Von der Besatzung der im April 2007 aufgefundenen Luxusjacht Kaz II, die Erwähnung in dem Kriminalroman Dünenkiller* von Sven Koch findet, fehlt bis heute jede Spur. Genauso, wie dieses „Geisterschiff“ führerlos im Wasser trieb, entdecken Nordseefischer in dem Roman eine Jacht. Als sie an Bord gehen, finden sie das Deck voll mit Blut und neben drei verbrannten Leichen eine schwer verletzte Frau.
Die Sonderkommission für Organisierte Kriminalität und Schwerverbrechen unter der Leiterin Ceylan Özer in Wilhelmshaven ist mit den Ermittlungen beauftragt. Wie ihre Kollegen Tjark Wolf, Femke Folkmer, Fred und der Forensiker Steevens stellt sich Ceylan die Frage, wie die Frau als einzige das Massaker überleben konnte. Zu allem Unglück hat der Regen die meisten Spuren verwischt und das ausgeschaltete GPS gibt ihnen weitere Rätsel auf. Nachdem die Identität der Toten geklärt ist, finden sie heraus, dass alle drei als Banker an einem gemeinsamen millionenschweren Offshore-Windparkprojekt gearbeitet haben und dass eine Kopenhagener Firma die Jacht gechartert hat. Für die Ermittler liegt die Vermutung nahe, dass die verletzte Frau als Prostituierte mit an Bord war. Da diese im Krankenhaus nur unzureichende Antworten bei der Befragung abgibt, soll ein Psychologe ihr Vertrauen gewinnen. Tatsächlich erfährt er von Aisa eine schreckliche Geschichte, doch ahnt noch niemand, wie sie alle von ihr hinters Licht geführt werden.
Für das Ermittler-Duo Femke und Tjark ist der Krimi Dünenkiller* bereits der dritte Fall. Sven Koch zieht den Leser schon auf den ersten Seiten in seinen Bann und hält ihn mit raschen Szenenwechseln „bei der Stange“. Immer weiß er mehr als die Ermittler, womit der Autor die Spannung sogar noch weiter steigert. Zwielichtige Personen bekommen erst nach und nach einen Namen, wie der Auftragskiller Petrov oder der mysteriöse Mister V.
Sven Koch baut reale politische Ereignisse wie die tragische Geiselnahme von Beslan im September 2004, bei der viele Geiseln den Tod fanden, in die Handlung ein. Der äußerst spannende Roman vor der Kulisse der Ukrainekrise zeigt die Strukturen der tschetschenischen Mafia und die Macht des Geldes auf, dessen langer Arm bis zur Staatsanwaltschaft reicht. Obwohl der Leser stets gegenüber den Kommissaren einen Wissensvorsprung hat, weiß er nicht die Rolle der angeschossenen Aisa einzuschätzen. Die einzige Frage, die sich ein aufmerksamer Leser stellen mag, ist die, wie Aisa bei ihrer nächtlichen Flucht so schnell an die Autoschlüssel kommen konnte, zumal sie nur mit einem Pyjama bekleidet war.
Bei einer Schluss-Szene in Harlesiel sieht er die Gegend förmlich vor seinem geistigen Auge und er „hört“ die Schreie der Möwen, so, wie er sich zuvor den Hafen von Neuharlingersiel gut vorstellen konnte. Er möchte die letzten Seiten, auf denen sich die Ereignisse überschlagen und es bei den Handelnden auf Minuten ankommt, schneller lesen in der Hoffnung, dadurch dem weiteren Geschehen eine bestimmte Richtung geben zu können. Ein rundum gelungener Krimi mit einer glaubhaften Story und sehr bildhaften Sprache!