Im Namen der Lüge von Horst Eckert

Im Namen der LügeMelia Khalid, beim Verfassungsschutz verantwortlich für Linksextremismus, erhält Kenntnis von der Existenz eines brisanten Strategiepapiers, das sie über ihren Kollegen Konstantin Pfeifer, Leiter des neuen Sonderdezernats, erhalten hat. In seine Hände gelangte es wiederum über seine Informantin Rebecca Schulmeister. Das Pamphlet hat die Formierung einer vierten Generation von RAF-Terroristen durch alte Genossen zum Inhalt. Immerhin hat es zuvor schon in Bremen einen Überfall auf einen Geldtransporter gegeben, bei dem eindeutig die Beteiligung eines „RAF-Rentners“ nachgewiesen wurde. Von Walter Jakobs, Leiter des Verfassungsschutzes, erhält Melia den Auftrag, sich mit Buchhändler Nickel, dessen Deckname Jens Buchmann lautet, in Verbindung zu setzen. Sein Laden soll Treffpunkt der linksautonomen Szene werden. Auf einer Party ihres V-Mannes Stefan Brunswicker, der sich zurückziehen will, lernt Melia den Dozenten Fabian Perscheid kennen und verliebt sich in ihn. Als jedoch ein Brandanschlag auf das Büro der AfD in Düsseldorf verübt wird, fürchtet Melia, dass Fabian daran beteiligt sein könnte.

Unterdessen muss Vincent Che Veih von der Mordkommission in Düsseldorf den Mord an dem Journalisten Milo Grünberger aufklären. Wie es scheint, hat Helge Simonis seinen Nebenbuhler erschossen, nachdem er einem Seitensprung seiner Lebensgefährtin Jana Meier auf die Spur kam. Der Hauptkommissar fragt sich, was das Klingelschild „Freie Republik Hellerhof“ im Zusammenhang mit einem Buch über die Reichsbürger, an dem Milo arbeitete, zu bedeuten hat. Unklar ist für Vincent und seine Kollegin Kim Brandstätter weiterhin, was drei Männer unmittelbar nach der Tat zur Wohnung von Helge Simonis und Jana Meier geführt hat, wobei die Identität des dritten Mannes noch nicht bekannt ist. Es verdichtet sich jedoch für Vincent der Verdacht, dass der Verfassungsschutz Beweise zurückhält und er weiß nicht, wem er noch vertrauen kann. Ein weiterer Mord führt die Wege von Vincent und Melia zusammen, die sich zunehmend über das Wissen ihres Vorgesetzten wundert und zu der Erkenntnis gelangt, dass der wahre Feind in den eigenen Reihen zu suchen ist.

Der Thriller „Im Namen der Lüge“ von Horst Eckert erzählt die Ereignisse um Verfassungsschützerin Melia und die Ermittlungsarbeit von Kommissar Vincent im Wechsel. Vincent leidet unter seinem zweiten Vornamen Che, dem ihm seine Mutter Brigitte, eine ehemalige Terroristin, gegeben hat. Besonders heikel wird es für den Leiter des Kommissariats, als er seine Loyalität unter Beweis stellen muss: Er soll Verrat an seiner zwischenzeitlich inhaftierten Mutter begehen, was bei ihm zu einem Gewissenskonflikt führt. Auf der anderen Seite muss sich Melia immer wieder Anfeindungen wegen ihrer Herkunft gefallen lassen: Sie ist die uneheliche Tochter des einflussreichen Politikers Andreas Götz und einer aus Somalia stammenden und dort gefolterten Schwarzen. Überall fällt Melia als Farbige mit Afrolocken auf und wird nicht für eine Deutsche gehalten.

Horst Eckert hat in seinem seitenstarken Thriller „Im Namen der Lüge“ immer wieder Hinweise auf den NSU-Prozess einfließen lassen, ebenso reale Namen ehemaliger RAF-Mitglieder. Jedes noch so kleine i-Tüpfelchen, wie das seit dem 1. Juli 2017 geltende Gesetz über die Registrierung aller neuen SIM-Karten, hat er in den Plot eingebaut, was den authentischen Charakter unterstreicht. Nebenbei weist er auf die gängige Praxis der Löschung von Daten durch Geheimdienste hin, die auf diese Weise ihre Spitzel schützen wollen. Der Autor hat gerade vor dem Hintergrund, dass die AfD immer mehr an Zulauf gewinnt, einen hoch aktuellen Thriller verfasst, der schon mit dem ersten Kapitel rasant und spannend beginnt und bei dem sich die Ereignisse zunehmend überschlagen.

Im Namen der Lüge von Horst Eckert

Im Namen der Lüge
Heyne Verlag 2019
Klappenbroschur
576 Seiten
ISBN 978-3-453-43966-5

Bildquelle: Heyne Verlag
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