Der Klang der Welt von Carlos Santana

Der Klang der WeltCarlos Santana schreibt in seiner Autobiografie „Der Klang der Welt“, dass er bereits durch seinen Vater, Groß- und Urgroßvater musikalisch geprägt wurde. Die ersten Jahre verbringt der 1947 in Autlán, Mexiko, geborene Musiker mit sechs weiteren Geschwistern in ärmlichsten Verhältnissen. Er schreibt vom Umzug nach Tijuana, vom Verhältnis zu seiner Mutter und davon, wie er mit neun Jahren vom Vater an die Geige herangeführt wird und in Kirchen das Ave Maria spielt. Mit dreizehn hört er in einem Park Javier Batiz auf einer E-Gitarre Blues spielen, was Santanas Leben verändert. Er bringt sich das Gitarrenspiel selbst bei und jamt in Stripclubs. Mit fünfzehn durchlebt er eine harte Zeit in San Francisco, wo er jahrelang als Tellerwäscher nebenher Geld verdienen muss. Ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre schließt er sich unter dem Einfluss des Vietnam-Krieges und der Ermordung Martin Luther Kings der Hippiebewegung an. Bill Graham, dem Carlos Santana viel zu verdanken und der seine Karriere stark beeinflusst hat, wird auf die Santana Blues Band aufmerksam. Von lateinamerikanischen Einflüssen geprägt, deren Wurzeln Carlos Santana aber in Afrika sieht, wie er betont, erlebt die Band, die sich ab 1968 nur noch Santana nennt, einen rasanten Aufstieg als Vorband namhafter Musiker. Der Durchbruch gelingt ihnen auf dem legendären Woodstock-Festival im Jahr 1969.

Unter Mitwirkung von Ashley Kahn und Hal Miller schreibt Carlos Santana von seinen weltweiten Tourneen, darunter auch ein Auftritt in einem Gefängnis, seiner Begeisterung für neue Gitarren, der häufig wechselnden Zusammensetzung seiner Bandmitglieder und ihrer von Bill Graham vorausgesagten Veränderung durch den finanziellen Erfolg und Ruhm. In den Anfängen haben alle Bandmitglieder mehr oder weniger harte Drogen konsumiert und waren geschockt, als Jimi Hendrix, Jim Morrison und Janis Joplin als erste ihrer Generation daran zugrunde gingen.

Neben der Dokumentation seines musikalischen Aufstiegs und einer Auseinandersetzung mit diversen Musikstilen kommt aber auch sein Privatleben nicht zu kurz. Mit seiner ersten Frau, deren Trennung er später nur schwer verkraftet, schlägt er einen spirituellen Weg ein, eröffnet ein vegetarisches Restaurant und bekennt sich zu Jesus Christus. Seinen drei Kindern ist er bis heute ein aufopferungsvoller Vater und hat eine Stiftung ins Leben gerufen, die Waisen und Straßenkindern eine Perspektive eröffnet. Als Mexikaner beklagt er die systematische Ausrottung der Indianer und die Vereinnahmung seines Heimatlandes durch die Amerikaner. Seine Wurzeln verleugnet er nicht und benutzt lieber den Hintereingang, als den für ihn reservierten roten Teppich. Seit seiner Zeit in den Stripclubs ist ihm klar, dass einige Frauen keine andere Wahl hatten, als sich zu prostituieren, was seine Einstellung zu Frauen beeinflusst hat.

Carlos Santana spricht den Leser immer direkt mit SIE an und entführt ihn von Anfang an in eine den meisten Menschen unbekannte Welt und fremde Kultur. Er erfährt viel von den persönlichen Ansichten dieses Gitarrenvirtuosen, der mit seinem Buch „Der Klang der Welt“ schonungslos mit sich selbst abrechnet und auch bekennt, als Kind missbraucht worden zu sein. Doch, so betont er immer wieder, war für ihn stets ein Engel zur rechten Zeit und am richtigen Ort zur Stelle. Die umfangreiche Biographie, die an keiner Stelle uninteressant oder langweilig wird, ist mit zahlreichen Aufnahmen der Band versehen, aber auch mit Fotos, die Carlos Santana als Kind zeigen und später mit seinen Kindern, seiner ersten und auch zweiten Frau. Um mit seinen Worten zu schließen: Oh Mann, ist das ein wundervolles Buch!

Der Klang der Welt von Carlos Santana

Der Klang der Welt
Riva Verlag 2015
Hardcover
672 Seiten
ISBN 978-3-86883-561-8

Bildquelle: Riva Verlag
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