Die Festung von Horst Eckert

Die FestungDie beiden ersten Kriminalromane, die Horst Eckert schrieb, wurden in dem Buch „Die Festung“ vom Grafit Verlag für den Leser neu aufgelegt.

In „Annas Erbe“, seinem ersten Roman überhaupt, soll sich Kriminaloberkommissar Karl Thann vom K1 beweisen, indem ihm die Führung eines Mordfalls übertragen wird. Ein Deponiearbeiter findet Leichenteile eines zuvor gefolterten Mannes, der übel zugerichtet wurde. Es stellt sich heraus, dass es sich bei dem Toten um Günther Eich handelt, der vor 25 Jahren seine Freundin ermordet haben soll und gerade aus der Haft entlassen wurde.

Als sich Thann mit der Vergangenheit von Eich intensiver beschäftigt, wird ihm der Fall von Kriminaloberrat Bollmann mit der Begründung entzogen, dass er noch zu jung und die Sache eine Nummer zu groß für ihn wäre. Da Thann jedoch im Gegensatz zu seinem Nachfolger aufgrund seiner Recherchen davon überzeugt ist, dass des Rätsels Lösung bei dem vor 25 Jahren verübten Mord zu suchen ist, ermittelt er auf eigene Faust weiter. Immer wieder hört er von einem Fotoalbum und fragt sich, welches Geheimnis dahinter steckt. Seine Befürchtung, nicht mehr allen seinen Kollegen trauen zu können, wächst. Doch er ist auf die Unterstützung zumindest einer kleinen Gruppe angewiesen und muss jemanden ins Vertrauen ziehen. Schließlich setzt er alles auf eine Karte und handelt gegen alle Dienstvorschriften.

In „Annas Erbe“ baut Horst Eckert sofort zu Beginn des Kriminalromans einen Spannungsbogen auf, der bis zum Schluss gehalten wird. Es geht um die Machenschaften von Immobilienspekulanten und um einträgliche Geschäfte mit Pornos. Ungewöhnlich an dem Krimi ist, dass sich die Beamten nicht ergänzen, sondern im Gegenteil unter ihnen Misstrauen vorherrscht. Horst Eckert hat den Charakter des Protagonisten mit viel Ironie ausgestattet und gerade weil dieser zu gerne dem Alkohol zuspricht, wirkt er mit dieser menschlichen Schwäche für den Leser authentisch. Weniger glaubhaft wirkt beispielsweise die Geschichte, als Thann telefonisch von einem verletzten Kollegen um Hilfe gebeten wird und nicht sofort einen Krankenwagen anfordert. Aber dies sind nur kleine Schwachstellen, die der Spannung in „Annas Erbe“ von Horst Eckert keinen Abbruch tun. Aufmerksame Leser könnten schon frühzeitig die Lösung vermuten, doch für die meisten dürfte die Enthüllung am Ende wegen einer Spitzfindigkeit des Autors eine Überraschung sein!

In dem zweiten Krimi „Bittere Delikatessen“ hat Karl Thann vom K1 Urlaub und seine Kollegen müssen den Mord an Feinkostkönig Heinz Fabian aufklären, dem mit einem Messer der Kehlkopf durchtrennt wurde. Kriminaloberkommissar Benedikt Engel verhört zunächst Nora, die Tochter des Toten, die in einer Filmproduktion mitwirkt. Er zählt sie ebenso zu den Verdächtigen wie den ehemaligen Angestellten Ivanisevic. Als sich Engel mit dem Klatschreporter Alex Vogel auf einen Deal einlässt, macht er sich damit bei seinem Vorgesetzten Frank Brauning zwar unbeliebt, wird aber trotzdem von ihm gedeckt. Doch er verlangt dafür von Engel eine Gegenleistung, denn er muss für ihn einen „Nebenjob“ erledigen, der ihn aus der Fassung bringt.

Im K2 macht Thomas Swoboda der Dealer Enzo zu schaffen. Aber Engel vereitelt dessen Erfolg, indem er Enzo festnimmt, obwohl der Fall nicht in seinen Dienstbereich gehört. Als Swobodas Vorgesetzter eine Verbindungen der Rauschgiftszene zu dem Mordfall Heinz Fabian vermutet, versetzt er ihn ins K1. Dort soll er helfen, weitere Morde aufzuklären, die möglicherweise im Zusammenhang mit dem ersten Fall stehen. Swoboda ist von der Maskenbildnerin Jeannette angetan, die ihn mit den Größen im Filmgeschäft bekannt macht. Engel und Swoboda, der eine von der Mordkommission, der andere von der Sitte, müssen nun notgedrungen zusammenarbeiten. Sie verhören weiter die Mitglieder der Schauspieltruppe, aber jeder kann dem anderen nur bedingt trauen.

Wie schon in dem ersten Krimi „Annas Erbe“ lässt Horst Eckert auch in „Bittere Delikatessen“ immer wieder Zeitungsartikel eines Boulevardblattes einfließen, das sich gierig auf alle Sensationen stürzt. Der vom Autor gewählte Name „Blitz“ dürfte bei dem Leser schnell Parallelen zu einer realen Zeitung erkennen lassen. In „Bittere Delikatessen“ hat Horst Eckert das Thema Kindesmissbrauch aufgegriffen und auch dieser Krimi verspricht von Anfang bis Ende Spannung pur. Der Autor versteht es, den Leser zu fesseln und enthüllt nach und nach Details wie beispielsweise Verwandtschaftsverhältnisse. Noch anzumerken wäre hier lediglich, dass nach einem überraschenden Ende eine weiterführende Handlung unrealistisch erscheint. Beide Kriminalromane des Buches „Die Festung“ enthalten jede Menge Verwicklungen und erfordern vom Leser besonders viel Aufmerksamkeit. Wer also nicht nur an einem einfach gestrickten Krimi á la Mankell interessiert ist, wird von diesem Buch nicht enttäuscht werden!

Die Festung von Horst Eckert

Die Festung
Grafit Verlag 2012
Taschenbuch
510 Seiten
ISBN 978-3-894-25408-7

Bildquelle: Grafit Verlag
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