Geschlamperte Verhältnisse von Felicitas Gruber

Geschlamperte VerhältnisseWährend einer Taufe stürmt ein Mann auf die promovierte Rechtsmedizinerin Sofie Rosenhuth zu und berichtet von einer aufgefundenen Leiche. Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um den bereits vorbestraften Franz Auerbach, dem ein Stich mitten ins Herz das Leben kostete. Dr. Elke Falk und ihr Obduktionsgehilfe Stefan Moosbichler, auch Spike genannt, können keine vom Mörder hinterlassenen DNA-Spuren sicherstellen. Dafür finden Hauptkommissar Joe Lederer von der Mordkommission München und seine frühere, von ihm geschiedene Frau Sofie in der Wohnung des Opfers Heiligenfiguren sowie drei Glasgefäße mit je einem Totenkopf samt einer Inschrift. Zufällig kennt Sofie die darauf genannte Person R. König, da sie mit ihrer gläubigen Tante Vroni schon bei dem Trödler war. Mit seinem Kollegen Mick Lorenz fährt Joe zu ihm und hofft auf weitere Hinweise.

Obwohl Charly Loessl im Unklaren darüber ist, wie es um Sofie und ihren Ex Joe steht, macht er sich Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft mit ihr und hat schon ein Haus gekauft, das er ihr zeigt. Doch ein unangenehmer Geruch lässt die Rechtsmedizinerin Schlimmes ahnen, und tatsächlich entdecken sie in einem eingemauerten Verlies eine mumifizierte Leiche. Damit nicht genug: Aus einer Kirche werden wertvolle Heiligenfiguren entwendet und der Kirchendiener brutal zusammengeschlagen. Außerdem meldet sich die schwangere Gile Bertram und behauptet, ihr Michel sei vergiftet worden. Zu allem Überfluss ruft auch noch die Leiterin des Diözesanarchivs Dr. Maria Hierlmeier wegen eines aufgefundenen vierten Schädels aufgeregt bei Joe an. Sie wurde von ihrer alten Freundin Sofie um Hilfe bei den Ermittlungen gebeten. Für Joe und sein Team drängt die Zeit, da der Mörder in zeitlich gleichen Intervallen zuschlägt und sie ein weiteres Opfer befürchten.

Die Autorinnen Brigitte Riebe und Gesine Hirsch, die sich hinter dem Pseudonym Felicitas Gruber verbergen, „bombardieren“ ihre Leser auf den ersten Seiten ihres Kriminalromans „Geschlamperte Verhältnisse“ regelrecht mit einer Vielzahl von Namen, die glücklicherweise nur kurzzeitig für Verwirrung sorgen. Da der Plot sowohl Leichen, als auch Ermittler aufweist, ist der Roman eindeutig dem Genre Krimis zuzuordnen. Im engeren Sinne aber auch wieder nicht, wie schon die witzigen Kapitelüberschriften zeigen. Das Privatleben der Handlungspersonen wird ausgiebig thematisiert, was mindestens so spannend ist wie die eigentliche Kriminalgeschichte: Die wegen ihrer kühlen Reserviertheit oft nur Dr. Iglu genannte Dr. Elke Falk bekommt mit dreiunddreißig Jahren Torschlusspanik und sucht mit allen Mitteln einen Mann, was von dem Autorenteam äußerst amüsant umgesetzt wird. Interessante Verwicklungen gibt es, als Joe aufgrund eines Wasserschadens zu Sofie zieht. Denn dort weilt ebenfalls ihr neuer Verehrer Charly, dem gar nicht gefällt, wenn sein Kontrahent seine Liebste mit Spatzl anredet.

Brigitte Riebe und Gesine Hirsch, alias Felicitas Gruber, führen die Leser durch die Stadtteile von München, wobei sie auf die Wohnungsnot wegen zu hoher Mieten hinweisen. Neben den ausgezeichneten Recherchen zum Thema Rechtsmedizin, zu der sie fachkundige Unterstützung eingeholt haben, erinnern sie im Zusammenhang bei der Aufklärung eines Mordfalls auch an die früher verwendete, hochgiftige Malerfarbe Schweinfurter Grün, die später als Pflanzenschutzmittel diente. Nicht mit dem bayerischen Dialekt vertraute Leser müssen sich erst an die Dialoge gewöhnen und sich wahrscheinlich einer Suchmaschine bedienen, um zu erfahren, dass ein Zamperl ein kleiner Hund ist. Was allerdings genau unter einem Blunsenbrummerl zu verstehen ist, das seinerzeit Anstoß zur Trennung von Joe und Sofie gab, kann nur erahnt werden. Alles in allem verspricht der Kriminalroman vergnüglichen Lesespaß, bei dem „Geschlamperte Verhältnisse“ sowie eine den Bayern eigene Mundart den Reiz des fünften Falles der Kalten Sofie ausmachen.

Geschlamperte Verhältnisse von Felicitas Gruber

Geschlamperte Verhältnisse
Diana Verlag 2018
Taschenbuch
304 Seiten
ISBN 978-3-453-35957-4

Bildquelle: Diana Verlag
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