Die Telefonistin – Mrs. Dalton hört mit von Gretchen Berg

Die Telefonistin – Mrs. Dalton hört mitNicht erst im Handy-Zeitalter werden Telefongespräche unerlaubterweise abgehört. Eine Telefonistin vergangener Tage konnte sich heimlich in eine vermittelte Leitung einklinken, indem sie einfach den Stumm-Schalter umlegte. So hat es auch die Protagonistin des Romans „Die Telefonistin – Mrs. Dalton hört mit“ von Gretchen Berg gehandhabt: Vivian Dalton lebt mit ihrem Ehemann Edward und Tochter Charlotte in Wooster, einem kleinen Ort im Bundesstaat Ohio. Eines Tages belauscht sie ein Gespräch, bei dem eine ihr unbekannte Frau eine Vermittlung mit Betty Miller wünscht. Ausgerechnet die Vivian verhasste Betty erfährt, dass Edward zu dem Zeitpunkt verheiratet gewesen sein soll, als er Vivian ehelichte! Sie ist außer sich vor Wut, denn zu der Enttäuschung, dass Edward seine Ehe verschwiegen hat, kommt ihre Sorge, dass Betty das Gerücht in Wooster verbreitet.

Gretchen Berg erzählt in ihrem Roman „Die Telefonistin – Mrs. Dalton hört mit“ die Geschichte ihrer Großmutter, wobei sie sich nach eigener Aussage in wesentlichen Punkten an die Fakten gehalten hat. Der Plot setzt im Jahr 1952 an. In einem ersten Rückblick ins Jahr 1925 wird beschrieben, wie Vivian bereits als neugieriges Kind ihre Schwestern und Cousinen belauscht. Im Gegensatz zu ihr hat Betty immer alles bekommen, da ihr reicher Vater J. Ellis Reed ein geachteter Mann in Wooster ist. Wegen der Wirtschaftskrise ist Vivian keine Schulbildung vergönnt und mit gerade einmal siebzehn Jahren hat sie im Jahr 1931 eine Anstellung in der Telefonzentrale der Ohio Bell erhalten. Sie hat geheiratet, und weil ihr Ehemann in einer entfernt gelegenen Haftanstalt Arbeit findet, müssen sie von Wooster wegziehen, wohin sie jedoch später wieder zurückkommen.

Vivian hat ein Faible für den roten Fire-&-Ice-Lippenstift von Revlon. Sie interessiert sich für die neuen Mäntel und Hüte anderer Frauen und verfolgt den Skandal um die bereits verheiratete Mrs. Wallis Simpson, die König Edward VIII von England ehelichte und deshalb abdanken musste. Wenn Vivian gefrustet ist, backt sie Unmengen von Graham-Crackern, deren Rezept im Buch zu finden ist. Um sich mit schönen Zähnen präsentieren zu können, lässt sie sich ihre Zähne zu Gunsten eines künstlichen Gebisses ziehen und da sie nach der Geburt von Charlotte auf keinen Fall erneut schwanger werden will, auch die Gebärmutter entfernen.

Vivian reagiert natürlich auf die unerhörte Nachricht, dass ihr Ehemann bereits verheiratet gewesen sein soll. Sie engagiert einen Privatdetektiv und sinnt auf Rache, weshalb sie ein Paar einlädt, von dem sie genau weiß, dass es ihr Mann nicht in seinem Haus sehen will. Wiederholt ist auch von einem Bankraub die Rede, bei dem die Bankangestellten Flora Parker und Gilbert Ogden Gelder von J. Ellis Reed veruntreut haben. Die Erwähnung der ersten Telefone aus Holz, die noch an der Wand befestigt waren und bei denen in einen Trichter gesprochen werden musste, während man einen zweiten ans Ohr hielt, wie auch die Nachfolgemodelle, schwarze schwere Kästen ohne Wählscheibe, weil das „Fräulein vom Amt“ das Gespräch vermitteln musste, ist sicher nicht uninteressant. Auch die Geheimnisse, die nach und nach in Wooster an die Öffentlichkeit gelangten, sind durchaus pikant. Doch leider findet der Leser keinen richtigen Zugang zu der handlungsarmen Geschichte, die viel zu langatmig erzählt wird und zum großen Teil aus Belanglosigkeiten besteht. So verliert er schon früh das Interesse am Fortgang der Handlung.

Die Telefonistin – Mrs. Dalton hört mit von Gretchen Berg

Die Telefonistin – Mrs. Dalton hört mit
Übersetzung von Janine Malz
Diana Verlag 2020
Klappenbroschur
400 Seiten
ISBN 978-3-453-29235-2

Bildquelle: Diana Verlag
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