Die Klamm von Reinhard Kleindl

Die KlammNachdem Philipp Schreiner nicht mehr an seinem Arbeitsplatz aufgetaucht ist und sich seine Nachbarin voller Sorgen um die Familie an die Polizei gewendet hat, befürchtet Kaspar Deutsch, Chefinspektor des LKA Wien und Leiter der Mordkommission, einen Zusammenhang zu einem dreißig Jahre zurückliegenden Fall: Damals verschwand in Klamm, einem Bergdorf, ebenfalls ein Ehepaar mit seinem Kind. Lediglich der Sohn konnte gerettet werden, während seine Eltern einen qualvollen Tod starben.

Unterdessen wird die seit mehr als sechs Jahren aus dem Polizeidienst ausgeschiedene und frühere Leiterin der Mordkommission Anja Grabner von einer Nonne angesprochen und um Hilfe gebeten. Doch aus den wenigen Worten, dass jemand zurück wäre und alles wieder von vorne beginnen würde, wird sie nicht schlau. Als sie darüber mit ihrem Nachfolger und früheren Kollegen Kaspar Deutsch sprechen will, führt er sie zur Wohnung der vermissten Familie Schreiner. Erst von der Gerichtsmedizinerin Edith Hildebrandt erfährt Anja, dass hinter vorgehaltener Hand alle Ermittler davon überzeugt sind, dass Kaspar eine Verbindung zu dem alten Fall sieht, bei dem Exemplare einer exotischen Ameisenart gefunden wurden. Doch Kaspar bestreitet vehement einen Zusammenhang, was sich Anja nicht erklären kann und wütend macht.

Die mysteriöse Bitte der Nonne beschäftigt Anja nach wie vor und sie fragt sich, ob und wie deren Auftauchen mit dem Verschwinden der Familie Schreiner zusammenhängt. Zunächst ermittelt sie privat und fährt nach Klamm. Nachdem Oberst Hacker sie pro forma wieder als Polizeischülerin in den Dienst aufgenommen hat, ist Anja nicht mehr zu bremsen. Die Dorfbewohner sind sich einig, dass der seinerzeit für unschuldig befundene Stefan Dahm der Mörder war. Doch kann er nicht hinter dem Verschwinden der Familie Schreiner stecken, da er sich von einer Brücke in den Tod gestürzt hat. Noch kann sich Anja keinen Reim auf die Heimlichtuerei ihres Kollegen Kaspar machen, doch ist sie davon überzeugt, dass den Ameisen eine wichtige Rolle zufällt, deren Spur sie nachgehen muss.

Reinhard Kleindl hat seinen Thriller „Die Klamm“ in einem fiktiven Bergdorf in Österreich angesiedelt. Der Handlungsverlauf wird von Kapiteln unterbrochen, in denen der Täter auf eine Speicherkarte in seinem Handy spricht. Vom Privatleben der Protagonistin erfährt der Leser, dass sie mit Lars Ingels eine Affäre hatte, den sie in einer Bar trifft. Neben den Ermittlungen, die sie größtenteils im Alleingang durchführt, muss sie sich um ihren Vater kümmern. Warum Anja Grabner vor mehr als sechs Jahren aus dem Dienst ausgeschieden ist, wird in diesem zweiten Thriller mit der Ermittlerin nicht erklärt, so dass auch die Frage offenbleibt, was sie in dieser Zeit gemacht hat. Da sie unmittelbar mit den Recherchen in Klamm beginnen konnte, musste sie offensichtlich keine Kündigungsfrist bei einem Arbeitgeber einhalten, womit einem sofortigen Wiedereintritt in den polizeilichen Dienst nichts im Weg stand.

Wie im Kopf von Anja, in dem sich nach und nach die Puzzleteile fügen, so erschließen sich auch dem Leser im weiteren Handlungsverlauf die Zusammenhänge und er erhält Antworten auf eine Reihe von Fragen. Dass sich die Ermittlerin bei ihren Alleingängen in größte Gefahr begibt, ist nicht verwunderlich und eher vorprogrammiert. Wer hinter dem Täter steckt, kann lediglich vermutet werden, denn Reinhard Kleindl präsentiert dem Leser in seinem zunehmend spannend werdenden Thriller „Die Klamm“ zumindest noch eine weitere verdächtige Person.

Die Klamm von Reinhard Kleindl

Die Klamm
Goldmann Verlag 2019
Klappenbroschur
448 Seiten
ISBN 978-3-442-48940-4

Bildquelle: Goldmann Verlag
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