Die aus dem deutschen Mühlbach geflohene ehemalige Krankenschwester Maria lebt mit ihrem Ehemann Jack, der als Pfarrer tätig war, im nordwestlich von South Carolina gelegenen Greenville. Schon immer hat er seine Frau darin bestärkt, nach Deutschland, von wo sie nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges geflohen ist, zu reisen und sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Doch erst nach seinem Tod entschließt sie sich dazu, nachdem sie eine E-Mail aus Mühlbach von Sofia, einer Enkelin ihrer Schwester Käte, erhalten hat. Sofia lädt Maria zum Geburtstag von Käte ein und will ihr bei dieser Gelegenheit eine Holzkiste überreichen, die sie beim Fällen eines Kirschbaumes im Garten gefunden hat. Nach fast sechzig Jahren kehrt Maria in ihr Heimatdorf und freut sich auf das Wiedersehen mit den noch übrig gebliebenen Familienmitgliedern, da wird die schwangere Sofia mit einem Aneurysma ins Krankenhaus eingeliefert.
Helen M. Sand schreibt in ihrem Roman Im See der Himmel* sowohl von den im Jahr 2001 stattfindenden Ereignissen, als auch von Marias Erinnerungen an die Kriegsjahre. Aus Unterhaltungen der Protagonisten erfährt der Leser weitere Begebenheiten, die sich mit jeweils kurzen Unterbrechungen zum aktuellen Geschehen abwechseln: Im Alter von achtzehn Jahren verliebt sich Maria in Hans, der davon ausgeht, eines Tages ihr Ehemann zu werden. Umso größer ist seine Enttäuschung, dass sie ihm in einem Brief erklärt, mit einem Mann, dessen Kind sie erwartet, verlobt zu sein. Denn als Maria auf Michael trifft, den sie eigentlich nur als Brieffreund kennt, ist sie selbst von den Gefühlen für ihn überrascht. Alle Warnungen der Mutter vor einem unehelichen Kind schlägt sie in den Wind, zumal ihr Michael die Ehe versprochen hat.
Da der Roman keinem chronologischen Aufbau folgt, muss der Leser immer wieder einen gedanklichen Schalter umlegen, wenn eine Person, die bereits verstorben ist, Seiten später wieder lebt. Das kann sich in Marias Erinnerungen abspielen, ihr aber auch in Briefen klar werden, die sie zum ersten Mal liest wie jene, die sich in einem seit dem Krieg ungeöffneten Paket befunden haben, das Irmgard, der Tochter ihrer Schwester Käte, nach dem Krieg von einem Unbekannten übergeben wurde. Helen M. Sand schreibt von den Ängsten der Menschen, die vor den Bomben in den Luftschutzkellern Zuflucht gesucht haben, vom Leid der Frauen, die im Krieg ihre Söhne, Väter und Ehemänner verloren haben sowie von der Deportation der Juden, die in Zügen zusammengepfercht in die Konzentrationslager verschleppt wurden.
Umfangreiche Recherchen zum damaligen Kriegsgeschehen hat die Autorin beispielsweise zur „Wunderpille“ Pervitin gemacht, die an die Soldaten im Dritten Reich verteilt wurden, damit sie weder müde, noch hungrig werden, und die Maria im Roman ihren kleinen Geschwistern wegnimmt. Gleiches gilt für einen Bericht einer Handlungsperson über das „Unternehmen Bodenplatte“, bei dem 850 Jagdflugzeuge der deutschen Luftwaffe am 1. Januar 1945 Flugplätze in den Niederlanden, Belgien und Frankreich angegriffen haben. Und so unglaublich es klingen mag: Die deutsche Wehrmacht soll tatsächlich im Jahr 1943 Kartoffelkäfer gezüchtet haben, um zu testen, ob diese einen Fall aus 8000 Metern Höhe überstehen, womit man eine biologische Waffe zur Hand gehabt hätte. 14000 dieser Käfer wurden zu diesem Zweck über der Pfalz bei Speyer abgeworfen!
Der in einem flüssigen und sehr angenehmen Sprachstil gehaltene Roman Im See der Himmel* zieht sich phasenweise etwas in die Länge, da die entsprechenden Passagen von Helen M. Sand umfangreich ausgeschmückt wurden, was insbesondere bei den sakralen Ausführungen auffällt. Beispielsweise war Maria mit Michael in einer Kapelle. Dort war er nicht nur von den Deckengemälden und Figuren angetan, sondern auch von einer über der Jesusfigur angebrachten Ablasstafel, deren gesamter Text die Autorin dem Leser offenbar nicht vorenthalten wollte. Das ändert jedoch nichts an seinem Interesse am Fortgang der Handlung, da er unbedingt erfahren möchte, was Maria vor sechs Jahrzehnten zur Flucht aus Deutschland bewogen hat und wie es dazu kam, dass ihre Wahl auf Amerika fiel, das so fern ihrer Heimat und der Familie war.