Der Zauber meines viel zu kurzen Lebens von Kate Gross

Der Zauber meines viel zu kurzen LebensKate Gross, die mit nur sechsunddreißig Jahren an Darmkrebs verstarb, hat im Angesicht des bevorstehenden Todes ihre Autobiografie „Der Zauber meines viel zu kurzen Lebens“ geschrieben. Nach eigenen Angaben ist sie in Dubai am Persischen Golf aufgewachsen und viel in der Welt herumgekommen. Während ihrer Schul- und Studienzeit leidet sie zwar unter Verdauungsproblemen, doch misst sie ihnen keine große Bedeutung bei. Im Jahr 2004 lernt sie ihren späteren Ehemann Billy kennen und zieht zu ihm nach Cambridge. Kate Gross ist Mitte dreißig, beruflich als Vertraute von Premierminister Tony Blair auf der Erfolgsleiter oben angekommen und freut sich mit ihrem Mann über die Geburt ihrer Zwillinge. Das Paar verbringt mit den beiden Jungen eine kurze, aber glückliche Zeit.

Als sie plötzlich unter Übelkeit leidet, dem ein lang anhaltendes Erbrechen folgt, geht Kate Gross im Oktober 2012 ins Krankenhaus, direkt im Anschluss nach einem langen Flug. Dort diagnostizieren die Ärzte einen Tumor, der bereits ihr Lymphsystem passiert und Metastasen in der Leber ausgebildet hat, was eine sofortige Operation erforderlich macht. In den folgenden zwei Jahren unterzieht sie sich weiteren Eingriffen, einmal sogar in Houston, weil sie sich davon bessere Chancen auf Heilung verspricht. Sie macht eine sechsmonatige Chemotherapie, wobei sie diesen Begriff jedoch angesichts der qualvollen Prozedur für eine Fehlbezeichnung hält. Obwohl sie alle medizinischen Möglichkeiten ausschöpft, verliert sie den Kampf gegen den Krebs und verstirbt am 1. Weihnachtstag 2014.

Die schriftlich festgehaltenen Erinnerungen der Autobiografie „Der Zauber meines viel zu kurzen Lebens“ wären nicht so interessant zu lesen, hätte sie nicht eine Frau geschrieben, die nur noch eine sehr begrenzte Zeit zu leben hat, wodurch die Geschichte eine andere Bedeutung bekommt. Kate Gross hat ihr Buch nicht chronologisch aufgebaut und es auch vermieden, auf die Tränendrüse zu drücken. So sehr sie sich natürlich gewünscht hat, mit ihrem Mann alt zu werden und die Kinder aufwachsen zu sehen, so schätzte sie sich auch glücklich, nicht eines Tages als Witwe übrig zu bleiben und auch nicht wie ihre Eltern ihr Kind zu Grabe tragen zu müssen. Sie erzählt viele kleine Geschichten aus Büchern, an die sie sich erinnert, denn ein Leben ohne Bücher war für sie nie vorstellbar. Da sie nach eigenen Angaben viel von der Welt gesehen hat, wozu auch das Leid der Ärmsten gehört, war sie sich immer bewusst, dass sie zu den Privilegierten auf dieser Erde zählt. So hat sie als Mitbegründerin einer Organisation den überlebenden Menschen in Ruanda nach dem schrecklichen Massaker von 1994 geholfen.

Für ihre Zwillinge Oscar und Isaac, die erst drei Jahre alt waren, als Kate Gross erkrankte und deren Einschulung sie nicht mehr erleben durfte, hat sie das Buch „Der Zauber meines viel zu kurzen Lebens“ geschrieben. Mal wird sie in ihren Gedankengängen philosophisch, oftmals reizen die Textpassagen der ehemals lebenslustigen Frau aber auch zum Schmunzeln. Es ist nicht leicht, eine Bewertung für ein Buch mit einem so traurigen Inhalt abzugeben, denn es sollte sich kein Mensch mit solchen Gedanken herumplagen müssen, wie es Kate Gross getan hat. Dennoch ist die Autobiografie eine eindeutige Leseempfehlung. Bei aller Verzweiflung und Bitternis war sie sich in ihren letzten Lebenswochen darüber im Klaren, dass nicht die Anzahl der Lebensjahre zählt, sondern vielmehr das, was man aus seinem Leben gemacht hat und ob man die zur Verfügung stehende Zeit genutzt und wirklich gelebt hat. Genau das hat sie getan! In diesem Sinne ist das sehr einfühlsame Buch, das kaum jemand so schnell aus seinem Gedächtnis zu löschen vermag, auch eine Bereicherung.

Der Zauber meines viel zu kurzen Lebens von Kate Gross

Der Zauber meines viel zu kurzen Lebens
Übersetzung von Stefanie Fahrner
Diana Verlag 2016
Broschur
208 Seiten
ISBN 978-3-453-29179-9

Bildquelle: Diana Verlag
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