Der Kuss des Kaisers von Christine Neumeyer

Ein historischer Wien-Krimi!

Der Kuss des KaisersIm Auftrag des kaiserlich-königlichen Kultusministeriums soll der k. u. k. Amtssekretär Josef Krzizek während der Ausstellung von Gustav Klimt den Ankauf des Gemäldes „Der Kuss“ abwickeln. Da wird im Muschelbrunnen des Schlosses Belvedere in Wien eine menschliche Hand gefunden. Polizeiagent Johann Pospischil und sein Kollege Doktor Leopold Frisch entdecken daraufhin in den Brunnen und Teichen des Schlossparks verteilt weitere Leichenteile. Allerdings fehlt der Kopf, was eine Identifizierung schwierig gestaltet. Ihr Vorgesetzter Chefinspektor ist aufgebracht, denn es ist nicht auszudenken, was bei Bekanntgabe des Mordes passiert. Es könnte die Versicherungssumme des Gemäldes beträchtlich in die Höhe treiben. Und was würde der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand dazu sagen, der bald in seine Residenz zurückkehren wird? Die beiden Ermittler von der Geheimpolizei stehen unter Druck und müssen sich beeilen.

Nachdem Franz Kührer wegen einer augenfälligen Hautkrankheit seine Anstellung als Fuhrmann verlor, trieb es ihn mit seiner Ehefrau Erna immer mehr in die Armut. Amtssekretär Krzizek sorgte dafür, dass die Familie eine Wohnung im selben Haus wie er beziehen kann. Der Frau hat er darüber hinaus eine Putzstelle im Schloss besorgt, verlangt dafür allerdings „Gefälligkeiten“, die ihm seine Ehefrau nicht bietet. Unerwartet kommt Daniel, der älteste Sohn des Paares Kührer, wieder nach Hause, was den Eltern zusätzliche Sorgen bereitet. Wegen seiner Spielschulden bietet er seine erst zwölfjährige Schwester Klementine gut betuchten Männern an, doch nachdem sie von Graf Rollowitz entjungfert wird, erlischt für Daniel die Geldquelle und das Mädchen, nunmehr in sich gekehrt, schweigt fortan.

Die Ermittler von der Geheimpolizei vernehmen alle Personen, die Zugang zum Schloss haben, wobei ihnen Major Alexander Brosch, verantwortlich für die Sicherheit der erzherzoglichen Familie, hilfsbereit zur Seite steht. Zunächst befragen sie den Amtssekretär Krzizek, Kassierer Hans Sobotka und Erna Kührer. Da diese eine Nachbarin von Krzizek ist, was an sich schon ungewöhnlich ist, gehen sie auch zu ihrem Haus und befragen dort Hausmeister Hermann Buchholz, den jüdischen Kaufmann Goldstein und ebenso Ernas Ehemann Franz, der sich zu Hause um Klementine und die Zwillinge Max und Moritz kümmert. Doch die Ermittlungen gehen nicht voran, da setzt Pospischil alle Hoffnungen auf seinen Labrador.

Der historische Wien-Krimi „Der Kuss des Kaisers“ von Christine Neumeyer, der im Jahr 1908 angesiedelt ist, lebt von der „Wiener Schmäh“, einer eigenen, den Wienern vorbehaltenen Mentalität. Natürlich reden die Handlungspersonen auch im Wiener Dialekt, wenn es heißt „Mei, ist des schee“, „Bin viel zu oid für di“ oder auch „Da brauchen S‘ Ihna kane Sorgen machen“. Die Ehefrau des Thronfolgers, in deren Diensten Erna kurzzeitig steht, redet diese in der dritten Person an, was in den gehobenen Kreisen zur damaligen Zeit normal war. Wer es sich leisten konnte, fuhr in einem Fiaker oder mit der „Elektrischen“. Wie die Autorin dazu vermerkt, hat deren Einführung zu zahlreichen Verletzten und Todesfällen geführt. Zudem hat die Syphilis weitere Opfer gefordert.

Das Privatleben des Protagonisten Johann Pospischil kommt bei Christine Neumeyer ebenfalls nicht zu kurz. Von Ischiasschmerzen geplagt ist dieser froh, dass er sich auf seine Schwester Gerti verlassen kann. Vielsagend ist eine Äußerung von ihm, dass nämlich die Wahrheit nichts anderes als die Summe unterschiedlicher Wahrnehmungen ist, weil sie für jeden „ein bisserl“ anders aussieht. Über seine Art der Wahrheitsfindung mag ein Kriminalbeamter heutzutage nur schmunzeln. Der Leser darf in dem Kriminalroman „Der Kuss des Kaisers“ keine nervenaufreibende Spannung erwarten, sondern sich eher auf ein köstliches Lesevergnügen mit amüsanten von Pospischil und seinem Kollegen Frisch gezogenen Rückschlüssen freuen.

Der Kuss des Kaisers von Christine Neumeyer

Der Kuss des Kaisers
Picus Verlag 2023
Hardcover
270 Seiten
ISBN 978-3-7117-2136-5

Bildquelle: Picus Verlag
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