Der Klang der verborgenen Räume von Felicity Whitmore

Der Klang der verborgenen RäumeNina Altmann ist eine gefeierte Pianistin, doch kann sie sich nicht verzeihen, ihre Freundin und Professorin, der sie ihre Karriere zu verdanken hat, mit dessen Ehemann Johannes betrogen zu haben. Seit jener Nacht verkrampfen sich ihre Finger beim Anblick eines Klaviers und sie kann nicht mehr spielen. Umso dankbarer ist sie, ihrem Wohnort Dortmund entfliehen zu können, als sie das Landhaus Stone Abbey in England von ihrer Urgroßtante Ernestine erbt. Doch mit diesem Erbe ist die Verpflichtung verknüpft, dass sie die Unschuld ihrer Vorfahrin Anna Stone beweist, die vor einhundertachtundfünfzig Jahren vier Menschen ermordet haben soll und gehängt wurde.

Nach ihrer Ankunft fällt Nina sofort an einem Gemälde eine frappierende Ähnlichkeit zwischen ihr und Anna Stone auf, die ebenfalls eine Pianistin war. Ihre Nachforschungen führen sie nach Mainston Hall, wo sie von Butler Bryan begrüßt wird. Obwohl Bryan von Anna Stones Schuld überzeugt ist, führt er Nina bereitwillig durch das Haus und sogar durch verstaubte Zimmer, die seit langer Zeit ungenutzt geblieben sind. Seit „Der Klang der verborgenen Räume“ für Nina wahrnehmbar ist, will sie unbedingt hinter das Geheimnis von Anna Stone kommen. Ihre Großmutter Abigail, der es zu Lebzeiten nicht gegönnt war, das Gerücht einer Mörderin aus der Welt zu schaffen, soll endlich ihre Ruhe finden.

Felicity Whitmore erzählt in ihrem Roman genau genommen zwei Geschichten: Zum einen die von Nina, die als Rahmenhandlung im Jahr 2015 ansetzt, und zum anderen die von Anna Stone, die die Jahre 1851 bis 1857 umfasst, aber auch noch eine Rückblende beinhaltet, die von den Geschehnissen ab 1832 berichtet. Durch den steten Wechsel zwischen den Handlungssträngen von Nina und Anna, natürlich immer zu einem dramaturgisch exakt kalkulierten Moment, hält die Autorin das Interesse des Lesers an dem Fortgang der Handlung aufrecht. Sein Mitgefühl gilt in erster Linie dem Schicksal von Anna Stone, die gerade von den Menschen enttäuscht wird, von denen sie es am wenigsten erwartet hat. Verschwörung und Intrigen werden ihr schließlich zum Verhängnis.

Der Roman „Der Klang der verborgenen Räume“ von Felicity Whitmore ist in einem flüssigen Schreibstil verfasst. Durch die geschilderten, zurückliegenden Ereignisse, die das Leben von Anna Stone entscheidend beeinflussen sollten, hat sie eine interessante und intelligente Verknüpfung herstellen können, die für ein treffliches Finale sorgt. Vielleicht empfinden es einige Leser der Tragik zu viel, wenn wiederholt davon die Rede ist, dass Anna bei den Dingen, die sie gewahr wird, glaubt zu ersticken. Andere wiederum mögen sich über die erstaunlichen graphologischen Fähigkeiten von Bryan wundern, der anhand nur eines Wortes und aus dem Stand mit Sicherheit eine identische Handschrift erkennt, doch kann das eine Empfehlung des Romans nicht beeinflussen.

Der Klang der verborgenen Räume von Felicity Whitmore

Der Klang der verborgenen Räume
dtv 2017
Broschur
432 Seiten
ISBN 978-3-423-26167-8

Bildquelle: dtv
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