Vom Kampf mit dem inneren Schweinehund und wie wir ihm ein Schnippchen schlagen!
Das kennt jeder, der ein paar Pfunde loswerden will: Zu Beginn einer Diät oder einem Fitnessplan ist man hoch motiviert, gibt aber schnell auf, wenn es nicht sofort klappt. Patric Heizmann erzählt in seinem Buch „Ich mach mich mal dünn“ vom Kampf, den jeder mit seinem inneren Schweinehund auszutragen hat und gibt Tipps, wie man ihm am besten begegnet. Ohne Frage muss sich der Mensch bewegen, um seine Wunschfigur zu erzielen, wobei er ein gemäßigtes Training in einem Fitnessstudio dreimal pro Woche einhalten sollte, da zu viel Sport sogar schädlich ist, wie der Autor nachvollziehbar erklärt. Seiner Meinung nach ist ein Muskelaufbau auch effektiver als Joggen geeignet, wenn man abnehmen will.
Böse Fallen sind Urlaube, bei denen eine Gewichtszunahme meist vorprogrammiert ist und deren Folgen noch Jahre nachwirken können. Zwei Drittel der Männer sollen übergewichtig sein, was die Gefahr einer Diabetes heraufbeschwört, obwohl sie sich darüber nicht im Klaren sind, weil sie im Gegensatz zu den Frauen ihr Übergewicht weniger realistisch einschätzen. Natürlich verlangsamt sich der Stoffwechsel mit zunehmendem Alter wegen des Abbaus an Muskelmasse, doch wenn immer wieder die Schuld auf andere geschoben und vor einer Diät noch einmal so richtig zugeschlagen wird, oder wenn immer neue Gründe für ein Aufschieben gefunden werden, was Patric Heizmann mit „Verschieberitis“ bezeichnet, wird man nie seine Traumfigur erreichen.
Disziplin muss her, und dazu gibt er reichlich Tipps. Der Leser erfährt, was er tunlichst vermeiden sollte: Beispielsweise kein Essen in Reichweite positionieren, auf Fertigprodukte verzichten, sich keine Verbote auferlegen und auf Chips verzichten, die die Lust auf fettes Essen noch weiter steigern. Zu befürworten sind dagegen ein Wannenbad, das nicht nur Stress, sondern auch Hormone abbaut, die wiederum Heißhunger auf Süßes machen, und man sollte nicht nur bei Minusgraden zu Fuß gehen, wenn die Angst um das Auto überwiegt.
Der Autor hat selbst als Fitnesstrainer gearbeitet und klärt den Leser in seinem Buch „Ich mach mich mal dünn“ in sehr unterhaltsamer Art auf. So macht er sich in überzogenen Darstellungen über vieles lustig: Männer, die im „Strand-Slip“ mutig ihre Pfunde zur Schau stellen; Menschen, die behaupten, schon vom Ansehen der Speisen zuzunehmen; figurformende Bodyshapes, in die sich die Frau zwängt; Menschen, die viel Zeit im Fitnessstudio verbringen, nur nicht mit Sport. Patric Heizmann kann aber auch mit einer Vielzahl interessanter Umfrageergebnisse aufwarten, wie etwa dem Zusammenhang von hoher Bildung und Übergewicht oder dem erreichbaren Alter von Männern und Frauen, die im Kloster leben.
Ausführlich geht der Autor auf unsere Urzeit-Gene, die Entwicklungsgeschichte und auf die Bedeutung des limbischen Systems ein. Es ist offensichtlich, dass er bei seiner Arbeit im Fitnessstudio die Menschen sehr genau beobachtet hat, weshalb er auch genau weiß, wo der innere Schweinehund lauert. Auf sehr amüsante Art gelingt es ihm unter Einbeziehung seiner echten oder imaginären Freunde Andreas, Sabine, Matti, Isi und Markus Wissen zu vermitteln, das durch Illustrationen von Wolfgang Pfau ergänzt wird. Wer die bevorstehenden Feiertage als Entschuldigung für seine Gewichtszunahme anführen will, dem sei schon jetzt dieser Zahn gezogen. Denn wie uns das Buch „Ich mach mich mal dünn“ lehrt, werden wir nicht zwischen Weihnachten und Neujahr so richtig dick, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten.
Ich mach mich mal dünn von Patric Heizmann
Heyne Verlag 2015
Taschenbuch
256 Seiten
ISBN 978-3-453-60339-4