, und er ist fest entschlossen sie zu finden.
Bereits das Cover des Romans „Janusmond“ von Mia Winter strahlt eine düstere Stimmung aus, die sich auch in der Handlung des Thrillers wiederfindet. Wobei es der Autorin mit ihren Schilderungen sehr gut gelungen ist, dem Leser die Atmosphäre während der Sommerhitze in einer südfranzösischen Stadt mit ihren kleinen verwinkelten Gassen anschaulich zu vermitteln. In mehreren Handlungssträngen wird die Geschichte der Zwillinge Lune und Leon Bernberg erzählt, die zwar in einer wohlhabenden Familie, allerdings in kaputten Verhältnissen aufgewachsen sind. Die Protagonistin Lune ist eigentlich verschwunden, doch durch die Briefe an ihren Bruder Leon ist sie ständig präsent. Die Männer sind ihr verfallen, denn nach Ansicht ihrer Mutter weckt sie das Schlechte in jedem Menschen. Im Verlauf der Handlung wird jedoch klar, dass sie bereits als Kind zum Opfer wurde, das den Hass der Mutter ständig zu spüren bekam. Das Studium in Südfrankreich diente der Flucht vor der Familie, um den Menschen zu finden, der wie sie ist und um endlich frei zu sein.
„Janusmond“ von Mia Winter ist ein außergewöhnlicher Thriller, der düster und verstörend wirkt. Der flotte und flüssige Schreibstil, sowie geschickte Wechsel in den verschiedenen Handlungssträngen halten den Leser gefangen. Der Roman, der die Abgründe der menschlichen Seele aufzeigt, bietet Spannung auf höchstem Niveau und ist Krimifans, die einmal einen außergewöhnlichen Thriller lesen möchten, sehr zu empfehlen.