Anina, die Protagonistin in dem Roman Die Kunst, eine schwarze Katze* von André David Winter, unternimmt im Jahr 1964 in ihrer Schule im Wallis erste Malversuche. In ihre Klasse gesellt sich der italienischsprachige Schüler Agostino, um den sie sich kümmern soll, da sie als Klassenbeste die hochdeutsche Sprache beherrscht. So ganz nebenbei lernt sie selbst dabei italienisch, während er sie zum weiteren Malen mit seinem Buch über die Weltmeere animiert. Um so größer ist die Enttäuschung, als er eines Tages plötzlich nicht mehr zur Schule kommt.
Zehn Jahre später freut sich die in einem Internat lebende Anina, deren Herz für die Kunst schlägt, dass sie die Aufnahmeprüfung zur Akademie in Paris bestanden hat. Dort freundet sie sich mit Nathalie Dupré an, die sie nur Pralina nennt. Anina ist glücklich, bei dem von ihr verehrten Professor Perrot malen zu dürfen, bis seine Machenschaften bekannt werden, die von der Presse nur zu gerne aufgegriffen werden. Unglücklich und enttäuscht verlässt Anina die Akademie und zieht nach Paris, wo sie Luc David kennenlernt. Im Jahr 1977 arbeitet sie an ihrer Diplomarbeit und stellt entsetzt fest, dass sie von Luc David ein Kind erwartet. Sie entscheidet sich dafür und bricht ihr Studium ab.
Anina, die im Jahr 1989 in einem Verlag in Zürich arbeitet und einen Bildband herausbringt, denkt an vergangene Zeiten zurück, die so ganz anders als ihr heutiges Leben waren. Stillschweigend hört sie sich die „gemeinsamen pädagogischen Grundsätze“ ihres Ehemannes Luc an, der sie fortlaufend an Dinge erinnert, die sie noch zu erledigen hat, was die gemeinsame Tochter betrift. Da erreicht Amina eine Einladung zu einer Feier ihrer einstigen Freundin Pralina aus der Zeit in Paris, was sie wundert, da sie seit vielen Jahren keine Kontakte mehr zu ihren Kommilitonen der Kunstgewerbeschule hat. Sie reist zu ihr nach Géradmer und wird sich bewusst, wie anders ihr Leben als das ihrer Freundin verlaufen ist. Sie fasst einen Entschluss, wobei sie sich durchaus über die Konsequenzen im Klaren ist: Einvernehmlich gestehen sich Luc und Amina ihre Affären ein. Es kommt zur Scheidung und sie entschließt sich von ihrem Erbe zum Kauf des Sommerhauses von Pralina, um dort wieder ihr Hobby, die Malerei, aufnehmen zu können.
André David Winter beginnt seinen Roman Die Kunst, eine schwarze Katze* mit den Geschehnissen des Jahres 1989. Im weiteren Verlauf wechseln Rückblicke zu den Ereignissen der 1960er und 70er Jahre mit den aktuellen Vorfällen im Jahr 1990. Dem Leser fällt es nicht leicht, diese chronologischen Sprünge einzuordnen, zumal der Autor auch weniger bedeutungsvolle Begebenheiten wie einen tödlichen Autounfall von Aminas Mutter oder auch einen ihrer Besuche auf einem Friedhof in den Plot einfließen lässt.
Schon im Elternhaus fühlte sich Amina nicht wohl, zumal ihr Vater, ein Kriminalist, den Vorsatz hatte: Strafe muss sein. Bei einem Vorfall im Elternhaus schwor sie sich, nie mehr zu tanzen oder zu singen und rief ihren Eltern Hasstiraden zu. Erst spät erkennt sie, dass ihr Leben eine nicht gewollte Richtung genommen hat. Sie erinnert sich, dass sie in der Studentenbude von Luc mit ihm gekifft hat und dass sie damals häufig Sex hatten. Im Gegensatz dazu kommt es im Jahr 1990 nur noch alle paar Monate zum nicht einmal aufregenden Sex.
André David Winter erinnert in seinem Roman auch an die Katastrophe im Jahr 1965, bei dem weit über einhundert, zumeist italienische Bauarbeiter durch den Abbruch des Allalingletschers unter Eis und Geröll den Tod fanden. Zudem erwähnt sie den in Paris begrabenen Jim Morrison, den Frontmann der Rockband „The Doors“. Ein Roman, deren Ende sich sinnbildlich in viele Fäden auflöst, denn er deutet lediglich an, wohin die weitere Reise der Protagonistin gehen könnte.
Die Kunst, eine schwarze Katze von André David Winter
edition bücherlese 2024
Hardcover mit Schutzumschlag
192 Seiten
ISBN 978-3-906907-96-3