Katharina Baumgartner erhält einen Anruf vom Klinikum Wilhelmshaven: Ihrem Vater Walter Hansen geht es sehr schlecht und man müsse mit dem Schlimmsten rechnen. Als sie ihrem Ehemann Hannes sagt, dass sie für den nächsten Tag einen Flug nach Deutschland buchen will, zeigt der wenig Verständnis für ihr Vorhaben. Schließlich, so entgegnet er, ließe sie ihn mitten in der Weinlese im Stich, und von ihrem nunmehr erkrankten Vater, der Eigentümer einer Werft ist, hätte sie seit ihrem Weggang von Hooksiel in die österreichische Steiermark vor über zwanzig Jahren nichts mehr gehört.
Entgegen der Bitte ihres Mannes zu bleiben reist Katharina ab und wird von Ingrid Brinkmann, der langjährigen Sekretärin von Walter Hansen, vom Flughafen abgeholt. Bei der Ankunft im Krankenhaus teilt man ihr mit, dass ihr Vater zwischenzeitlich auf der Intensivstation liegt und in ein künstliches Koma versetzt werden musste. Eine Versöhnung, wie Katharina gehofft hat, ist damit zumindest nicht so schnell möglich. Sie geht zur Werft, wo sie auf ihre erste Liebe Matthias Behrendt trifft. Alte Erinnerungen werden wach, wie sie seinerzeit in Wien ein betriebswirtschaftliches Studium mit dem Ziel aufgenommen hat, die väterliche Werft zu übernehmen. Doch dann verliebte sie sich in den Winzer Hannes und alles kam anders.
Katharina muss unbedingt mit Thomas, dem Neffen ihres Vaters reden, der das Unternehmen als Prokurist führt. Doch der konfrontiert sie mit einer bedrohlichen finanziellen Lage der Werft, der sogar die Insolvenz droht. Man hätte sich mit einer Fährverbindung nach Helgoland quasi ein zweites Standbein verschaffen wollen. Doch im Maschinenraum des Schiffes wäre ein Brand ausgebrochen, und da noch nicht geklärt werden konnte, ob es sich um einen technischen Defekt oder Sabotageakt handelte, weigert sich die Versicherung zu zahlen. Zu Katharinas Verwirrung kommt noch hinzu, dass sich ihr Vater entgegen ihrer Annahme über all die Jahre sehr wohl über sie informiert hat. Während sie von den Problemen abschalten will, macht sie die Bekanntschaft von Alexander Hildebrand, einem charmanten Herrn, ohne zu ahnen, wer er ist.
In dem Roman Endlich wieder Meer* von Christiane Franke gibt es gleich mehrere „Baustellen“: Zum einen liegt Katharinas Vater im Koma und es ist weder abzusehen, ob es zwischen ihm und seiner Tochter zu einer Versöhnung kommt, noch, ob er ihr jemals raten kann, wie sie der drohenden Insolvenz begegnen soll. Katharina sorgt sich um ihren Ehemann Hannes, der alles andere als glücklich war, als sie ihn Hals über Kopf mit der Arbeit im Weingut zurückließ. Doch damit nicht genug: Katharina, die schon genug um die Ohren hat, sieht sich auch noch mit Problemen der achtzehnjährigen Tochter Johanna und des fünfzehnjährigen Sohnes Oskar konfrontiert, von denen die Autorin im Wechsel berichtet.
Die sich sowohl an der Nordsee wie in der Steiermark zu Hause fühlende Christiane Franke hat sich bei einigen Dialogen ihrer Protagonisten der österreichischen Lautsprache bedient, womit der Plot eine authentische Gewichtung erfährt. Die Autorin versteht es, bewegende Momente in die Geschichte so einzubauen, dass nicht nur bei Katharina Tränen die Wangen herunterlaufen, sondern auch bei dem einen oder anderen Leser, der sich im Übrigen auf eine in Aussicht gestellte Fortsetzung mit jeder Menge Intrige, Eifersucht, Beziehungsstress, Bauchkribbeln, Flirt und Hinterlist freuen darf!
Endlich wieder Meer von Christiane Franke
GOYA Verlag 2021
Hardcover
288 Seiten
ISBN 978-3-8337-4337-5