Der Duft des Zorns von Marvin Roth

Der Duft des ZornsMike Zeller soll lediglich ein paar der kleinen Fläschchen seines Arbeitgebers Ethic Inc. stehlen, wofür ihm sein Auftraggeber eine „fürstliche Belohnung“ verspricht. Doch verunglückt er tödlich mit dem Diebesgut. Deputy Will Mac Callen entdeckt den Toten, und noch bevor er den Unfall meldet, steckt er sich ein nach Rosen duftendes Fläschchen ein, das er für einen Parfumflakon hält. Tatsächlich handelt es sich bei dem Inhalt jedoch um eine gefährliche, bewusstseinserweiternde Droge, die über die Schleimhäute von Mund und Nase in die Blutbahn gelangt und bereits innerhalb weniger Sekunden das Gehirn erreicht. Die Droge verwandelt die Menschen in eine Bestie, die jeglicher moralischer Grundsätze beraubt nach Mord giert.

Nichts ahnend verschenkt der Deputy das vermeintliche Duftwasser an seine Freundin Rosi, der es allerdings von ihrer Untermieterin Sally geraubt wird. Sie riecht an dem Fläschchen und bringt in ihrer Mordlust zunächst Rosi, später auch den Deputy in ihre Gewalt. Inzwischen wird dieser von Sheriff Ernest Gregory vermisst, der zu Rosi fährt, wo er ebenfalls von Sally überwältigt wird. Unterdessen lagern beim Bürgermeister von Walkers Hill die beim Verunglückten sichergestellten Fläschchen. Seine Sekretärin Wilma reicht ein von ihr entwendetes an Claudette weiter, die nach Freisetzung der todbringenden Substanz nach dem Leben ihres Postboten trachtet. Die meisten Opfer gibt es allerdings im Restaurant Potts zu beklagen, in dem es von Verstümmelten und Niedergemetzelten wimmelt. Roger Thorn vom FBI versucht genau wie der Kriegsveteran Duke hinter die Ursache der Morde zu kommen. Doch neben diesem Geschehen hetzt auch noch ein Mafiaboss die Killer Vito und Luigi auf Carlo, der dank eines Zeugenschutzprogramms als Paolo in Walkers Hill ein bürgerliches Leben führt, und Yavuz Kozoglu will dem Mythos von Mister Moto in dem Ort auf die Spur kommen.

Marvin Roth hat in seinem Buch „Der Duft des Zorns“ ein interessantes Gedankenexperiment hinsichtlich der Frage, was wäre, wenn eine das Bewusstsein verändernde Droge in falsche Hände gerät, gewagt. Bedenkt man, mit welchen gefährlichen chemischen Stoffen oder biologischen Krankheitserregern weltweit in Forschungslaboren experimentiert wird, ist die Angst vor einem unkontrollierten Ausbruch sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Die wechselnden Schauplätze und immer neu hinzukommenden Personen machen es dem Leser allerdings nicht leicht, der Handlung zu folgen. Zumal sich gerade auf den ersten Seiten einige Geschehnisse aus einer anderen Perspektive wiederholen, was zunächst für Verwirrung sorgt.

Einen raschen Szenenwechsel behält der Autor kontinuierlich bis zum Ende bei, womit er dem Leser kaum Zeit zum Durchatmen lässt. Einerseits hält Marvin Roth auf diese Weise die Spannung, mutet aber andererseits durch die Masse an Personenschicksalen dem Leser einiges zu. Neben den breiten Raum einnehmenden Geschichten des Kriegsveteranen und der Mafiabande gibt es noch einen in der Vergangenheit mordenden Arzt, einen zum Pfarrer gewordenen Polizisten und den verbrecherischen Kopf von Ethic Inc., also extrem viel Handlung. Wenn der Roman „Der Duft des Zorns“ auch flüssig geschrieben ist und mit schönen Umschreibungen wie „Freude an floralen Erfolgen“ punkten kann, so sind häufige vom Korrektorat übersehene Fehler zu beanstanden, die den Lesefluss stören. Doch wie bereits erwähnt, ist der Autor in seinem Buch einer interessanten Frage nachgegangen, und wer sich auf das mörderische Gedankenspiel einlässt, wird in Zukunft beim Anblick von Rosen bestimmt an seine düstere Vision erinnert.

Der Duft des Zorns von Marvin Roth

Der Duft des Zorns
Spica Verlag 2015
Klappenbroschur
286 Seiten
ISBN 978-3-943-168-61-7

Bildquelle: Spica Verlag
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