Wie Internetdetektive in True-Crime-Fällen ermitteln!
Wer bei dem Sachbuch Die Sucht nach Verbrechen* denkt, dass Christian Hardinghaus mit Mördern über deren Sucht, immer wieder zu morden, gesprochen hat, wird schon mit dem Untertitel „Wie Internetdetektive in True-Crime-Fällen ermitteln“ eines Besseren belehrt. Der Autor setzt bei der Anziehungskraft an, die außergewöhnliche Fälle auf uns Menschen ausüben und hinterfragt die Ursachen der Faszination von True-Crime, wobei er alle Aussagen mit Zahlen untermauert. Er zitiert einen Meinungsredakteur, der gar die Entwicklung des wahren Verbrechens zu einem „kulturellen Giganten“ sieht. Obwohl Frauen selbst in größter Angst leben, Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden, sind sie überrepräsentiert. Das Websleuthing wird von ihm anhand von Beispielen definiert und er sucht nach einer psychologischen Erklärung dafür, was hinter der Faszination für Gewaltverbrechen steht, wobei einer der Gründe aus der Verhaltenstherapie bekannt ist.
Christian Hardinghaus sucht nach weiteren Erklärungen, geht auf den Stellenwert sozialer Medien zu diesem Thema ein und lässt auch Voyeurismus nicht aus. Weiter führt er aus, dass ungelöste Verbrechen (Cold Cases) aufzudecken evolutionär bedingt ist und der Vorläufer dessen wie auch des Websleuthings die TV Serie „Aktenzeichen XY ungelöst“ ist. Der Autor geht ausführlich auf die Vorgehensweisen der Hobbyermittler und das sie antreibende Phänomen sowie ihre Bedeutung für die ermittelnden Kriminalisten ein und berichtet in diesem Zusammenhang von Erfolgen der Internetdetektive, die durchaus zur Aufklärung eines Falles beitragen können, wie auch von Pannen oder Behinderungen.
Die beliebteste Sparte des True-Crime-Genres in den USA sind die Cold Cases. Mit Fallbeispielen führt er die Kriminalfälle aus, dessen Täter bis heute gesucht werden. Gleiches gilt für bis zum heutigen Tag spurlos verschwundene Opfer oder Opfer, deren Identität bis dato nicht festgestellt werden konnte, wobei es die unterschiedlichsten Gründe gibt. Schließlich listet der Autor Fälle auf, bei denen noch zu klären ist, ob es sich um ein Mordopfer handelt, der Tote Selbstmord begangen hat oder ob ein Unfall als Ursache in Frage kommt.
Christian Hardinghaus beleuchtet das Thema, „wie Internetdetektive in True-Crime-Fällen ermitteln“, in seinem Sachbuch Die Sucht nach Verbrechen* sehr eingehend und erschöpfend, wobei er tief in die Materie eintaucht und Aspekte aufgreift, über die sich die meisten Menschen keine Gedanken machen. Sachlich fundiert erklärt er seinen Lesern die Zusammenhänge und hinterfragt kritisch Fakten. Erstaunt zeigt er sich über die selbstregulierenden Regeln, denen sich die Mitglieder unterordnen, die wirklich gute Aufklärungsarbeit leisten und schon so manchen Fall zur Auflösung geführt haben.
Aufschlussreich sind für an dem Thema Interessierte, wobei dieses Genre seinen Ursprung in Amerika hat und erst in jüngster Zeit nach Europa „geschwappt“ ist, welche weitreichenden Rückschlüsse Ermittler beispielsweise aus dem Mageninhalt der Opfer, ihrer Kleidung, den Handydaten oder mitgeführten Utensilien ziehen können. Die achtzehn vom Autor detailliert dokumentierten Fälle sind schon nicht leicht zu verkraften, kommen jedoch nicht im Geringsten an einige Textseiten heran, die mit der Quälerei von Katzen ihren Anfang nehmen und mit den abartigsten Gräueltaten eine Fortsetzung finden. Zartbesaitete verspüren einen Kloß im Hals und im schlimmsten Fall verfolgen sie noch des Nachts die Bilder in ihrem Kopf.
Wie bei einem Sachbuch zu erwarten, gibt es im Anhang eine Fülle Material und Erläuterungen zu den im Text gemachten Anmerkungen. Es bleibt nur zu hoffen, dass der eine oder andere Leser einen zielführenden Beitrag zu einer der vorgestellten Fälle machen kann, denn jedem Fall ist aus diesem Grund sowohl ein Foto des Opfers hinzugefügt, als auch ein Hinweis, an welche Stelle sachdienliche Hinweise gerichtet werden können.
Die Sucht nach Verbrechen von Christian Hardinghaus
Europa Verlag 2024
Klappenbroschur
272 Seiten
ISBN 978-3-95890-554-2