Fremdland von Philipp Reinartz

FremdlandDer Leiter der neu gegründeten Neunten Berliner Mordkommission für außergewöhnliche Fälle, Jerusalem Schmitt, kurz Jay genannt, wird von seinem Stellvertreter Marcel telefonisch über einen Mord informiert. Beide fahren daraufhin zur Seniorenresidenz Gregorhof, in der eine Bewohnerin erstickt aufgefunden wurde. Lediglich die im Zimmer hinterlassenen Zeilen alter Volkslieder deuten darauf hin, dass ein Mörder den Ermittlern eine Botschaft hinterlassen wollte. Obwohl Jay und seine Kollegen fieberhaft an der Entschlüsselung der Liederverse arbeiten, die ihnen immer neue Rätsel aufgeben, und natürlich auch sämtliche Hausbewohner befragen, kann sich Jay nur schwer auf den Fall konzentrieren.

Jay lässt ein alter Fall nicht zur Ruhe kommen, in den sein Vater als ehemaliger Streifenpolizist vor zwanzig Jahren verwickelt war: Offensichtlich erlag er einem Irrtum und musste Fehler eingestehen, die ihm peinlich waren. Um die Angelegenheit aus der Welt zu schaffen, deckte er einen Kollegen, den er unter Alkoholeinfluss am Steuer aufgegriffen hat. Im Gegenzug dafür, dass dieser die Akte, die Jays Vater belastet hätte, verschwinden ließ, müsste er nicht mit einer Anzeige wegen Trunkenheit rechnen. Doch für Jay bleibt die Frage, warum sein Vater sich auf diesen Handel einließ. Um der Sache auf den Grund zu gehen, will er von Dieter Grzesinski, dem damaligen Leiter des LKA 4, Näheres erfahren und bekommt von dessen Nachfolger Steffen Bäumert Hinweise auf seinen Aufenthaltsort. Sonya, eine Analystin und frühere Freundin von Jay, soll ihm bei seinen Recherchen helfen. Dabei stoßen sie auf immer neue Ungereimtheiten, zu denen auch zwei tote Kollegen gehören. Eine heiße Spur führt sie zu Mouhamadou Diallo, seiner Frau Aissa und Tochter Marième, die aus dem Senegal stammen.

Der Kriminalroman „Fremdland“ von Philipp Reinartz wird in zwei Handlungssträngen erzählt: Zum einen geht es um die Ermittlungen der Neunten Berliner Mordkommission, zum anderen um das Schicksal des aus dem Senegal geflohenen Maurers Mouhamadou, der in Deutschland keine Arbeit bekommt. Um aber seine Familie ernähren zu können, bleibt ihm nichts anders übrig als zu dealen, was ihm missfällt und peinlich ist. Doch in den 1990er Jahren haben einige Beamte offensichtlich eine eigene Herangehensweise zur Lösung der Probleme mit Asylanten ersonnen, die der Autor in seinem Kriminalroman anprangert, der sich auf wahre Begebenheiten dieser Zeit stützt.

Philipp Reinartz macht es seinen Lesern nicht leicht und gönnt ihnen kaum eine Pause, in der sie das Buch aus der Hand legen können. Es gibt keine Kapitel, die sich mit Nebensächlichkeiten aufhalten, sondern fortwährend, quasi Schlag auf Schlag, ergeben sich neue Erkenntnisse. Auf interessante Weise setzt der Autor auch Szenen um, die aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden, indem sie einmal aus Sicht der Polizei, ein anderes Mal aus Sicht der Opfer erzählt werden. Der vielschichtige und an Spannung kaum zu überbietende Kriminalroman „Fremdland“ führt die beiden Handlungsstränge auf zunächst nicht zu erwartende Weise zusammen und überzeugt mit Wendungen, die den Spannungsbogen nicht abebben lassen.

Fremdland von Philipp Reinartz

Fremdland
Goldmann Verlag 2018
Taschenbuch
320 Seiten
ISBN 978-3-442-48804-9

Bildquelle: Goldmann Verlag
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