Das Haus am Fluss von Tanja Heitmann

Das Haus am FlussMarie Odenwald ist ihrem Onkel Gerald dankbar, dass er ihr „Das Haus am Fluss“ überlässt, ein ehemaliges Kapitänshaus. Nachdem ihr Leben vor drei Jahren eine unverhoffte Wende nahm, sehnt sie sich nach Ruhe. So zieht sie mit ihrem zehnjährigen Sohn Valentin von Frankfurt nach Tidewall an die Elbmündung, auch wenn ihr dort nur die untere Etage zur Verfügung steht. Denn Geralds Mutter hält als Eigentümerin die oberen Räume verriegelt, was Marie zwar nicht stört, aber doch wundert. Während sich der Junge schnell mit der etwas älteren Dasha anfreundet, ist Marie froh, dass ihr deren Onkel Asmus Mehnert bei den anstehenden Renovierungsarbeiten im Haus hilfreich zur Hand geht. Dabei kommt hinter einer Spanplatte ein handgefertigter Einbauschrank zum Vorschein, der aus einer Zeit stammen muss, als das Kapitänshaus noch in hellem Glanz erstrahlte. Marie will unbedingt mehr über die Vergangenheit des Hauses und seine früheren Bewohner wissen und hofft, von Asmus mehr zu erfahren.

Der Roman „Das Haus am Fluss“ von Tanja Heitmann teilt sich in zwei Handlungsstränge. Einmal geht es um das Leben von Marie, die 2013 in das Kapitänshaus einzieht, ein anderes Mal ist Mina die Protagonistin, die im Jahr 1924 zum einundzwanzigsten Geburtstag von ihrer Oma Theophila eine Rubinnadel erhält, ein seit Generationen weitergereichtes Familienerbstück. Mina wird von der Autorin als emanzipierte, aufmüpfige junge Frau charakterisiert, die ihr Herz an Johann verliert, der als einfacher Arbeiter jedoch nicht wie der um sie werbende Alfred Löwenkamp ihrem Stand entspricht. Es war dies die Zeit, als die Bessergestellten noch in die Sommerfrische fuhren und Mina sogar noch ihre Großmutter siezen musste. So erinnert die Autorin in ihrer Familiensaga auch daran, dass im Jahr 1941 für ein Telefonat noch der Gang zum Postamt erforderlich war und dass es in Hamburg im Jahr 1962 eine schwere Flutkatastrophe gab.

Tanja Heitmann besitzt die Gabe, aus einer Geschichte mit relativ knapper Handlung eine viele Seiten umfassende Familiensaga zu machen, in die manch einer voll Begeisterung abtaucht, die andere aber wiederum als zu langatmig empfinden, zumal der Erzählstil überwiegt, der wenig Ereignisreiches zu bieten hat. Sowohl Marie, als auch Asmus umgibt ein Geheimnis, was zunächst natürlich keiner der beiden zugeben will, was jedoch der jeweils andere spürt. Einiges in dem Roman „Das Haus am Fluss“ ist wie die sich entwickelnden Liebschaften in den beiden zeitlich voneinander getrennten Lebenswegen durchaus vorhersehbar. Wer eine Schwäche für bildhafte Ausschmückungen hat und ein Anhänger herzbewegender Liebesgeschichten ist, sollte sich von dem beträchtlichen Umfang des Buches nicht abschrecken lassen.

Das Haus am Fluss von Tanja Heitmann

Das Haus am Fluss
Blanvalet Verlag 2017
Taschenbuch
576 Seiten
ISBN 978-3-7341-0411-4

Bildquelle: Blanvalet Verlag
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