Der Zauber eines Sommers von Francesca Barra

Der Zauber eines SommersAls junge Frau hat Rossella Timpone das süditalienische, in der Basilikata gelegene Dorf Borgo Felice verlassen. Zurück blieben ihre beiden Schwestern Ida und Beatrice sowie die Eltern Anna und Luigi. Viele Jahre später bittet Rossella ihre beiden Kinder Giulia und Lorenzo, den Sommer bei ihrer Familie in Italien zu verbringen. Obwohl die im modernen Norditalien aufgewachsenen Kinder heftig protestieren und ihre Ferien auf keinen Fall in diesem „gottverlassenen Bergnest“ verbringen wollen, setzt sich ihre Mutter durch und stellt sie vor vollendete Tatsachen.

In dem ersten Teil des Romans „Der Zauber eines Sommers“ lässt Francesca Barra zunächst Rossella von ihren Kindheitserinnerungen in der Ich-Form berichten: Sie erzählt vom schweren Leben ihrer Mutter Anna, die nach einem Arbeitsunfall des Vaters als Schneiderin für den Lebensunterhalt aufkommen musste und von einem Lehrmädchen hintergangen wurde. Weiterhin berichtet Rossella von der Heirat der älteren Schwester Ida, einer ersten Liebe und dem Auszug von Beatrice. Diese führt in einem eigenen Kapitel die Erzählung fort und macht deutlich, dass ihr jedes Mittel recht war, um dem verhassten dörflichen Leben zu entkommen und stattdessen in Mailand ihre Träume zu verwirklichen. Schließlich kommt auch Ida zu Wort und spricht von ihrer Ehe, ihren Kindern Nicola und Miriam sowie einem schweren Schicksalsschlag.

Erst im zweiten Teil knüpft die Autorin an das aktuelle Geschehen im Sommer 2016 der drei Timpone-Schwestern aus dem Prolog an. Hier schildert sie das Aufeinandertreffen der gänzlich unterschiedlich aufgewachsenen Cousinen. Giulia und Lorenzo treten ihrer Verwandtschaft pampig und aufmüpfig entgegen und sind hauptsächlich an dem Vorhandensein von WLAN interessiert. Dass die beiden nur auf ihre Handys starren, irritiert Nicola und Miriam. Rossella ist über den Kleidungsstil von Giulia entsetzt, der ihrer Ansicht nach eher zu einem „Flittchen“ passen würde. Die Reaktion von Giulia auf die an einen Rollstuhl angewiesene Cousine Miriam, die wegen der im südlichen Italien nicht angelegten behindertengerechten Wege kaum das Haus verlassen kann, überrascht alle.

Die Darstellung der verschiedenen Perspektiven der drei Schwestern machen den Reiz des Romans „Der Zauber eines Sommers“ aus. Francesca Barra macht auf durchaus amüsante Art die Unterschiede zwischen den in einer Großstadt und den in einem kleinen Dorf aufgewachsenen Geschwistern deutlich. Die Verhaltensweisen der Heranwachsenden sind realistisch dargestellt. Gut vorstellbar ist auch die Reaktion der jungen Rossella, die aus Unentschlossenheit eine ihr dargebotene Chance auf ein Leben fern ihrer Heimat nicht wahrnimmt. Der interessant aufgebaute Plot entwickelt sich wie ein Strudel und zieht den Leser mehr und mehr in seinen Bann, was auch dem flüssigen Schreibstil der Autorin zu verdanken ist. Auf den letzten Seiten überstürzen sich die Ereignisse und in der ebenfalls in der Basilikata gelegenen Gemeinde Castelmezzano kommt die Familie am Flying Fox, einer in der Alpenwelt verbreiteten Stahlseitrutsche, zusammen.

Der Zauber eines Sommers von Francesca Barra

Der Zauber eines Sommers
Übersetzung von Ingrid Ickler
Blanvalet Verlag 2019
Taschenbuch
288 Seiten
ISBN 978-3-7341-0619-4

Bildquelle: Blanvalet Verlag
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