Die Zeit, die vor uns liegt von Maria Barbal

Die Zeit, die vor uns liegtArmand ein Witwer, der über Rückenschmerzen und Schlafstörungen klagt, wird von seinem Arzt empfohlen, es doch einmal mit Yoga zu versuchen. Er meldet sich für einen Anfängerkurs im Bürgerzentrum von Sants, einem Stadtbezirk von Barcelona, an und muss feststellen, dass er der einzige Mann unter mehr als einem Dutzend Frauen ist. Auch wenn ihm das zunächst Unbehagen bereitet, fühlt er sich nach einiger Zeit doch recht wohl dabei. Eines Morgens wird er von Elena angesprochen, ob er nicht eine Tochter namens Silvia hätte. Obwohl er keine Tochter hat, klärt er Elena nicht über ihren Irrtum auf. Da er sie attraktiv findet und sie ihm gleich zu Anfang aufgefallen war, möchte er sie gerne näher kennenlernen.

Nach Kursende folgt er Elena in der Hoffnung, dass sich eine Begegnung ergibt. Als Armand sie in einem Café entdeckt, nimmt er seinen ganzen Mut zusammen, spricht sie an und setzt sich zu ihr an den Tisch. Nach einigen ersten Treffen nur donnerstags nach dem Yogakurs, folgen in den darauffolgenden zwei Wochen tägliche Verabredungen. Doch basiert ihre Beziehung nur auf körperlicher Nähe und Intimitäten, ohne Fragen zu stellen, was Elena hilft, sich lebendig und glücklich zu fühlen. Als jedoch Elenas Ehemann erkrankt, distanziert sie sich von Armand.

Maria Barbal beschreibt in ihrem Roman „Die Zeit, die vor uns liegt“ die recht unterschiedlichen Lebenssituationen der beiden Protagonisten, die ihr Berufsleben sowie die Erziehung der Kinder bereits hinter sich haben. Armand ist Witwer und hat seit dem Tod seiner Frau den Kontakt zu seinem Sohn verloren, der inzwischen nach England ausgewandert ist und dort eine Familie gegründet hat. Aus seiner Einsamkeit heraus stürzt er sich voller Euphorie in die Beziehung mit Elena, die zur Quelle seines Glücks wird. Elena lebt schon seit vielen Jahren in einer Ehe, die von Gleichgültigkeit geprägt ist. Sie hat den richtigen Zeitpunkt verpasst, sich von ihrem Mann zu trennen, der sie auf seinen Reisen mit anderen Frauen betrogen hat. Außerdem möchte sie nicht von der einen Beziehung gleich in eine neue Beziehung wechseln.

Maria Barbal beschreibt die Lebenssituationen der beiden Protagonisten sehr klar und sachlich, so dass der Leser deren Handlungen und Entscheidungen gut nachvollziehen kann. Der Erzählstil ist ruhig und bedächtig und schildert die Ereignisse jeweils im Wechsel aus den Perspektiven von Armand und Elena. Obwohl der Roman vielversprechend beginnt, verliert er im weiteren Verlauf ein wenig an Tiefe und bleibt eher eine romantisch verklärte Liebesgeschichte zweier Menschen im fortgeschrittenen Alter. Doch ungeachtet der Tatsache, dass die Protagonisten das sechzigste Lebensjahr bereits überschritten haben, ist die Thematik nicht nur für ältere Leser interessant, denn ähnliche Konfliktsituationen können sich auch in Beziehungen jüngerer Menschen ergeben. Trotz einiger Schwächen, ein lesenswerter Roman.

Die Zeit, die vor uns liegt von Maria Barbal

Die Zeit, die vor uns liegt
Übersetzung von Heike Nottebaum
Diana Verlag 2022
Hardcover mit Schutzumschlag
192 Seiten
ISBN 978-3-453-29265-9

Bildquelle: Diana Verlag
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